Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole: Vier Tote durch Polizeigewalt in einer Woche

09.08.2022, Lesezeit 3 Min.
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Symbolbild: Hadrian / shutterstock.com

In Dortmund, Recklinghausen, Köln und Frankfurt tötet die Polizei innerhalb weniger Tage brutal vier Menschen. Einen 16-Jährigen durchlöcherte die Polizei regelrecht mit fünf Schüssen.

In den vergangenen sieben Tagen erschütterten erneut Berichte über brutale und tödliche Polizeigewalt die Nachrichten. Mindestens vier Menschen sind seit vergangenem Dienstag in Nordrhein-Westfalen und Hessen durch Polizeikugeln oder Pfefferspray getötet worden.

Besonders schockierend ist der Fall eines 16-Jährigen Schwarzen Jugendlichen, der gestern Nachmittag von fünf Schüssen aus einer Maschinenpistole regelrecht durchlöchert wurde. Wie der WDR berichtet, waren elf Polizist:innen anwesend. Der Jugendliche, der in einer Jugendhilfeeinrichtung untergebracht war, trug ein Messer bei sich – angeblich habe er die Polizist:innen damit angegriffen, diese hätten mit Reizgas und Elektroschocker reagiert, bevor sie ihn schließlich mit mindestens fünf Schüssen in Bauch, Schulter, Unterarm und Gesicht brutal töteten. Während noch unklar ist, was der Jugendliche überhaupt mit dem Messer vorhatte – laut Polizeiangaben habe für die Öffentlichkeit keine Gefahr bestanden (!) –, ist eines mehr als deutlich: Eine solch brutale Tötung, bei der zehn weitere Polizist:innen zusehen, sieht kaum nach Notwehr aus.

Bereits am Sonntagabend starb in Oer-Erkenschwick im Kreis Recklinghausen ein 39-Jähriger nach einem Polizeieinsatz in seiner eigenen Wohnung. Als er sich Medienberichten zufolge der Festnahme widersetzte, setzten die Polizist:innen Pfefferspray ein und fixierten ihn. Der 39-Jährige verlor anschließend das Bewusstsein und starb noch in der Nacht im Krankenhaus.

Zur Untersuchung der Vorfälle wurden die Ermittlungen jeweils an andere Polizeibehörden übergeben – aus „Neutralitätsgründen“, wie die Polizei selbst sagt. Wie neutral die Ermittlungen sein werden, ist jedoch mehr als fraglich: „Im Kreis Recklinghausen ermitteln jetzt die Kollegen aus Dortmund, in Dortmund die Kollegen aus Recklinghausen. Das ist keine unabhängige Aufklärung. Statistiken belegen, dass Polizisten nach tödlichen Einsätzen fast nie belangt werden.“

Erst am vergangenen Dienstag tötete die Polizei in Frankfurt am Main einen 23-jährigen Schwarzen Obdachlosen mit einem Kopfschuss, nachdem dieser in einem Hotelzimmer zwei Frauen bedroht haben soll. Besonders skandalös: In ersten Polizeiberichten war die Rede davon, dass der 23-Jährige zunächst durch Schüsse nur schwer verletzt worden und zunächst noch in ein Krankenhaus gebracht worden sei.

Nur einen Tag später erschoss die Polizei in Köln einen 48-jährigen Mieter bei einer Zwangsräumung. Er soll im Vorfeld der Zwangsräumung Drohungen ausgesprochen haben, falls eine Räumung stattfinden sollte. Die Gerichtsvollzieherin zog die Polizei hinzu – diese erschossen den 48-Jährigen schließlich.

Mindestens vier Tote durch Polizeigewalt innerhalb einer Woche – eine brutale Bilanz einer brutalen Institution. Um die Fälle aufzuklären, reichen keine „neutralen“ Ermittlungen anderer Polizeibehörden. Es braucht unabhängige Untersuchungskommissionen, der Betroffene von Polizeigewalt und deren Angehörige, Menschenrechtsorganisationen sowie Gewerkschaften angehören sollten. Nur so kann die Straflosigkeit, die meist am Ende von polizeiinternen Ermittlungen steht, ein Ende haben. Nieder mit der tödlichen Polizeigewalt!

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