Sozialismus, Technologie und Ideologien des Elends

30.01.2021, Lesezeit 30 Min.
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Collage: Ariane Diaz.

Wieso können Postkapitalist:innen nicht träumen, revolutionäre Sozialist:innen hingegen schon?

Der Kapitalismus agiert auf globaler Ebene zunehmend als eine unaufhaltsame Maschinerie zur Produktion von Ungleichheit. Die jüngste Schilderung dieser Entwicklung stammt von einem Mainstream-Ökonomen, Thomas Piketty, in seinem Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“. In „Kapital und Ideologie“ greift er das Thema erneut auf.1 Die Weltbank schätzt, dass mit der Krise und der Covid-Pandemie bis 2021 weltweit 150 Millionen Menschen mehr in extremer Armut leben werden. Insgesamt wird fast eine:r von zehn Bewohner:innen des Planeten mit weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag auskommen müssen; eine:r von vier mit weniger als 3,20 Dollar und 40 Prozent des Planeten – fast 3,3 Milliarden Menschen – mit weniger als 5,50 Dollar. Doch in der Krise ist nicht alles schlecht. Die Zahl der Milliardär:innen stieg weltweit auf den Rekordwert von 2.189 Personen. Die 400 reichsten Menschen der USA steigerten ihr Vermögen um 8 Prozent, 15 von ihnen sogar um mehr als 40 Prozent. Der Spitzenreiter Elon Musk von Tesla und SpaceX steigerte sein Vermögen um 242 Prozent. Der arme Jeff Bezos, dem Amazon gehört, musste sich mit nur 57 Prozent Zuwachs begnügen.

Der MIT-Ökonom Daron Acemoglu analysiert in der Zeitschrift Foreign Affairs die Resultate der jüngsten US-Wahl und kommt zu dem Schluss, dass Trump bei weitem nicht der letzte US-amerikanische Populist gewesen sein wird. Schließlich liegt seine Existenzgrundlage in der wachsenden Ungleichheit. Eine Erklärung findet Acemoglu für das Phänomen aber offenbar nicht:

Die Ursachen für diese Ungleichheiten zu ermitteln, hat sich als überraschend schwierig erwiesen. Das Aufkommen neuer ‚qualifikationsbasierter‘ Wunder-Technologien, wie Computer und künstlicher Intelligenz, fiel mit einer Periode eines einzigartig niedrigen Produktivitätswachstums zusammen. Analysten haben nicht überzeugend erklärt, warum diese Technologien eher den Kapitaleignern als den Arbeitnehmern zugute kamen.

Die Antwort ist kaum ein Geheimnis. Der Kapitalismus besitzt den seltsamen Vorzug, die Fortschritte in Wissenschaft, Technologie und Arbeitsproduktivität, die dazu dienen könnten, das Wohlergehen und die Freizeit der Menschheit zu vergrößern, in ihr Gegenteil zu kehren: Auf der einen Seite produziert und reproduziert er Elend und auf der anderen Seite häuft er für eine Hand voll Milliardär:innen immer unermesslichere Vermögen an, die dem entsprechen, was eine Hälfte der gesamten Menschheit besitzt. Das „Geheimnis“, über das sich Acemoglu wundert, könnte man mit einem abgewandelten Zitat von Bill Clinton definieren: „It’s private property, stupid“ [Es ist das Privateigentum, du Idiot]. In jüngster Zeit ist die Infragestellung des Privateigentums an Produktionsmitteln und an den Früchten der Arbeit jedoch zu einer Art Tabu geworden. Derweil stehen Konzepte wie eine „Wirtschaft von unten“, ein bedingungsloses Grundeinkommen oder das Lob von „Gemeingütern“ hoch im Kurs, ebenso wie Aufrufe zum Kampf für einen „digitalen Sozialismus“ und sogar für einen „vollautomatisierten Luxuskommunismus“ (Fully Automated Luxury Communism, FALC). Wie kann das sein?

Biotechnologie und künstliche Intelligenz als Motoren der Geschichte

Ein kürzlich erschienenes Buches von Alejandro Galliano stellt im Titel die Frage: „Warum kann der Kapitalismus träumen und wir nicht?“ Darin ruft Galliano dazu auf, „die Zukunft nicht einem Haufen verrückter Millionäre zu überlassen“. „Lasst uns eine Vorstellung von der Zukunft zurückerlangen“, schreibt er, „oder jemand anderes wird es für uns tun.“2 Einer, der diesem Slogan gerecht werden will, ist der britische Journalist Aaron Bastani mit der Idee eines „vollautomatisierten Luxuskommunismus“.3 Seine These, wie die vieler Autor:innen, die man als „postkapitalistisch“ bezeichnen könnte, ist, dass wir die ersten Momente einer großen technologischen Verwerfung erleben, die einen unaufhaltsamen und allumfassenden Rückgang der Produktionskosten verursacht und dank der Automatisierung durch künstliche Intelligenz und die Transformation der Biotechnologie das Ende der Arbeit einläutet.4

Bastani bringt verschiedene Beispiele vor. Die Möglichkeiten des Informationsmanagements sind exponentiell gewachsen. 1996 baute die US-Regierung für 55 Millionen US-Dollar einen Supercomputer von der Größe eines Tennisplatzes. Dieser verfügte über die Hälfte der Prozessorleistung einer PlayStation 4 (bei einem Preis von 400 US-Dollar). Ähnliches gilt für die Fortschritte in der Biotechnologie, z. B. bei der DNA-Sequenzierung oder der synthetischen Herstellung tierischer Proteine. Der fortschreitende Kostenrückgang der Solarenergie könnte uns derweil erlauben, die Energieversorgung auf globalem Maßstab zu verändern. Er sieht sogar eine vielversprechende Zukunft für den Weltraumbergbau voraus, der einen mehr oder weniger unbegrenzten Zugang zu vielen Ressourcen ermöglichen würde.

Auf der Grundlage dieser Entwicklungen schlägt er einen Kommunismus des Überflusses vor, in dem wir unsere Freizeit genießen und die Maschinen den Rest erledigen. Einige der von Bastani genannten Beispiele sind aktueller als andere, doch der wissenschaftliche und technologische Fortschritt ist in der Tat ein Fakt. Doch zwischen dieser Situation heute und der vollständigen Automatisierung und (der Propaganda von) dem Ende der Arbeit schieben sich zwei kleine Probleme: der kapitalistische Profit und die Rolle der Staaten in der Sicherung dieser Profite. Viele der potenziellen technologischen Entwicklungen – und noch mehr diejenigen, die mit der Gesundheit und dem Wohlergehen der großen Mehrheit zusammenhängen – machen die Investitionen von großen Kapitalbeträgen nötig und stoßen mit den Vorrechten der Rentabilität zusammen. Es ist also kein Zufall, dass Fortschritte technologischer Grundlagenforschung, angefangen bei Computern und dem Internet, oft militärischen Ursprungs sind.

Unabhängig von der Propaganda vom „Ende der Arbeit“ würde es die Entwicklung der Technologie tatsächlich ermöglichen, mit immer weniger Arbeit das Gleiche zu produzieren. Doch das Kapital braucht immer mehr und immer prekärere Arbeiter:innen, um seine Profite zu steigern: Unterbeschäftigung, Arbeitslosigkeit und „an den Rand gedrängte Massen“ auf der einen Seite und Überbeschäftigung, anstrengende Arbeitstage und „kaputte“ Arbeiter:innen auf der anderen. Das eine ist die Fähigkeit der Technologie, Gebrauchswerte zur Befriedigung eines Bedürfnisses zu schaffen (z.B. ein Auto, um sich fortzubewegen) und diese in kürzerer Zeit, d.h. mit weniger Aufwand an (gesellschaftlich notwendiger) Arbeitszeit, zu produzieren. Eine völlig andere Sache ist die Technik als Mittel zur Schaffung von Tauschwerten (dem Wert, den ein Objekt auf dem Markt hat). Letzteres ist das, was für das Kapital wirklich „nützlich“ ist. Es kümmert sich nicht um den Nutzen der Sache zur Befriedigung eines Bedürfnisses, sondern sieht es als ein notwendiges Vehikel zur Realisierung seines Profits. Und dieser Profit entsteht nicht durch die Maschinen (die keinen neuen Wert schaffen), sondern durch die unbezahlte Arbeitszeit, die die Kapitalist:innen den Arbeiter:innen stehlen. Deshalb ist die Arbeitskraft für die Kapitalist:innen zwar ein „Kostenfaktor“, aber gleichzeitig können sie nicht auf sie verzichten, weil sie die einzige Quelle für echten Profit ist.5 Wie Marx es in den Grundrissen formulierte:

Das Kapital ist selbst der prozessierende Widerspruch [dadurch], daß es die Arbeitszeit auf ein Minimum zu reduzieren strebt, während es andrerseits die Arbeitszeit als einziges Maß und Quelle des Reichtums setzt. Es vermindert die Arbeitszeit daher in der Form der notwendigen, um sie zu vermehren in der Form der überflüssigen; setzt daher die überflüssige in wachsendem Maß als Bedingung – question de vie et de mort – für die notwendige.6

Bastanis Idee besagt, dass die Entwicklung der Technik und der Produktivkräfte – statt des Klassenkampfes, wie Marx sagte – der Motor der Geschichte sei, der uns zum Kommunismus voranbringen kann. Diese Idee wirft uns um ein Jahrhundert zurück. Bastani schließt sein Buch mit der Erinnerung, dass „Isaac Deutscher einmal schrieb, dass ‚der Sozialismus nicht das letzte und vollkommene Produkt der Evolution oder das Ende der Geschichte ist; in gewissem Sinne ist er nur der Anfang‘. Vielleicht ist so der FALC am besten zu verstehen.“7 Und in der Tat war Deutscher ein herausragender Vertreter dieser Illusionen in die Entwicklung der Produktivkräfte als eine Art Demiurg der Geschichte, der in diesem Fall die – vom Stalinismus beherrschte – UdSSR zum Sozialismus führen würde.

Russland entwickelte sich von einem europäischen Beispiel des Elends und der Rückständigkeit im Jahr 1917 zu einem Land, das 1957 den ersten Satelliten der Geschichte, Sputnik, in die Erdumlaufbahn brachte. Damals waren den Arbeiter:innen Löhne und Arbeitsplätze, Bildung, Gesundheit und Sieben-Stunden-Arbeitstage garantiert. Aber zur gleichen Zeit demoralisierte das Regime die Arbeiter:innenklasse unter dem Stiefel einer totalitären Diktatur, die bald auch die Wirtschaft erstickte. Visionen wie die von Deutscher, die auf eine Art „nachholende Entwicklung8 im Interesse der Arbeiter:innen“ setzten, führten zu einer Schönfärberei der stalinistischen Bürokratie, die Ende der 1980er Jahre zu einer direkten Agentin der kapitalistischen Restauration und der Pläne des Internationalen Währungsfonds wurde.

In Bastanis Fall geht es darum, eine positive Idee von einem kapitalistischen Staat zu beschönigen, der verwaltet und „sozial sensibel“ ist. Mit der Klarstellung, dass der Luxuskommunismus „seine Benutzer über die unmittelbaren nächsten Schritte belehren muss“, sagt Bastani uns, dass unsere Forderungen, während wir auf die „technologischen Verwerfungen“ warten, „ein Bruch mit dem Neoliberalismus“, „ein staatlich finanzierter Übergang zu erneuerbaren Energien und universellen Dienstleistungen“ und so weiter sein müssten. Der Traum von der Zukunft endet mit der Forderung nach einer Art aktualisiertem „Sozialstaat“. Es sei daran erinnert, dass die ursprüngliche Version des „Wohlfahrtsstaats“ nicht nur eine Reaktion des Kapitalismus auf den Aufstieg der Sowjetunion war, sondern auf den „glorreichen dreißig Jahren“ beruhte: auf Jahrzehnten des Wachstums, deren Grundlage in der massiven Zerstörung der Produktivkräfte durch den Zweiten Weltkrieg zu suchen ist und die im Übrigen mit der Weltwirtschaftskrise von 1973-74 katastrophal endeten. Kurzum sind Bastanis Thesen ein Zukunftsprojekt, dem der Gestank der Vergangenheit anhängt. Sie verschweigen jedoch nichts weniger als Krisen, Kriege und Revolutionen.

Post-apokalyptisch und integriert

In Gallianos bereits erwähntem Buch erzählt er uns folgendes:

Heute drängen sich angesichts des schmerzhaften Aufstiegs des Kapitalismus 4.0 apokalyptische Bilder in die verschiedensten Kulturprodukte, von Serien und Filmen bis hin zu uninspirierten Analysen der Lage […]. Besser wäre es, zu verstehen zu beginnen, dass der Kapitalismus als Erfahrung darin besteht, jeden Tag das Ende der Welt zu erleben. […] Wer heute über die Zukunft nachdenkt, muss über das Ende der Welt hinaus denken, denn die Apokalypse ist schon da und wir sind noch da.9

Das ist eine elegante Art und Weise, die Krisen und Katastrophen, die der Kapitalismus mit sich bringt, als Übertreibung der Marxist:innen darzustellen, was einem gewissen Trend entspricht. Das Konzept ist, um einen bekannten Liedermacher zu paraphrasieren: Selig sind die, die am Grund des Brunnens stehen, denn von dort aus kann es nur noch besser werden.10 Natürlich ist es viel erbaulicher, über die Apokalypse nachzudenken als über die Krisen. Angesichts der Apokalypse können wir nichts tun, wir können nur auf den fulminanten Schicksalsschlag warten und uns bestenfalls auf die göttliche Erlösung vorbereiten. Krisen sind komplizierter.

Diese Kritik ist allerdings etwa 120 Jahre älter als die dystopische TV-Serie Black Mirror. Weniger diesem Pessimismus verpflichtet, kam der sozialdemokratische Politiker Eduard Bernstein schon im späten 19. Jahrhundert optimistisch zu dem Schluss, dass Marx das Thema der kapitalistischen Krisen übertrieben habe. Bernstein zufolge würden sich diese im Gegensatz zu den Vorhersagen von Marx‘ Krisentheorie nicht verschärfen und deshalb auch nicht zum Zusammenbruch des Kapitalismus führen. Es entstanden damals gegenläufige Tendenzen im Kreditsystem und auf dem Weltmarkt, Kartelle entwickelten sich und der Staat griff stärker in die Wirtschaft ein. Bernstein sagte:

… durch die Gesetzgebung und eine Reihe wirtschaftspolitischer Maßnahmen […] greift die organisierte Gesellschaft von verschiedenen Seiten her immer mehr in die Herrschaft des Kapitals ein, und deshalb kann die Tendenz zum Zusammenbruch nicht so realisiert werden, wie man es sich früher vorgestellt hat.11

Die Prognose ging eindeutig nicht auf. 1914 brach der Erste Weltkrieg aus und wurde zum bis dahin schlimmsten Massaker in der Geschichte der Menschheit. Anstelle der Apokalypse aber führte er zum Triumph der Russischen Revolution. Es muss daran erinnert werden, dass diese Bernstein‘sche Idee fortbestand und die Sozialdemokratie damit eine zentrale Rolle bei der Niederlage der aufeinanderfolgenden revolutionären Prozesse spielte, die in Deutschland zwischen 1918-19 und 1923 und dann während der kapitalistischen Krise der 1930er Jahre stattfanden. Das Ergebnis war der Sieg Hitlers. Kein Wunder, dass Walter Benjamin sagte:

Die Vorstellung eines Fortschritts des Menschengeschlechts in der Geschichte ist von der Vorstellung ihres eine homogene und leere Zeit durchlaufenden Fortgangs nicht abzulösen. Die Kritik an der Vorstellung dieses Fortgangs muß die Grundlage der Kritik an der Vorstellung des Fortschritts überhaupt bilden.12

In den heutigen „post-apokalyptischen“ Visionen lehnt zwar manch einer die Idee des Fortschritts ab (oder akzeptiert sie schuldbewusst), doch stehen sie alle in der Schuld dieser Idee des Fortgangs in einer homogenen und leeren Zeit. Diejenigen, die es wagen, an Krieg zu denken, wie Wolfgang Streeck, stellen sich vor, dass „sogar Kollateralschäden durch verbesserte Technik begrenzt werden können“. Er sagt uns: „Wenn in nicht allzu ferner Zukunft Roboter gegen Roboter kämpfen sollten – zum Beispiel Tesla-Drohnen gegen Huawei-Drohnen –, würde die Schlacht zweifelsohne zur Unterhaltung übertragen werden.“13 Es klingt, als hätte Netflix unsere Gehirne verrotten lassen, aber solche Dinge sagen diese Leute. Währenddessen vermehren sich die Kriegsschiffe und künstliche, militarisierte Inseln im Chinesischen Meer.

Galliano erzählt uns, dass der Kapitalismus in dieser warmen Postapokalypse träumen kann. Das zeigt die Tatsache, dass Elon Musk, während er die von Streeck erwähnten Drohnen herstellt und sein Vermögen während der Pandemie um 242 Prozent steigerte, die Idee der Kolonisierung des Mars vorantreibt. Wenn dem Kapitalismus heute jedoch eines fehlt, dann ist es eine Vision der Zukunft. Dieser Mangel wurde „säkulare Stagnation“14 genannt, aber diese post-apokalyptische Idee des wirtschaftswissenschaftlichen Mainstreams wird von einer Geschichte der Krisen heimgesucht, wie die der 1930er Jahre, von 1973-74, von 2008 und die gegenwärtige. Wie Paula Bach in einem kürzlich erschienenen Artikel in Erinnerung rief, stellte sich Paul Krugman in Bezug auf diesen „Mangel an Treibkraft“ eine Art Impuls vor, der mit dem des Zweiten Weltkriegs vergleichbar sein würde. Ironisch bemerkte er, dass es dafür in den Vereinigten Staaten eine „Alien-Invasion“ bräuchte. Vielleicht kann Elon Musk diese Botschaft zum Mars tragen, damit die Marsmenschen endlich herkommen. Oder vielleicht kommen die für den Krieg nötigen „Aliens“ am Ende doch aus dem Osten. Aber wir können beruhigt sein, die Apokalypse ist offensichtlich schon passiert.

Träumen in der Matrix

In der boomenden Welt der künstlichen Intelligenz und Biotechnologie, von deren evolutionärer Entwicklung Bastani die Entstehung des Kommunismus erwartet, scheinen nach Angaben der Weltbank etwa 3,3 Milliarden Menschen zu viel zu leben. Ein Anteil von 40 Prozent der Weltbevölkerung schafft es mehr oder weniger nicht, seine Grundbedürfnisse zu decken und ist von der Prekarisierung der Arbeit und des Lebens betroffen. Diese soziale Kluft hat in jedem Land ihren eigenen Ausdruck und ihre Besonderheiten. Der Politikwissenschaftler und Soziologe José Nun war einer der Pioniere bei der Analyse dieser Art von sozialen Spaltungen in der halbkolonialen Welt. Bereits 1969 prägte er, ausgehend von einer Lektüre der Marx‘schen Grundrisse, den Begriff der „an den Rand gedrängten Masse“ [„masa marginal“]. Er bezog sich damit auf ein System,

das einerseits diesen Überschuss [der Bevölkerung] erzeugt und ihn andererseits nicht braucht, um weiter zu funktionieren. Als Trotzki in den 1930er Jahren die Arbeitslosigkeit in den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern analysierte, kam er zu folgendem Schluss: ‚Die gegenwärtige Arbeitslosenarmee kann nicht mehr als industrielle Reservearmee betrachtet werden, weil ihre Hauptmasse nicht mehr hoffen kann, Arbeit zu finden; im Gegenteil, sie ist bestimmt, zu einer konstanten Flut neuer Arbeitsloser anzuschwellen.‘15

Ausgehend von dieser Beobachtung Trotzkis erklärt Nun, dass die Tatsache, dass diese „Hauptmasse“ keine Arbeit mehr findet, nicht auf die Gesamtheit der Arbeiter:innenklasse zutrifft. Zum Anderen stellt er klar, dass die „an den Rand gedrängte Masse“, auf die sich Nun bezieht, nicht nur die Arbeitslosen, sondern auch die weniger produktiven Sektoren der Industrie und des Dienstleistungssektors umfasst. An erster Stelle stehen derzeit die riesigen Heere an Prekären und Unterbeschäftigten. Gleichzeitig ist in der halbkolonialen Welt die Unterordnung unter den Imperialismus ein entscheidendes und charakteristisches Element im Schema der Rückständigkeit und Abhängigkeit, welches diese „an den Rand gedrängte Masse“ reproduziert.

Die neoliberale Rechte im Allgemeinen nimmt diese soziale Kluft zum Ausgangspunkt. Für sie geht es um die Festlegung, wer auf der einen und wer auf der anderen Seite steht. Die Rettungsquote wäre „meritokratisch“, beginnend mit denen, die die „Meriten“, also den „Verdienst“ haben, Eigentümer:innen und/oder Erb:innen von Eigentum an Produktionsmitteln zu sein. Auch der Neoreformismus oder – folgt man der Definition von Chantal Mouffe – der „Linkspopulismus“ nimmt diese Situation als gegeben hin. Er fragt nicht, wie die soziale Kluft zu überwinden ist, sondern wie die Haltung gegenüber denjenigen sein sollte, die „natürlich“ ausgegrenzt sind. Der Kirchnerismus in Argentinien war ein gutes Beispiel dafür: Seine größte „Errungenschaft“ war es, die Armut auf (nur) 25 Prozent und die informelle Arbeit auf (nur) 40 Prozent zu reduzieren, und das auf dem Höhepunkt eines für Argentinien günstigen Wirtschaftszyklus. Weil er das destabilisierende Potenzial dieser „an den Rand gedrängten Masse“ erkennt, garantiert der Staat das Überleben und verdammt zugleich große Teile der Bevölkerung, die in Zeiten des Wohlstands ein Viertel der Gesamtbevölkerung ausmachen und in Krisenzeiten 50 Prozent überschreiten können, zum bloßen Überleben in Armut und Bedürftigkeit.

Bis hierher handelt es sich um eine Frage der „öffentlichen Verwaltung“ (des Elends), aber um die bittere Pille zu schlucken, wird sie mit einer Ideologie garniert: die „soziale Ökonomie“. Dabei handelt es sich insbesondere um

eine Reihe wirtschaftlicher Tätigkeiten von im Allgemeinen geringer Intensität […], die von den armen Sektoren mit dem Ziel entwickelt werden, die Befriedigung der Grundbedürfnisse zu gewährleisten oder aufrechtzuerhalten, und zwar hauptsächlich durch den Einsatz ihrer Arbeitskraft unter Verwendung der verfügbaren Ressourcen und staatlicher Subventionen.16

Prekarität und „soziale Ökonomie“ werden zum vermeintlich „natürlichen“ Schicksal der Hälfte der Bevölkerung. Eine Sub-Gesellschaft, deren Bestrebungen nicht über die „Befriedigung der Grundbedürfnisse“ hinausgehen können – das Wohnen natürlich ausgenommen, denn wo käme man denn dahin, wenn sie wie in Guernica das Land besetzen wollen, das für den Bau eines Golfplatzes bestimmt ist. Grund und Boden gehört offensichtlich den Reichen; für die Armen gibt es den „Planeten der Slums“, wie Mike Davis ihn nannte – ihn nennt etwa einer von sechs Menschen weltweit sein Zuhause.17

Es ist kein Wunder, dass Papst Franziskus ein begeisterter geistlicher Förderer der „sozialen Ökonomie“ ist. Seltsam sind Visionen wie die von Galliano, der die Linke zum „Träumen“ aufruft und sich über eine unausweichliche Vergrößerung der „an den Rand gedrängten Masse“ freut und in einer verbesserten Reproduktion des Elends eine wünschenswerte Zukunft sieht. Nach Argentinien zurückgekehrt erinnert uns Galliano:

Der Kirchnerismus brach mit einem Teil der organisierten Arbeiterbewegung und stützte sich immer mehr auf soziale Organisationen der „sozialen Ökonomie“, auch nach dem Ausscheiden aus der Regierung 2015. Dennoch war dies eine unsystematische, improvisierte Transformation voller Widersprüche, die mit dem Regierungswechsel 2015 zu einem Modell der bloßen Eindämmung wurde.

Daraus folgert er:

Heute könnte ein Ausweg darin bestehen, diesen Prozess hin zu einer vollständigen Integration der an den Rand gedrängten Massen mit einem breiten und verhandelbaren Grundeinkommen zu beschleunigen, das von der bloßen Reproduktionsfunktion zur staatsbürgerlichen Integration führt, mit Institutionen und Garantien, um es auszuhandeln.18

Bei all diesen Vorschlägen wird ausgelassen, dass das miserable Ideal der „sozialen Ökonomie“ – selbst in einer hypothetischen „breiten und verhandelbaren“ Version – die Kehrseite der Naturalisierung des „produktiven Landes“ ist, welches von denjenigen, die alles besitzen, ausgesaugt wird (große und mittlere Kapitalist:innen, Manager, sowie eine wachsende wohlhabende Mittelschicht). So sehr diese Gleichung auch für einige als „Win-Win“ erscheinen mag, ist sie es nicht. Um das Beispiel des Kirchnerismus aufzugreifen: Er stellt die rückständige und abhängige halbkoloniale Struktur Argentiniens nicht in Frage. So konnte er der rechten Hetze gegen „faule Leute, die dem Staat auf der Tasche liegen“ nur einen „Kulturkampf“ entgegenstellen. Gegen die Leistungsgesellschaft brauche es Solidarität. Ein edles Ideal, wäre da nicht ihr Verständnis von „Solidarität“ als eine Aufteilung des Elends, während die Großbourgeoisie und die multinationalen Konzerne den kollektiven Reichtum absahnen. Die Zahlung von zehn Milliarden US-Dollar in bar an den IWF war ein Akt der „Souveränität“. Die Forderung der Arbeiter:innen hingegen, die vom Staat verlangen, dass er die grundlegenden Bedürfnisse von Familien deckt, statt ihre Löhne zu besteuern, war ein Akt von „Privilegierten“ und „Egoist:innen“, die mit den Bedürftigsten nicht solidarisch sein wollten. Wenn das nicht „den Rechten in die Karten spielt“, was dann?

Natürlich gibt es neben der „sozialen Ökonomie“ eine ganze Reihe weiterer Begründungen, warum das Privateigentum an den Produktionsmitteln der Kapitalist:innen nicht angetastet werden sollte. Antonio Negri zum Beispiel entwickelt seit langem die Idee vom „Gemeingut als Produktionsweise“. Ihm zufolge befinden wir uns heute „im Zeitalter der kognitiven und kooperativen Arbeit, des general intellect.“ In diesem Zeitalter

präsentiert sich die kapitalistische Aneignung in einer völlig verwandelten Gestalt und erfolgt die Aneignung der Mehrarbeit nicht durch die direkte Ausbeutung der Arbeit und ihre darauffolgende Abstraktion, sondern durch einen neuen Mechanismus der Aneignung, der durch die Extraktion des Gemeinguts als Konstitution der gesamten gesellschaftlichen Produktion gekennzeichnet ist.19

Es ginge als nicht um die Aneignung überflüssiger Produktionsmittel wie Fabriken, Maschinen und dergleichen Belanglosigkeiten. Der Schlüssel wären vielmehr Themen wie z.B. „demokratische Praktiken des Eigentums und der Verwaltung der Gemeingüter“ oder natürlich die Forderung nach einem „garantierten Einkommen“.

Es handelt sich hier um eine Idee, die in ihren verschiedenen vorgestellten Varianten von einem intellektuellen Standpunkt aus mal mehr, mal weniger attraktiv ist: ein „bedingungsloses Grundeinkommen“ oder ein „Bürgerlohn“, durch den jede Person ein staatlich garantiertes Einkommen hätte, unabhängig davon, ob sie einen Job hat oder nicht. Abgesehen von den unterschiedlichen Absichten der einzelnen Befürworter:innen ist dieser Vorschlag nicht mehr als eine (ausgeweitete und/oder verbesserte) Variante der Politik der Subventionen und Sozialhilfen, die die Weltbank traditionell für die halbkoloniale Welt empfohlen hat, um die „an den Rand gedrängte Masse“ „einzudämmen“ und große Teile der Bevölkerung in „Kunden“ des Staates zu verwandeln.

Alternative Zukünfte und sozialistische Strategie

Die Arbeiter:innen und die Unterdrückten dürfen natürlich, erst recht in einer Krisensituation wie der jetzigen, nicht die Gelegenheit verpassen, den Kapitalist:innen und ihrem Staat dieses oder jenes Teilzugeständnis abzuringen. In Argentinien gibt es eine lange Tradition des Kampfes der Arbeitslosenbewegungen sowie der Produktion unter Arbeiter:innenkontrolle in Fabriken, die nach der Schließung von ihren Arbeiter:innen übernommen wurden, wie Zanon oder Madygraf, neben vielen anderen. Guernica und die verschiedenen Landbesetzungen im ganzen Land verkörpern den Kampf um Wohnraum. Die Bürokratien jeder Couleur (gewerkschaftliche wie „zivilgesellschaftliche“) sowie die gesamte offizielle Ideologie (vom gewerkschaftlichen Korporatismus bis zur Farce der „sozialen Ökonomie“) dienen dazu, die Spaltung der arbeitenden Menschen aufrechtzuerhalten. Ihre Einheit ist das, was die Bourgeoisie am meisten fürchtet. Einen Vorgeschmack davon haben wir zum Beispiel am 12. November 2019 in Chile gesehen, beim wichtigsten Streik seit dem Sturz von Pinochet, und in geringerem Maße auch am 18. Dezember 2017 in Argentinien beim Kampf gegen den Angriff auf die Rentner:innen.

In derselben Analyse Trotzkis zur Krise in den USA in den 1930er Jahren, die José Nun für sein Konzept der „an den Rand gedrängten Masse“ aufgegriffen hat, ging der Gründer der Vierten Internationale darüber hinaus und wandte sich den programmatischen und strategischen Konsequenzen des Problems zu. Die Arbeiter:innenklasse kann weder die exponentielle Vermehrung von Prekären, Unterbeschäftigten und chronisch Arbeitslosen in ihren Reihen dulden, noch dass der Kapitalismus sie vom „Wohlwollen“ des Staates abhängig macht. Demoralisierung und Reformismus im Allgemeinen, so Trotzki, bereiten psychologisch den Faschismus oder andere rechte Unglücke vor. Die einzige Möglichkeit für die Arbeiter:innenklasse, sich vor dem Niedergang und dem Ruin zu bewahren, die der Kapitalismus für sie vorsieht, besteht darin, die unmittelbaren Forderungen mit dem Kampf für die Beendigung aller Formen der Prekarisierung der Arbeit zu verbinden. Für die Verkürzung des Arbeitstages und die Verteilung der Arbeitszeit zwischen Beschäftigten und Arbeitslosen ohne Lohnsenkungen (das heißt auf Kosten der Kapitalist:innen), für das Ende der Ausplünderung durch Schulden, für die Verstaatlichung des Außenhandels und der Banken zum Schutz der Kleinsparer:innen, für die Enteignung der Großgrundbesitzer:innen – neben anderen Maßnahmen, die darauf abzielen, die Abhängigkeit und Rückständigkeit umzukehren, die in der halbkolonialen Welt ein grundlegender Faktor dafür ist, dass die Existenz dieser „an den Rand gedrängten Masse“ als etwas „Natürliches“ erscheint.

Warum scheinen die Anhänger:innen des Postkapitalismus unfähig zu sein zu träumen? Die Entwicklung der Produktivkräfte unter der Macht des Kapitals führt nicht zu mehr Freizeit für alle. Doch nicht nur das, sie sorgt auch für enorme Fortschritte in verschiedenen Bereichen wie Telekommunikation, Robotik, Luft- und Raumfahrt und Waffentechnologie, Unterhaltungsindustrie oder den Industrien des Raubbaus an der Natur (Agro-Gifte, Fracking usw.), die aber alle auf die Maximierung der Profite (und auf soziale Kontrolle) ausgerichtet. Sie sind weit davon entfernt, zu einem würdigeren und angenehmeren Leben für die großen Mehrheiten zu führen. Wenn also unseren Träumen das Ziel fehlt, die private Aneignung der Produktionsmittel zu beenden, bleiben sie in den Händen von Milliardär:innen wie Elon Musk. Natürlich gibt es den Trost der virtuellen Realität, der Wiederholung der programmierten Träume des neuen und alten Reformismus und die mehr oder weniger raffinierten Elendsvisionen, während man weiterhin die soziale Spaltung reproduziert und die Post-Apokalypse genießt.

Warum können wir Revolutionär:innen aber durchaus träumen? Weil die Arbeitszeit als Maß für den Reichtum, der diese „an den Rand gedrängte Masse“ produziert und reproduziert, eine elende Zumutung ist, die nur durch den Fortbestand des Kapitalismus haltbar ist. Marx‘ Zukunftsperspektive war, dass “ keineswegs mehr die Arbeitszeit, sondern die disposable time [verfügbare Zeit] das Maß des Reichtums“ wird.20 Angesichts des aktuellen Stands von Wissenschaft, Technik und der Entwicklung des „general intellect“ – des allgemeinen oder gesellschaftlichen Intellekts oder Wissens – wurde diese Frage noch nie so scharf gestellt. Was meint Marx damit? Die Fortschritte der Wissenschaft, der Technik und der kooperativen Arbeit würden, wenn sie dem Diktat des Kapitals entrissen werden, ermöglichen, das Gleiche in kürzerer Zeit zu produzieren. Die Menschheit müsste immer weniger Energie aufwenden, um das zu produzieren, was sie zum Leben braucht – bis die Zeit, die jede:r Einzelne für die Arbeit als Zumutung aufwendet, einen unbedeutenden Anteil ausmacht. So könnten sich die gesamte menschliche Kreativität, Produktivität und Potentiale wirklich entwickeln.

Befreit vom Kapitalismus und dank der Entwicklung der Arbeitsproduktivität wäre es sinnlos, den Reichtum unserer Gesellschaften an den Stunden zu messen, die wir in die Produktion und Reproduktion unserer Existenzbedingungen investieren. Stattdessen würden wir ihn an der freien Zeit bemessen, die uns für alles andere bleibt, für die schöpferische Muße in Wissenschaft, Kunst und Kultur und für ein harmonischeres Verhältnis zur Natur. Das wäre die wahre Bedeutung eines Kommunismus des Überflusses. Darin besteht die Aktualität der internationalistischen Perspektive der sozialistischen Revolution und des Aufbaus der Macht der Arbeiter:innen selbst, um den Kapitalist:innen die Produktionsmittel zu entreißen und sie in den Dienst der Bedürfnisse der großen Mehrheiten zu stellen – mit dem Ziel die Arbeit als Zumutung zu minimieren. Wie Trotzki sagte, ist das Ziel, „die schöpferischen Kräfte des Menschen endgültig und ein für allemal aus allen Umklammerungen, Beschränkungen und erniedrigenden Abhängigkeiten zu befreien. Die persönlichen Beziehungen, die Wissenschaft und Kunst werden keinen von außen aufgezwungenen ‚Plan‘, noch auch nur den Schatten eines Zwangs kennen.“

Dieser Artikel erschein zuerst am 15. November 2020 auf Spanisch in Ideas de Izquierda.

Fußnoten

1 Thomas Piketty (2014): Das Kapital im 21. Jahrhundert (übersetzt von Ilse Utz und Stefan Lorenzer), München, Beck; Ders. (2020): Kapital und Ideologie (aus dem Französischen von André Hansen, Enrico Heinemann, Stefan Lorenzer, Ursel Schäfer und Nastasja S. Dresler), München, Beck.

2 Alejandro Galliano (2020): ¿Por qué el capitalismo puede soñar y nosotros no? Buenos Aires, Siglo XXI. Eigene Übersetzung.

3 Aaron Bastani (2019): Fully Automated Luxury Communism. A Manifesto, London, Verso.

4 Für eine Kritik hieran siehe Esteban Mercatante: La perspectiva comunista en tiempos de inteligencia artificial y biotech [Die kommunistische Perspektive Zeiten künstlicher Intelligenz und Biotechnologie], Ideas de Izquierda, 4. August 2019.

5 Für eine Weiterentwicklung dieses Arguments in der Debatte um das Ende der Arbeit siehe Paula Bach: ¿Fin del trabajo o fetichismo de la robótica? [Das Ende der Arbeit oder der Fetischismus der Robotik?], Ideas de Izquierda, 11. Juli 2017.

6 Karl Marx (1983): Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Marx-Engels-Werke (MEW) Band 42, Berlin, Dietz Verlag, S. 602.

7 Bastani: Fully Automated Luxury Communism, S. 243. Eigene Übersetzung.

8 In Bezug auf die Theorie der „nachholenden Entwicklung“ in peripheren Ländern, die besonders in Lateinamerika nach dem Zweiten Weltkrieg populär war. A.d.Ü.

9 Galliano, a.a.O. Eigene Übersetzung.

10 Gemeint ist das Lied „Bienaventurados“ von Joan Manuel Serrat, einem der bekanntesten Liedermacher des Spanischen Staats, A.d.Ü.

11 Zit. nach Heimann (Hrsg.), Textos sobre el revisionismo, Mexiko, Nueva Sociedad / Nueva Imagen, 1982. Eigene Übersetzung.

12 Walter Benjamin (1992): Über den Begriff der Geschichte, in: Walter Benjamin: Sprache und Geschichte. Philosophie Essays, Stuttgart, Reclam, S. 150.

13 Wolfgang Streeck: Engels’ Second Theory. Technology, Warfare and the Growth of the State, in: New Left Review 123, Mai/Juni 2020. Eigene Übersetzung.

14 A.d.Ü.: Der Begriff der säkularen Stagnation geht auf den Ökonomen Alvin Hansen von der Harvard-Universität zurück, der 1938 eine Theorie beschrieb, in welcher eine marktbasierte Wirtschaft ohne oder mit nur einem zu vernachlässigenden Wirtschaftswachstum auskommt. Jüngst wurde der Begriff vor allem von Lawrence H. Summers gebraucht, einem ehemaligen Finanzminister unter Bill Clinton, Wirtschaftsprofessor und ehemaliger Präsident der Harvard-Universität. Er benutzt die Theorie, um zu erklären, weshalb das Wachstum der US-Wirtschaft nicht ausreicht, um Vollbeschäftigung zu erreichen. Siehe beispielsweise Lawrence H. Summers (2016): The Age of Secular Stagnation. What It Is and What to Do About It, Foreign Affairs 95/2, S. 2-9.

15 José Nun: Superpoblación relativa, ejército industrial de reserva y masa marginal [Relative Überbevölkerung, industrielle Reservearmee und marginale Masse], in: boletín interno del Centro Latinoamericano de Demografía (CELADE), Serie D, Nr. 76, August 1971. Das Zitat von Leo Trotzki stammt aus Leo Trotzki: Marxismus in Unserer Zeit (April 1939), A.d.Ü.

16 Francisco Longa (2019): Historia del Movimiento Evita. La organización social que entró al Estado sin abandonar la calle [Geschichte der Evita-Bewegung. Die soziale Organisation, die in den Staat gelangte ohne die Straße zu verlassen], Buenos Aires, Siglo XXI. Siehe auch: Grace López Eguía: A propósito del Movimiento Evita: ¿resistir con resignación? [Zur Evita-Bewegung. Widerstand ohne Verzicht?], Ideas de Izquierda, 4. August 2019.

17 Mike Davis (2011): Planet der Slums, Berlin/Hamburg, Assoziation A.

18 Galliano, a.a.O. Eigene Übersetzung.

19 Toni Negri (2016): El común como modo de producción [Das Gemeingut als Produktionsweise], Trasversales 38, August 2016, eigene Übersetzung.

20 Marx: Grundrisse, S. 604.

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