VSG: Noch kein gleicher Lohn für gleiche Arbeit
Die Kolleg*innen der Vivantes Service GmbH waren im Frühjahr 51 Tage im Streik. Letzte Woche Donnerstag ging ihr Arbeitskampf nun offiziell zu Ende. Das Ergebnis ist gemischt.

Am Donnerstag ging Berlins längster Streik seit mehr als fünf Jahren zu Ende. 51 Tage waren die Kolleg*innen der Vivantes Service GmbH (VSG) im Streik – vom 11. April bis zum 31. Mai. Jetzt hat die Tarifkommission einem Tarifvertrag zugestimmt, der demnächst von der Gewerkschaft und vom Unternehmen unterschrieben wird.
Die VSG-Kolleg*innen haben im Grunde einen Streik gegen Ausgliederung geführt. Das dürfen sie aber nicht so aussprechen, denn laut deutschem Richter*innenrecht wäre ein solcher Streik ein Eingriff in die „unternehmerische Freiheit“ und damit verboten. Deswegen hieß die Kampfparole: „TVöD für alle!“ Der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst gilt beim Mutterkonzern Vivantes. Würde man bei der Tochterfirma auch Tariflöhne zahlen, dann würde sich die Ausgliederung gar nicht rentieren. Eine Wiedereingliederung würde naheliegen. Genau das passierte bei einer Tochterfirma am Botanischen Garten Berlin, nachdem dort Tariflöhne erkämpft wurden.
Was wurde nun bei der VSG erreicht? Leider: deutlich weniger als TVöD. Laut einer Mitteilung der Gewerkschaft ver.di sollten die Löhne bei der VSG künftig „mindestens 90 Prozent“ des TVöD-Niveaus betragen. Aber wie ein VSG-Kollege und Mitglied der Tarifkommission im Interview vorrechnet, gilt diese Zahl nur für die Beschäftigten der Sterilisation. Hier war die Streikbeteiligung am Stärksten. In anderen Bereichen werden Beschäftigte nur 83-87 Prozent des Tariflohns erhalten. Dazu kommen zahlreiche weitere Schlechterstellungen bei Sonderzahlungen, Urlaubstagen, Arbeitsbedingungen usw. usf..
„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!“ Das war eine Parole von unzähligen Arbeitskämpfen in den letzten Jahren in der Hauptstadt. Jedes Berliner Landesunternehmen hatte in den nuller Jahren Tochterfirmen gegründet, um Tarifverträge zu umgehen und Löhne zu drücken. Überall waren Belegschaften gespalten. Proteste dagegen gab es bei angestellten Lehrer*innen, am Botanischen Garten, beim Universitätsklinikum Charité, an der BVG… Der rot-rot-grüne Senat hatte in seinem Koalitionsvertrag versprochen, diese schreiende Ungerechtigkeit zu beenden und künftig in landeseigenen Tochterunternehmen Tariflöhne zu zahlen. Nur: Eingelöst haben sie ihr Versprechen nirgends.
Radikalisierung
Es gibt nun einen Tarifvertrag an der VSG, und das bedeutet rund 30 Prozent mehr Lohn für die Kolleg*innen – das ist ausschließlich dem langen Arbeitskampf zu verdanken. Der Streik bei der VSG war von Anfang an schwierig. Rund 70 Kolleg*innen haben den Kampf aufgenommen. Nur bei der Sterilisation konnte der Krankenhausbetrieb erheblich gestört werden. Die Geschäftsführung setzte hier unqualifizierte Streikbrecher*innen ein, wie wir erstmals berichtet haben, und gefährdete damit Patient*innen.
Für die ersten fünf Wochen „dümpelte der Streik nur so dahin“. Jeden Tag gab es ein Streiklokal an einem anderen der insgesamt neun Vivantes-Krankenhäuser. Aber richtig spannend war es nicht – neben Streikzelt, Streiklisten, Essen und Kaffee passierte nicht viel.
Erst in der sechsten Woche begannen die Streikenden mit radikaleren Aktionsformen. Sie blockierten die Landsberger Alle – und hier kam der Streik endlich in die bürgerlichen Medien. Plötzlich sprachen Politiker*innen der Regierungskoalition darüber. Doch trotz wohlwollender Worte aus den Reihen von SPD, Grünen und Linkspartei hat niemand die Einhaltung ihres Koalitionsvertrages ernsthaft in Erwägung gezogen. Der Finanzsenator, Matthias Kollatz-Ahnen, drohte sogar offen im Fernsehen damit, dass man im Falle von Tariflöhnen an der VSG die Dienstleistungen an Fremdfirmen vergeben würde. Mit anderen Worten: Die Kolleg*innen sollten ihre Jobs verlieren, wenn sie die Einhaltung der Wahlversprechen durchsetzen würden. Selbst für einen sozialdemokratischen Politiker unglaublich dreist!
Deswegen sind die VSG-Kolleg*innen immer wieder zu den Verantwortlichen gegangen. Immer wieder standen sie vor Landesparteitagen – besonders effektiv war, als sie den regierenden Bürger*innenmeister Michael Müller (SPD) während seines „Empfangs für Arbeitnehmer“ am Abend vor dem 1. Mai umzingelten. Die Sozialdemokrat*innen mussten dann so tun, als hätten sie gar keine Ahnung, was in ihren Landesunternehmen so passiert.
Der Streik bekam Unterstützung von anderen Arbeitskämpfen: Von den studentischen Beschäftigten der Berliner Hochschulen (TVStud), die zur gleichen Zeit für einen neuen Tarifvertrag kämpften; von der Feuerwehr, die eine Mahnwache mit Feuertonne vor dem Roten Rathaus aufgestellt hatte; auch von einer feministischen Veranstaltung für das Recht auf Abtreibung. Gemeinsam mit verschiedenen Belegschaften gab es ein richtiges Festival gegen Prekarisierung in Verantwortung des Landes Berlin.
Das Hauptamt
Die Forderung „TVöD für alle“ war durchsetzbar. Dass die VSG-Kolleg*innen mindestens bis zum 31. März 2021 – Lautzeit des neuen Tarifvertrages – Krankenhausbeschäftigte zweiter Klasse bleiben, war kein unvermeidbares Schicksal. Die Kolleg*innen haben ihre Entschlossenheit unter Beweis gestellt. Die Öffentlichkeit hatte Sympathie für ihre Forderungen – schließlich haben alle Menschen ein Interesse daran, dass die Arbeiter*innen im Krankenhaus halbwegs zufrieden sind.
Nur eine Kraft stand der vollen Durchsetzung der Forderungen im Weg: die Bürokratie der Gewerkschaft ver.di.
Bereits ein Jahr davor, im Sommer 2017, war die Charité Facility Management (CFM) im Streik. Das ist die Servicetochter des Berliner Universitätsklinikums Charité – CFM und VSG sind zwei sehr ähnliche Konstruktionen und beide Arbeitskämpfe haben sehr ähnliche Forderungen. Was wäre naheliegender gewesen als ein Zusammenschluss der Kämpfe? Die beiden Tarifkomissionen schlugen gemeinsame Streiktage vor. Doch der ver.di-Vorstand, der jede Streikaktion genehmigen muss, lehnte ab – ohne Begründung.
Es ist ein bekanntes Problem, dass die hauptamtlichen Funktionär*innen der Gewerkschaft, besonders in den höheren Stellen, in der Regel ein sozialdemokratisches Parteibuch haben. Oft fühlen sie sich dem Erfolg ihrer Parteigenoss*innen in den Regierungen stärker verpflichtet als den Interessen ihrer Mitglieder.
Beim VSG-Streik war dieses Problem besonders krass. Die ver.di-Verhandlungsführerin saß gleichzeitig im Aufsichtsrat des Krankenhauskonzerns – in der Vergangenheit hatte sie bei Protestkundgebungen darauf hingewiesen, dass die Forderungen finanzierbar bleiben müssen.
Der ver.di-Apparat hat diesen Streik mit angezogener Handbremse geführt. Wichtige Gewerkschaftsfunktionär*innen ließen sich nie im Streikzelt blicken – nicht von der Landesebene, von der Bundesebene ganz zu schweigen. Ursprünglich wurden die „Gestellten“, die bei Vivantes angestellt sind, aber ihren Dienst bei der VSG leisten, gar nicht zum Streik aufgerufen. Erst nach starkem Druck aus der Basis wurde der Streikaufruf auf alle VSG-Mitarbeiter*innen ausgeweitet. Erst in der sechsten Streikwoche wurden Pflegekräfte zu einem Solidaritätsstreik aufgerufen. Gleich 30 Kolleg*innen traten in den Ausstand, was erhebliche Gewinneinbußen für Vivantes bedeutete. Was wäre passiert, wenn ver.di die Pflegekräfte und das Servicepersonal zu einem gemeinsamen Streik aufgerufen hätte?
Doch die ver.di-Bürokratie wollte gar nicht „TVöD für alle“. Als die selbsternannten Meister*innen der Kompromisse wollen die Bürokrat*innen vor allem ein schnelles Ergebnis. Das wurde besonders bei einer auf Video aufgenommenen Streikversammlung deutlich: Die Verhandlungsführerin versucht, den Arbeitskampf um jeden Preis zu beenden. Möglicherweise wegen einer Nachricht, die kurz danach die Öffentlichkeit erreichte: Vivantes zahlt seinen Manager*innen absurd hohe Gehälter – fast eine halbe Million Euro im Jahr für die Chefin –, und das wird vom Landesrechnungshof kritisiert. Das sind die gleichen Manager*innen, die Tariflöhne für das Servicepersonal „nicht finanzierbar“ nennen.
Doch nicht nur innerhalb der Gewerkschaftsbürokratie besitzt die SPD eine Basis. Auch im Staatsapparat sitzen SPD-Mitglieder in wichtigen Positionen, wie in der Verwaltung. Und so wusste man bestimmt unlängst über die baldige Veröffentlichung Bescheid. Der Bericht des Landesrechnungshofs, der die hohen Management-Gehälter bei Vivantes kritisiert, hätte sicherlich zu einer weiteren Radikalisierung des Streiks geführt. Man wurde also gewarnt. Deshalb hat sich die Gewerkschaftsführung noch einmal extra Mühe gegeben, den Arbeitskampf endlich zu beenden. Eine weitere Eskalation des Streiks hätte womöglich unabsehbare Folgen gehabt. Auch hätte der skandalöse Bericht unter Umständen noch mehr Kolleg*innen dazu gebracht, dem Streik beizutreten. Die Gewerkschaftsbürokratie hatte schlichtweg Angst, endgültig die Kontrolle über den Streik zu verlieren.
Was nun?
Die große Schwäche des Streiks war das anfängliche Vertrauen in diese Gewerkschaftsbürokratie. Es ist auch für Gewerkschaftsmitglieder schwer zu glauben, dass die eigene Führung – die Vertreter*innen, die man mit seinen Mitgliedsbeiträgen bezahlt – den Arbeitskampf bremst. Man möchte erstmal glauben, dass es sich um Fehler handelt. Erst mit der Zeit wird deutlich, dass System dahinter steckt.
Die Antwort auf diese bürokratische, bremsende Führung des Streiks lautet: Streikdemokratie! An jedem Streiktag muss es Versammlungen geben, die die Situation des Kampfes diskutieren und alle wesentlichen Entscheidungen treffen. Beim VSG-Streik gab es auch fast jeden Tag Versammlungen. Die Dynamik manchmal eher bescheiden, mit wenigen Redebeiträgen – die Selbstorganisierung muss erst erlernt werden.
Die Vermutung liegt nah, dass der VSG-Streik erfolgreicher gewesen wäre, wenn es von Anfang an radikale Aktionsformen und eine selbstbewusste Basis gegeben hätte. Doch sowas entsteht nicht von einem Tag auf den anderen. Die Kolleg*innen brauchten einige Wochen, um diese Sachen in der Praxis zu lernen. Umso wichtiger ist es, dass diese Lehren jetzt nicht mit dem Ende des Streiks verloren gehen. Der Vorschlag an die Kolleg*innen der VSG lautet, sich als Botschafter*innen zu verstehen, beim nächsten Streik gegen Prekarisierung dabei zu sein und von ihren Erfahrungen zu berichten. So können sie dafür sorgen, dass die nächste Belegschaft, die diesen Kampf aufnimmt, möglichst gleich zum Streikauftakt eine Straße blockiert, um öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen, und sich nicht von der Gewerkschaftsführung verraten und verkaufen lässt.
Schließlich hat, durch den Bericht des Landesrechnungshofs, ganz Berlin von den skandalösen Gehältern des Vivantes-Managements erfahren. Aber wahrscheinlich haben nur wenige von dem Abbruch des Streiks erfahren. Die Streikenden der VSG können ihre Version der Geschichte an Kolleg*innen weitergeben, die den Kampf ebenfalls aufgenommen haben.
Manche Kolleg*innen treten nun aus Frust aus der Gewerkschaft aus. Diesen Frust verstehen wir total – und halten diesen Schritt dennoch für einen großen Fehler. Unorganisiert ist es noch schwerer zu kämpfen als innerhalb einer bürokratisierten Gewerkschaft. Wir müssen uns in unabhängigen Basisgruppen in ver.di organisieren. Wir müssen die Kämpfe gegen Prekarisierung vernetzen. Wir müssen unsere Führungen zwingen, die Kämpfe bis zum Ende zu führen, statt auf faule Kompromisse zu setzen. Und wir müssen das Ziel haben, die Bürokratie von ver.di zu stürzen, und die Gewerkschaft so umzukrempeln, dass arbeitende Menschen selbst über ihre Arbeitskämpfe entscheiden. Schließlich sind wir selbst die „Expert*innen“ für unsere Arbeitsplätze: Wir wissen, was wir brauchen, und wir wissen auch, wie wir den Betrieb notfalls dafür lahmlegen können.
Dafür müssen wir die Gewerkschaften demokratisieren und auch innerhalb unserer eigenen Strukturen demokratische Standards durchsetzen. In dem Sinne halten wir es für einen Fehler, dass es keine Abstimmung über den Tarifvertrag gab. Dafür votierte die Tarifkommission, weil nicht genug Kolleg*innen an den Mitgliederversammlungen teilnahmen. Das ist eine gefährliche Logik. Denn es geht nicht nur darum, dass Menschen mit einem prekären Job im Schichtbetrieb große Schwierigkeiten haben können, an solchen Treffen teilzunehmen. Vor allem hat die Bürokratie in den letzten Monaten immer wieder gezeigt, dass sie im Zweifelsfall die Beschlüsse der Mitglieder ignoriert. Deswegen ist eine Skepsis gegenüber solchen Versammlungen verständlich. Doch dem ist nur zu begegnen, in dem Aktivist*innen der Basis (auch der Tarifkommission) sehr beharrlich für demokratische Prinzipien eintreten. Eine Abstimmung wegen geringem Interesse abzusagen, bringt einen Teufelskreis mit sich – nächstes Mal gibt es dann noch weniger Interesse.
Der VSG-Streik war ein halber Erfolg. Es gab vorher keinen Tarifvertrag bei der VSG. Der Streik hat zwar das ursprüngliche Ziel verfehlt, jedoch haben die Kolleg*innen auch vieles gewonnen. Einerseits mehr Lohn in den Taschen, aber eben auch eine wertvolle Streikerfahrung, von der Beschäftigte überall noch lernen können. Aber es war eben auch eine halbe Niederlage. Die Gewerkschaftsbürokratie hat verhindert, dass wirklich gleicher Lohn für gleiche Arbeit erkämpft wurde. Die Lehre daraus ist, dass wir eine starke Organisierung der Basismitglieder der Gewerkschaft brauchen. Wir von Klasse Gegen Klasse wollen diese Organisierung mit unserer ganzen Kraft unterstützen.
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Ich war bei dem Streik dabei und habe mich ebenfalls auf die Erfahrung und das Vertrauen in die ver.di Kompetenz verlassen. Ich dachte ich verliere den Glaube in die Gerechtigkeit als ich erfahren musste, das die ver.di-Verhandlungsführerin gleichzeitig im Aufsichtsrat des Krankenhauskonzerns sitzt und quasi gegen sich selbst streikt. Was sollte da wohl heraus kommen. Das kann man ruhig als genialen Schachzug von ver.di bezeichnen. Die eigenen Beitrag zahlenden genossen so zu hintergehen…. einen Maulwurf ins Nest zu setzen damit der Aufsichtsrat des Krankenhauskonzerns über jeden geplanten Schritt der streikenden Mitarbeiter bescheid weiß und sofort Gegenmaßnahmen ergreifen und Verbote aussprechen kann….
Wahnsin, solch tolle Unterstützung hätte glaube ich kein einziges ver.di Mitglied erwartet. Aber obendrein hat die ver.di-Verhandlungsführerin sich noch – um es mit den Worten eines Bekannten ehemigen Politikers zu sagen – einer Legende bedient um bei der letzten Streik Versammlung zu behaupten das sie alles was möglich war heraus holte und wir doch nun innerhalb der nächsten Stunden eine Entscheidung zu treffen haben bevor die Verhandlungen scheitern und wir garnichts erreichen. Und das obwohl in dem arbeitspapier eindeutig vom Aufsichtsrat und den Streikenden festgehalten wurde das eine Bedenkzeit bis zum folgenden Montag erkämpft wurde. Da sich dieser Termin aber mit den skandalösen Berichterstattungen der Medien über die wahnsinnigen Gehälter und die unverantwortlichen Bonus / Prämien Zahlungen an zum Teil schon lange ausgeschiedene Mitarbeiter ( natürlich nur für die Mitarbeiter der Tepichetage) und der Beschwerde des Bundesrechnungshofes überschnitt, musste die ver.di-Verhandlungsführerin natürlich im Sinne ihrer Stellung im Aufsichtsrat des Krankenhauskonzerns Für Vivantes und nicht wie es ihr eigentlicher Auftrag war für die Streikenden Kolleg*innen der Vivantes Service GmbH entscheiden den Streik zu beenden,und das ohne direkte Zustimmung der Streikenden bereits am Freitag Abend – anstatt bis Montag zu warten. Warum steht im obigen Artikel von Klasse Gegen Klasse – die uns übrigens tausend mal bessers unterstützt haben als ver.di!!
Dafür tausend Dank für euch..
Fazit für mich als Betroffener : jetzt erst recht. Halten wir zusammen, lernen weiter erfolgreich zu Streiken, und zeigen Vivantes in der nächsten Verhandlung 2021 wo der Hase lang läuft. Nur – das gelingt uns nur wenn jetzt nicht alle aus Frust an den verrat von ver.di uns gegenüber jeder seine ver.di Mitgliedschaft aufkündigt. Denn ver.di sind wir alle!! Und nur wenn wir gerade jetzt mehr werden sind wir für einen erfolgreichen Streik und erfolgreiche Verhandlungen für 100 % TVÖD in 2021 gewappnet.
Das kann schon ohne viel Aufwand beginnen indem alle Kolleg*innen zu den in jedem Haus stattfindenden treffen der ver.di Arbeits/Aktiven Gruppen gehen und sich so solidarisieren und informieren.denn wir wenigen die bis dato daran teilnehmen kämpfen nicht für uns sondern für euch alle. Und dort bewahrheitet sich wieder einmal :viel hilft viel.
Also. Nicht aufgeben sondern weiter kämpfen..
Ein sehr schöner, ehrlicher und auf den Punkt gebrauchter Beitrag!!! Danke dafür!!! Schön wäre wenn es diesen öffentlich wirksam zu sehen gäbe. Ich persönlich habe bisher weder einen fertig verhandelten Tarif-Vertrag in der Hand gehalten, noch verhandelte Lohnerhöhungen (auch im TVöD) in etwaigen Abrechnungen nachvollziehen können. Mein Dank richtet sich an die TK der VSG und jedem der diesem derzeit allseitigen Machenschaften sämtlicher Führungsstrukturen versucht etwas entgegen zu wirken. Ich hoffe für alle Beteiligten, dass wir lehrreich in die Zukunft blicken, niemals vergessen,zusammen wieder Stark sein werden und den Geist und Sinn von Demokratie herstellen können!!!
Säulen der Tarifkämpfe:
ich habe vor kurzen den Artikel von KgK über den Tarifkampf und die Ergebnisse über die VSG gelesen und habe hier zu folgende Überlegungen angestellt.
Der Artikel beschreibt ausführlich, den Streikt der VSG mit allen positiven und negativen Seiten. Von den anfänglichen Schwierigkeiten den Streik in der Öffentlichkeit Präsenz zu geben bis hin zum verlegen des Streiks auf die Straße am Klinikum im Friedrichshain. Es wird auch aufgezeigt, wie schwierig es ist die Belegschaft zum mitstreiken zu bewegen, das Problem betrifft zum Glück nicht nur die VSG. Er zeigte auch die Unterstützung der VSG bei der Mahnwache der Berliner Feuerwehr „Berlin Brennt“ über die Beteiligung an die Streikmaßnahmen der Studenten in Berlin bis hin, dass die Pflegekräfte auch zum Schluß den Streikt der VSG unterstützte.
In den ganzen über sieben Wochen Streik habt ihr viel Unterstützung von Außerhalb bekommen, die Euch zur Seite standen und beim Streik aktiv mitgemacht haben. Ich brauche nicht alle Aufzählen, dass wisst ihr am Besten.
Unterstützerseiten wurden im Internet für Euch erstellt und laufen heute immer noch.
Letztendlich ist es gelungen einen Tarifvertrag für die VSG zu erringen, dass er nicht den Anforderungen und Wünsche der Streikenden erreichte steht auf ein anderen Blatt.
Jedoch muss ich sagen, dass die berechtigte Kritik an die Hauptverantwortlichen von Verdi mir zu einseitig erscheint.
Es gibt eigentlich drei Säulen der Tarifauseinandersetzung, und das wären:
– Die Belegschaft mit ihrer Tarifkommission
– Die Streikleitung, die Streikversammlungen und der Streik an sich selbst
– Die Gewerkschaft
Diese Drei Säulen müssen gemeinsam, mit allen ihnen Mitteln die ihnen zur Verfügung stehen den Kampf führen. Die Stärkste Kraft dabei sind nicht, wie immer gedacht wird, die beruflichen Funktionäre der Gewerkschaft. Die Gewerkschaft hat die meisten Erfahrung im Kampf und gibt auch Hinweise, Vorschläge und die Richtlinie für diesen Kampf. Jedoch, ist die Gewerkschaft abhängig von ihren Mitgliedern!
Die Gewerkschaft ist der priviligierte und einflussreichste Akteur unter den drei Säulen.
Dass sie die Anzahl der Streiktage bestimmt und genehmigen muss, ist ein anderes Dilemma.
Hier müssen noch bürokratische Hindernisse und alte Denkweisen abgebaut werden.
Diese einseitige Abhängigkeit bei Streiks zu brechen und die Belegschaft in den Mittelpunkt zu stellen, ist sehr schwierig ABER möglich.
Jedoch sollte die stärkste Kraft die Tarifkommission mit Ihrer Belegschaft und die Streikversammlung sowie Streikleitung sein.. Denn sie haben das Sagen! Sie sollten den Hauptverantwortlichen der Gewerkschaften Beine machen und die Richtung zeigen, wo es lang gehen soll. Die Streikversammlung stimmt eigentlich darüber ab,ob der Streik weitergehen soll oder nicht.
Man darf das Abhängigkeitsverhältnis der kämpfenden Belegschaften vom hauptamtlichen Apparat nicht unterschätzen. Das ist auch der Hauptgrund, warum bei 99% der Arbeitskampmaßnahmen nicht die Mitglieder sondern faktisch die Hauptamtlichen alleine entscheiden.
Nur dazu gehört es eben, dass eine einheitliche Linie in der Tarifkommission sowie der Streikleitung gefahren wird und eine ständige Information an die Belegschaft über alle möglichen Kanäle erfolgt. Und natürlich gehört auch der Mut dazu, gegenüber den Hauptverantwortlichen der Gewerkschaft ein konkretes „Nein“ bzw. „wir lassen die Belegschaft darüber abstimmen“ zu sagen.
Als all die Schweinereien seitens der HV von Verdi herauskam und die Pressemitteilung über die erhöhten Gehälter in der letzten Streikwoche, hattet Ihr die Chance gehabt mehr herauszuholen.
Es gab genügend Stimmen die Euch sofort Hinweise, Ratschläge und Unterstützung angeboten haben. Aber leider war hatte es nicht genützt und die Tarifkommission ging ihren eigenen Weg. Der selbstverständlich gerecht ist und die TK selbst zu verantworten hat.
Es gibt auch andere Beispiele, was es ausmacht wenn eine Belegschaft konsequent gemeinsam mit der Streikleitung, Tarifkommission und Gewerkschaften ihren Weg gehen. So ist z. B. Universitätsklinikum in Homburg, Saarland, ein Vertrag unterzeichnet, der erstmalig nach 6 Monate ( Ich wiederhole nach 6 Monate) gekündigt werden kann, sollte die Klinik versuchen die Mitarbeiter zu verarschen.
Das heißt Konkret, der GF offen Flagge zeigen, wir lassen uns nicht verarschen oder erpressen.
Alleine das Vorgehen mit dem erkämpften Tarifvertrag der VSG ist mehr als verkehrt. Nach über einen halben Jahr haben die VSG-ler immer noch nicht den TV in die Hände bekommen.
Konkret bedeutet das, dass die VSGL-ler keine Möglichkeit haben darüber abzustimmen ob sie den
TV annehmen oder ablehnen, so wie es eigentlich vorgesehen war. Und die GF nutzt das natürlich ganz konkret aus, in dem sie die VSG-ler vor vollendeten Tatsachen stellt. In dem die GF ihren Mitarbeitern mitteilt, dass ein Haustarifvertrag erfolgreich abgeschlossen wurde ohne konkret mitzuteilen, was der Haustarifvertrag aussagt. Warum wurde dieser nicht als Anhang seitens der GF
mitgesendet? Nun kann jeder Einzelne sich an die GF wenden, um eine gedruckte Ausgabe
des Vertrages zu erhalten.
Das bedeutet auch, dass sich alle (VSG, CFM, CZZP und Verdi) an einen gemeinsamen Tisch setzen und über einen gemeinsamen Streiktag abstimmen! Dieser gemeinsame Tisch sollte von Euch angekurbelt werden und anschließend Verdi dazu einladen. Unterstützergruppen dazu kennt Ihr ja, die Euch helfen würden.Eigeninitiativen sind das A und O für die Tarifkämpfe.
Und wenn Ihr einigt seit, dass Ihr eine gemeinsame Aktion mit Verdi starten wollte, z. B .
ein gemeinsamer Streiktag, dann Verdi dazu holen und den gemeinsamen Willen bekannt geben
und abstimmen. Sollte dann Verdi dagegen sein, gibt es für Euch immer noch die Möglichkeit beim Gewerkschaftsrat Beschwerde zu führen.
„Der Gewerkschaftsrat ist das höchste Organ zwischen den alle vier Jahre tagenden Bundeskongressen. Er bestimmt die Ziele der Organisation und kontrolliert die Arbeit des Bundesvorstands. Ihm gehören Vertreter/innen der Landesbezirke und der Fachbereiche zu gleichen Teilen an. Zusätzlich sind hier die Frauen, die jungen Erwachsenen, Senior/innen und anderen Personengruppen in ver.di repräsentiert. Alle Mitglieder des Gewerkschaftsrats arbeiten ehrenamtlich.“ Quelle: https://www.verdi.de/ueber-uns/organisation
Und als letztes Mittel, wäre es eine Vertrauensfrage unter den Verdi-Mitglieder gegenüber euren
Verdisekretär zu stellen. Ich glaube, diese Blamage wäre bestimmt für den Sekretär und Verdi mehr
als peinlich.
Gemeinsame Aktionen können auch ohne Verdi organisiert und durchgeführt werden, das gibt es viele Möglichkeiten und Unterstützer. Traut Euch einfach, dann wird der Kampf für Euch einfacher.