Tödlicher Arbeitsunfall bei Amazon in Werne

17.12.2016, Lesezeit 2 Min.
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Gestern morgen wurde ein 72-jähriger Lastwagenfahrer auf dem Firmengelände von Amazon im nordrhein-westfälischen Werne von einem anderen Lastwagenfahrer überfahren. Wir drücken den Angehörigen und den Kolleg*innen unser tiefstes Mitgefühl aus.

Um viertel nach sechs Uhr morgens überquerte gestern ein Lkw-Fahrer eines Zuliefererbetriebs den Weg zum Pförtnerhaus auf dem Firmengelände von Amazon in Werne. Sekunden später war er tot – überrollt von einem Kollegen, der gerade die Einfahrtsschranke durchquerte. Beide hatten die Gefahr der Situation nicht bemerkt, umstehende Mitarbeiter*innen konnten auch durch Warnrufe das Unglück nicht mehr verhindern.

Ersthelfer*innen kamen nicht mehr an den überrollten 72-Jährigen heran. Feuerwehr und Notarzt konnten den Mann aus Gelsenkirchen zwar schnell bergen, aber nur noch seinen Tod feststellen.

Immer, wenn Kolleg*innen sterben, trauern wir um einen der Unsrigen – in diesem Fall um einen 72-Jährigen, der wahrscheinlich aufgrund seiner zu geringen Rente noch weiter Lastwagen fahren musste. War er – oder der 28-jährige Lastwagenfahrer, der den Unfallwagen fuhr – aufgrund langer Fahrten übermüdet und hat die Gefahrensituation deshalb übersehen? Warum musste der 72-Jährige überhaupt noch für die Zuliefererfirma arbeiten? Wir grübeln, ob er ein Opfer der steigenden Altersarmut in Deutschland wurde.

Hinzu kommt: Schon seit Wochen gibt es in Werne Streit um den übermäßigen Lkw-Verkehr rund um das Amazon-Werk. Auch wenn sich die Amazon-Sprecherin gestern beeilte, jede Verbindung mit dem gestrigen Unfall zu dementieren, bleibt ein mulmiges Gefühl. Haben zu hohe Arbeitsbelastung oder Nachlässigkeiten beim Unfallschutz durch den hohen Produktivitätsdruck, mit dem Amazon immer wieder in die Schlagzeilen gerät, zum Unfall beigetragen? Erst am Montag gab es einen Streik in dem Werk in Werne gegen den hohen Krankenstand, der durch den großen Druck bei der Arbeit zustande kommt.

Wir wissen nicht, ob der Unfall hätte verhindert werden können. Wir wissen nur: Jeder tödliche Arbeitsunfall ist einer zu viel. Wir drücken den Angehörigen des Toten und den Kolleg*innen unser tiefstes Mitgefühl aus.

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