Notlage beim Krankentransport: Heute Triage und morgen Tod auf dem Parkplatz?

30.11.2021, Lesezeit 3 Min.
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Deutschlandweit gibt es nur noch 2400 freie Intensivbetten. Jeden Tag werden dutzende Patient:innen in andere Bundesländer transportiert. Es gibt jedoch nicht genug Transportwagen und -flieger, sodass bald nicht mehr alle Patient:innen versorgt werden können. Wie wäre es mit einer Enteignung aller privaten Jets und Hubschrauber der Reichen?

Die Lage ist ernst. Mit Zahlen von über 70.000 Neuinfektionen kommt das deutsche Gesundheitssystem bald zur vollständigen Überlastung. 0,7 Prozent der Patient:innen kommen nach sieben bis zehn Tagen des Infektionszeitpunktes auf eine Intensivstation. Falls die Zahlen also in kürzester Zeit nicht runtergehen, werden wir es bald mit ca. 500 neuen Intensivpatient:innen pro Tag zu tun haben.

Die Kliniken arbeiten bundesweit an ihrer Belastungsgrenze. Überall fehlt es an Personal und freien Betten, während die Bundesregierung sich seit zwei Jahren Pandemie mit minimalen Corona-Boni begnügt, um die Situation zu kaschieren. Die Hauptursachen der sich anbahnenden humanitären Katastrophe in Deutschland sind also die Privatisierungen im Gesundheitssystem, betriebswirtschaftliche Kostenminimierung, sowie Druck auf die Kliniken, Profite auf Kosten der Gesundheit der Patient:innen zu machen. Forderungen nach Verstaatlichung des gesamten Gesundheitssystems, Abschaffung des DRG-Systems, sowie ein massives Anwerbeprogramm für die Pflegekräfte und Personalaufbau sind dagegen notwendig.

Es gibt jedoch auch Notfallmaßnahmen, die die Regierung morgen treffen könnte, um die Gesundheitskrise zu mildern. Aktuell fehlen Rettungshubschrauber und Ambulanzflugzeuge, um in den kommenden Wochen Patient:innen aus Hochinzidenzgebieten in andere Krankenhäuser zu verlegen. Laut Berichten können mit den aktuellen Flugwegen nur ca. 25 Patient:innen gleichzeitig verlegt werden. Falls in zwei Wochen 500 neue Intensivpatient:innen in die Kliniken kommen, sieht die Lage sehr düster aus. Ärzt:innen und Pflegekräfte warnen davor, dass es bald zu einer Triage kommen wird. Dies würde bedeuten, dass Ärzt:innen medizinisch entscheiden müssen, welche Patient:innen, die einen Platz in einer Intensivstation benötigen, diesen auch bekommen. Ein nächster Schritt der Katastrophe nach einer Triage wäre, dass es Patient:innen wie in England oder Indien nicht mal auf eine Normalstation schaffen und ohne Versorgung sterben müssen. Noch ist dieser Punkt nicht erreicht, jedoch vorstellbar wenn die Maßnahmen unzureichend bleiben.

Während dieser Zustände vergrößerten die 100 reichsten Kapitalist:innen in Deutschland ihr Vermögen um 116 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die geplante neue Corona-Prämie der Ampel-Regierung für Pflegekräfte liegt bei knapp einer Milliarde Euro. Oder im Jahr 2020 stiegen die Gesundheitsausgaben der Bundesregierung nur um 14,3 Milliarden Euro.

Selbst wenn man das eigentliche Vermögen nicht antasten und nur die Gewinne dieser 100 Kapitalist:innen durch spezielle Vermögensabgaben enteignen würde, könnte man das Gesundheitssystem von Grund auf neu aufbauen.

Viele von diesen reichsten Kapitalist:innen besitzen ebenfalls private Jets und Hubschrauber, die heute für den Transport der Patient:innen verwendet werden könnten. Was ist der neuen Ampel-Regierung wichtig? Eine humanitäre Katastrophe zu verhindern oder das Luxusleben von 100 Deutschen zu schützen? Reiche zum Wohle der Allgemeinheit enteignen. Jetzt – bevor es zu spät wird.

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