14.000 Fans bei der EM und trotzdem Online-Uni und Party-Verbot

15.06.2021, Lesezeit 4 Min.
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Foto: kovop58/Shutterstock.com

Während die Bundesregierung seit über einem Jahr kein Konzept für Konzerte, Partys und die Uni hat, werden bei der EM erstmals wieder Zehntausende Fans in Stadion gelassen.

Heute um 21 Uhr spielt die Deutsche Männer-Nationalmannschaft gegen Frankreich in der Münchner Allianz Arena. Dafür wurden bereits seit Monaten Sicherheitskonzepte entwickelt, damit 14.000 Fußball-Fans ins Stadion dürfen. Auch auf Druck der UEFA, die darauf bestanden hat, dass zehntausende Fans zugelassen sind, weil sie eine wichtige Einnahmequelle des Fußballverbandes sind. Damit ist die EM die erste Großveranstaltung seit über einem Jahr. In der abgelaufenen Bundesliga-Saison waren im Gegensatz dazu kaum Fans zugelassen. Ein Großteil der Spiele waren sogar ohne Zuschauer:innen, während die Wirtschaft unbehelligt weiterlief.

Die für 2020 geplante EM wurde vergangenes Jahr coronabedingt verschoben und findet dieses Jahr europaweit in 11 Städten statt. Die Mannschaften, Journalist:innen und Fans reisen also quer durch Europa, während Urlaub im vergangenen Jahr für viele nicht möglich war. Wenn die Städte sich nicht an die von der UEFA geforderten Auflagen hielten, wurden sie auch als Spielorte einfach gestrichen: So in Bilbao, wo die UEFA forderte, dass die Maskenpflicht im VIP-Bereich aufgehoben wird und es eine Zuschauerauslastung von mindestens 50 Prozent gibt. Als Bilbao sich auf diese gefährlichen gesundheitsschädlichen Regelungen nicht einließ, wurden die Spiele in Bilbao gestrichen und nach Sevilla verlegt.
In Budapest, wo Ungarn und Portugal heute aufeinandertreffen, garantierte Viktor Orbán eine 100 prozentige Auslastung des Stadions: 65.000 Fans werden ohne Abstand zusammenstehen, um das Spiel zu sehen.

Auch in München dürfen heute also 14.000 Fans ins Stadion, ein Stück gefühlte Normalität, während die Pandemie weiterläuft. Doch die Lockerungen enden am Stadioneingang: In München bleiben die Unis zu. Seit über einem Jahr fordern Studierende Hygienekonzepte, um Präsenzuni zu ermöglichen, finanzielle Unterstützungen nach Jobverlust und die Anerkennung der extra Belastung durch die Pandemie. Studierende müssen die Folgen isoliert und vereinzelt ausbaden, während uns jetzt wieder gezeigt wird, dass mit genug Geld und Lobby bestimmte Events sehr wohl möglich sind. In den vergangenen Monaten erlebten wir massive Polizeirepression im öffentlichen Raum. In Parks und auf Plätzen werden vermehrt Polizeikontrollen durchgeführt, rassistische Kontrollen sind dabei keine Seltenheit. Auch Partys und Raves wurden in den letzten Monaten oft von der Polizei angegriffen, was zur Folge hatte, dass Hygienekonzepte nicht eingehalten werden konnten. So haben sie auch den 1. Mai bundesweit angegriffen, sind für schwere Knochenbrüche und mangelnden Abstand selbst verantwortlich, weil sie Menschen zusammengedrängt und verprügelt haben. Dabei haben sie in Berlin die mangelnden Abstände in einem „Party“-Block genutzt um die Repression gegen alle zu rechtfertigen. Auch in Hamburg wurde vor einigen Wochen ein Rave brutal angegriffen und mit Pfefferspray und Wasserwerfern aufgelöst. Wir verurteilen das Vorgehen der Polizei aufs Schärfste.

Die EM zeigt, dass es möglich ist, Großveranstaltungen abzuhalten und soziale Events möglich zu machen: wenn genug Geld fließt und die UEFA ihre Macht nutzt. Damit wir alle jedoch endlich wieder sicher feiern und zur Uni gehen können, braucht es ein Pandemiemanagement im Interesse der Bevölkerung: Konzerte, Lehrveranstaltungen und Co. können unter Hygieneauflagen wieder stattfinden, doch vor allem müssen die Impfstoffpatente international aufgehoben werden, damit die Impfstoffproduktion so beschleunigt werden kann, dass auch Jugendliche geimpft werden können und bedenkenlos in die Uni oder zu Partys gehen können. Sicherheits- und Hygienemaßnahmen sollten im Interesse der Gesundheit, nicht der Profite stehen. Dass die Regierung es schafft, 14.000 Fans im Stadion für ihr Spektakel zuzulassen, ist extrem zynisch gegenüber uns Jugendlichen.

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