[Dossier] Prekarisierung, Neoliberalismus und Arbeitskampf

12.07.2021, Lesezeit 5 Min.
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Bild: rblfmr/ Shutterstock.

Anlässlich des wilden Streiks beim Lebensmittellieferanten Gorillas veröffentlichen wir ein Dossier mit einer Auswahl aus Artikeln über prekäre Arbeitsbedingungen und Widerstand dagegen. Wir hoffen, hiermit einen Beitrag zu leisten, um aus vergangenen und internationalen Erfahrungen Lehren für diesen und kommende Kämpfe ziehen zu können.

Da viele der Riders kein oder wenig Deutsch sprechen, verlinken wir die englischen und spanischen Versionen der Artikel, sollten sie vorliegen.

Viele von uns wuchsen in Deutschland und international in einer Zeit auf, in der prekäre Arbeit zum Alltag der Mehrheit gehört. Flexible Arbeitszeiten, Teilzeitbeschäftigung, Minijobs und andere Formen der Anstellung sind jedoch in ihrem aktuellen Ausmaß relativ neue Erscheinungen.

Die rot-grüne Schröderregierung setzte mit der Agenda 2010 die politische Grundlage für die Schaffung eines immer größeren Niedriglohnsektors und mehr sozialem Elend. Von vielen Kapitalist:innen gepriesen, setzte die “Agenda” viele zuvor geltende Rechte wie das Befristungsverbot aus und schuf einen riesigen Pool an “flexiblen” Arbeiter:innen, die teilweise jahrzehntelang ohne Festanstellung arbeiten.

Prekarisierung in der BRD

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In seinem Beitrag aus dem Jahr 2012, der trotz seines Alters noch immer brandaktuell ist, zeigt unser Genosse Chucho Kahl einige Grundlagen der Prekarisierung in Deutschland auf. Er erklärt, was die Ausweitung von prekären Beschäftigungsverhältnissen zu bedeuten hat und zeigt notwendige Strategien für ihre Überwindung auf.

#Coronarealität: Die prekäre Illusion des Neoliberalismus und die Ohnmacht des Postmodernismus

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Gerade während der Corona Pandemie haben sich die Bedingungen für die Arbeitenden verschlechtert. Die vielen Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft wurden noch einmal besonders deutlich. Doch trotz Krise scheint für viele eine Veränderung unmöglich. Statt kollektiver Veränderung und des Auflebens der Lehren des Klassenkampfes berufen sich vorherrschende Ideologien auf das Individuelle, das integrieren in die vorherrschenden Verhältnisse. Stefan Schneider hat einen Artikel geschrieben, der jene Alternativlosigkeit aufgreift und eine klassenkämpferische Antwort auf Pandemie, Unterdrückung und Ausbeutung gibt.

Amazonisierung – die Zukunft des Kapitalismus

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Grafik: Sou Mi

Unsere Genoss:innen von Left Voice aus den USA führten ein Interview mit Jake Alimahomed-Wilson, Mitherausgeber von “The Cost of Free Shipping: Amazon in the Global Economy”. Seine Forschung konzentriert sich auf den weltweiten Warenverkehr, sowie auf die Logistikarbeiter:innen, die dafür sorgen dass das System des globalen Kapitalismus funktioniert.

Uberisierung und Ausbeutung – Das wahre Gesicht des „kollaborativen“ Kapitalismus

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Neben dem Modell Amazon breiten sich mit Uber und ähnlichen Unternehmen auch andere Arbeitsmodelle aus. Die “Plattformökonomien” kennzeichnen sich meist dadurch, dass die Arbeiter:innen nicht als solche, sondern nur als private Dienstleister anerkannt werden. Hierdurch beuten sie sich scheinbar nur selbst aus, müssen ewig lange Arbeitstage überstehen und die Bosse müssen ihnen keine Pflege- Sozial- oder Krankenversicherung zahlen. Unsere Genossin Josefina Martinez aus Madrid analysiert in ihrem Beitrag “das wahre Gesicht des kollaborativen Kapitalismus”

Gehalt auf Wert eines Happy Meals reduziert: Die Jugend in der Pandemie ist essentiell und doch prekär

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Die Jugend ist zwischen Arbeitslosigkeit und Prekarität gefangen. Sie sind es, die besonders oft essentielle Jobs ausführen, die diese Welt am Laufen halten. Der Artikel von Lucho Aguilar beschreibt den Kampf um ihre Zukunft, der auf der ganzen Welt geführt wird.

Lateinamerika: Beschäftigte der Lieferdienste im Kampf

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Nicht nur in Deutschland wehren sich die Arbeiter:innen der Lieferdiensten gegen schlechte Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne. Auch in Lateinamerika haben sich Lieferant:innen aus verschiedenen Lieferdiensten und sogar Ländern zusammengeschlossen, um auf ihre prekäre Situation aufmerksam zu machen. Der folgende Artikel greift jene Kämpfe auf, denn schließlich können wir viel von vorangegangen Kämpfen lernen und Kraft für unsere ziehen.

Prekarisierung und Pandemie in den Klassenbeziehungen: Die Bourgeoisie hat Angst vor „Aufständen und Revolutionen“

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Der Kapitalismus hat in allen Bereichen versagt. Nur die Arbeiter:innenklasse hat gemeinsam die Macht jene Verhältnisse zu überwinden. Die prekärsten Teile der Arbeitenden bekommen jene Folgen am härtesten zu spüren und beweisen oft besonderen Mut gegen jene zu kämpfen. Die Herrschenden fangen deshalb schon jetzt an zu zittern. “Aber sie (die Arbeiter:innenklasse) hält immer noch die „strategischen Positionen“ der Gesellschaft inne. Mit ihnen kann sie, wenn sie organisiert ist, wahre politische Heldentaten vollbringen, indem sie in der Lage ist, zum potentiell hegemonialen Subjekt der Emanzipation zu werden”. So, André Acier in seinem Artikel.

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