Polizei und Bundeswehr sind keine normalen Arbeitgeber:innen

06.05.2023, Lesezeit 5 Min.
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Bundeswehr-Werbung in Dresden, 2019, Foto: "Lupus in Saxonia" / Wikipedia

Eine aktuelle Studie hat ergeben, dass die Polizei auf dem ersten Platz der begehrtesten Arbeitgeber:innen im diesjährigen „Schülerbarometer“ steht. Auf Platz Zwei steht die Bundeswehr. Dies ist einfach nur erschreckend.

In einer Studie des Marktforschungsinstituts Trendence unter Schüler:innen aus den Klassenstufen 8 bis 13 sind Polizei und Bundeswehr sehr beliebt. Die Polizei ist dabei mit zwölf Prozent auf dem ersten Platz, die Bundeswehr mit knapp über 10 Prozent auf dem zweiten Platz. Diese Zahlen sind ohne Frage erschreckend, allerdings auch nicht verwunderlich. Schon auf dem Weg zur Schule sind unzählige Straßenbahnen mit Camouflage-Bemalung der Bundeswehr zu sehen, genauso wie Plakatwände von Bundeswehr und Polizei. Besonders sozial Benachteiligte sollen damit angesprochen werden. Wer dem Leistungsdruck nicht standhält, kann ja immer noch Polizist:in oder Soldat:in werden. Dabei geben sie sich auch als vermeintlich normale Arbeitgeber:innen, doch das ist weit von der Realität entfernt.

Die Polizei ist nicht unser Freund und Helfer, wie es der SS-Spruch suggeriert, der auch heute noch genutzt wird. Die Polizist:innen verteidigen nicht uns, sondern die Herrschaft des Kapitalismus. Sie sind es, die Menschen, die ihre Miete nicht zahlen können, aus ihren Wohnungen räumen, so dass diese dann neben leerstehenden Wohnraum auf der Straße schlafen müssen. Sie sind es, die rassistische Polizeikontrollen durchführen und das Leben von migrantischen Menschen gefährden. Sie sind es, die George Floyd umbrachten und Oury Jalloh in einer Polizeistation anzündeten. Dies ist keine abstrakte irgendwo im luftleeren Raum hängende Theorie.

Wenn von einer durch die Polizei geschaffenen Sicherheit gesprochen wird, so ist damit nicht die Sicherheit für die breite Bevölkerung gemeint. Denn die Polizei dient den Interessen der herrschenden Klasse, deren Gesetze sie durchsetzen. Sie schafft Schutz für das Privateigentum, also Unternehmen, die in den Händen von einigen wenigen Menschen liegen. Dies ist der Grund, warum wir in der Schule zu gehorsam funktionierenden Arbeitskräften ausgebildet werdet – um unsere Arbeitskraft an irgendwelche Bosse zu verkaufen, die sich auf unserem Rücken ein schönes Leben machen und jährlich eine hässliche Yacht mit eingebautem Pool kaufen, während andere fünf Jahre sparen, um einmal an die Ostsee fahren zu können. Die Polizei interessiert sich nicht für uns, die arbeitende riesige Mehrheit der Bevölkerung, die keine Unternehmen besitzt. Es ist die Aufgabe der Polizei, die bestehenden Verhältnisse zu verteidigen. Darum sind sie kein normale Arbeitgeber:in, sondern ein Schlägertrupp der herrschenden Klasse.

Auch die Bundeswehr auf Platz 2 der beliebtesten Arbeitgeber:innen für Schüler:innen ist mehr als besorgniserregend, vor allem im Zuge ihrer neuen Werbekampagne. „Was zählt?“, fragen die Plakate und Videos, in denen Militärhubschrauber elegant über Felder fliegen und lächelnde Soldat:innen mutig in die Ferne blicken. Blutlachen, von Granaten zertrümmerte Menschenleichen und zerbombte Städte werden nicht gezeigt. Dies ist jedoch, wie militärische Eskalation und imperialistische Kriege aussehen. Mit Heldentum und Mut hat das nichts zu tun.

Die Bundeswehr versucht, den beruflichen Werdegang bei ihr als ein spaßiges Abenteuer zu verkaufen. Ja, richtige Frage, „Was zählt“? Das eigene Leben opfern, um als Kanonenfutter fürs deutsche Kapital zu dienen, ganz sicher nicht. Denn bei den Kriegen, die die Bundeswehr führt, geht es nie um die sogenannte Menschenwürde oder irgendwelche humanistischen Werte. Es ist der westliche Markt, dessen Einflusssphäre ausgeweitet werden soll, für den Menschen vertrieben und deren Zuhause zerbombt wird. „Was zählt, wenn unsere Freiheit auf dem Spiel steht?“ ist ein weiterer Slogan, der zu sehen ist. Ist damit die Freiheit gemeint, sich aussuchen zu können, wo man seine Arbeitskraft verkaufen muss? Die Freiheit der Ellenbogengesellschaft nach rechts, links, oben oder unten auszuholen? Die Freiheit der Entscheidung, ob man eine Jeans kauft, die von pakistanischen oder indischen Kindern hergestellt wurde?

Es ist erschreckend zu sehen, dass die Polizei und das Militär auf den ersten beiden Plätzen der beliebtesten Arbeitgeber:innen für Schüler:innen stehen. Denn die Polizei und das Militär steht den Interessen des:der durchschnittlichen Schüler:innen diametral entgegen. Sie sind es, die die Verhältnisse der Unterdrückung und Ausbeutung von Schüler:innen und späteren Arbeitskräften verteidigen. Schon in der Schule sollte das allen Schüler:innen mehr als spürbar werden. Die Ablehnung von Militär und Polizei sollte im ständigen Bewusstsein aller Schüler:innen verankert sein. Sie sind keine Akteure, die uns eine sichere und friedliche Zukunft garantieren – sondern genau das Gegenteil. Trotzdem haben die millionenschweren Werbekampagnen einen starken Effekt: Mittlerweile ist jede:r 10. neue Rekrut:in bei der Bundeswehr minderjährig. Jugendliche, die nicht mal das Recht haben zu wählen, dürfen sich verpflichten, in Kriege zu ziehen. Genau deshalb ist es auch so wichtig, die Werbung von Polizei und Bundeswehr vor und in allen Schulen und auch Unis zu verbieten. Wir sind die Generation, die unter Inflation, Klimawandel und Wirtschaftskrisen leidet und werden sicherlich nicht diejenigen sein, die dann auch noch billiges Kanonenfutter sind. Kein Cent und kein Mensch für den Militarismus! Kein Cent und kein Mensch für ihre Kriege!

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