Vier Gründe für Feminist:innen, den CFM-Streik zu unterstützen

19.05.2025, Lesezeit 4 Min.
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Foto: Elaine Toszka (KGK)

Die Kolleg:innen des Charité Facility Managements, einer Tochterfirma der Charité, sind seit mehreren Wochen im Streik. Warum dieser Kampf auch ein feministischer ist, lest ihr hier.

Letzte Woche wurde verkündet, dass die Charité die für Donnerstag angesetzten Verhandlungen mit den Streikenden hat platzen lassen. Somit wird der Streik der CFM-Beschäftigten noch bis zum 30. Mai weitergehen. Wenn du noch Argumente brauchst, um deine Freund:innen zu überzeugen, mit zum Streikposten zu kommen, haben wir hier welche für dich:

1. Die sexistische Komponente von Outsourcing

Outsourcing bezeichnet die Ausgliederung und/oder Privatisierung von verschiedenen Arbeitsbereichen aus öffentlicher Hand an (oftmals extra dafür geschaffene) private Unternehmen. Die Beschäftigten bekommen dann weniger Lohn als ihre Kolleg:innen, die noch direkt bei staats- oder landeseigenen Unternehmen beschäftigt sind. Denn die Tarifverträge gelten für sie nicht mehr. Ganz besonders oft trifft das Bereiche, in denen viele Frauen arbeiten, wie den Sozialbereich, Erziehung oder eben auch den Gesundheitsbereich. So auch beim Streik der CFM Beschäftigten. Sie machen super zentrale Arbeit, verdienen aber fast 700 Euro weniger als ihre Kolleg:innen, die direkt bei der Charité angestellt sind. Ein erfolgreicher Kampf gegen Outsourcing kann auch weiteren Frauen in anderen Bereichen ein Signal sein, dass man erfolgreich für Eingliederung oder einen Tarifvertrag kämpfen kann.

2. Ein Kampf gegen weibliche (Alters-)Armut, finanzielle Abhängigkeit und patriarchale Gewalt

Ob Berichte über die Gender-Pay-Gap oder Nachrichtenmeldungen darüber, dass Frauen auch von Altersarmut häufiger und stärker betroffen sind als Männer: uns ist bewusst, dass Frauen auch 2025 immer noch weniger gut verdienen als Männer. Eben auch, weil viele von ihnen in outgesourcten Betrieben arbeiten, unbezahlte häusliche Fürsorgearbeiten leisten, oder generell in Care-Bereichen tätig sind, wo das Ansetzen des Rotstifts schon zum Normalzustand geworden ist. Und das mit gravierenden Folgen – je weniger Geld man verdient, desto mehr ist man oftmals finanziell auf den Partner angewiesen. Was aber, wenn man in der Beziehung Gewalt erfährt, jedoch nicht die finanziellen Mittel hat, eine Wohnung für sich (und seine Kinder) zu finden? Frauenhausplätze sind mit aktuell 14.000 fehlenden Plätzen Mangelware und oftmals keine Option, wenn man viele Kinder hat. Keine Frau sollte aus finanzieller Not gezwungen sein, in gewaltvollen Beziehungen zu bleiben. Das heißt, jeder Kampf für besseren Lohn ist auch ein Kampf gegen finanzielle Abhängigkeit. Und damit auch ein Kampf gegen das Ausharren müssen in gewaltvollen Beziehungen. Etwas, dass wir als Feminist:innen massiv unterstützen müssen.

3. Care Arbeit ist wichtige Arbeit

Stell dir mal vor, du bist im Krankenhaus und deine Bettwäsche ist dreckig, die Zimmer auch, Badezimmer nicht vernünftig gereinigt und desinfiziert. Absolute Horrorvorstellung, oder? Besonders in Krankenhäusern, wo viele kranke Menschen sind, ist Hygiene super wichtig. Und die, die sie sicherstellen, brauchen gute Arbeitsbedingungen, um diese wichtigen Arbeiten gewähren zu können. Tätigkeiten wie Kochen, Putzen, Kinder erziehen oder sich um andere kümmern, die oftmals durch sexistische Ideologie Frauen zugeschrieben werden, sind zentral, um unsere Gesellschaft am Laufen zu halten. Doch durch niedrigen Lohn und Outsourcing wird suggeriert, dass diese Aufgaben weniger wert sind. Die Streikenden bei ihrem Kampf zu unterstützen bedeutet also auch mit dafür zu kämpfen, dass Care-Arbeit als wichtige und fundamentale Arbeit anerkannt wird.

4. Sie kämpfen nicht nur für sich, sondern für uns alle!

Nicht nur ist es ein Streik vieler kämpfender Frauen, die für ein besseres Leben für sich und ihre Familien kämpfen. Sondern ihr Kampf hat eine Verbesserung für die Millionen von Menschen in ganz Berlin zum Ziel. Sie forden damit nicht nur  besseren Lohn für sich ein, sondern stehen  damit auch für eine stabile Gesundheitsversorgung für uns alle ein. Es ist an der Zeit, dass wir uns mit ihnen solidarisieren und es nicht nur als ihren Kampf, sondern als unser gemeinsames feministisches Anliegen begreifen. Wir sehen uns am Streikposten!

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