Die zehn schlimmsten Zitate von Martin Luther „wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern“

17.04.2017, Lesezeit 7 Min.
Gastbeitrag

Im Jahr des 500. Jubiläums der Reformation feiert ganz Deutschland das Erbe Martin Luthers. Pünktlich zu Ostern wollen wir mit dem Beginn einer neuen Reihe „die schlimmsten Zitate Martin Luthers“ dokumentieren. Teil 1: Luther als Konterrevolutionär gegen die Bauernschaft.

1

Martin Luther war ein entschiedener Gegner der bäuerlichen Aufstände zwischen 1524 und 1526. In seiner Schrift „Der deutsche Bauernkrieg“ beschreibt Friedrich Engels die historischen Umstände:

„Aber der Aufstand […] dehnte sich rasch aus, ergriff sogar protestantische, von lutherischen Fürsten, Herren und Städten beherrschte Gegenden und wuchs der bürgerlichen, ‚besonnenen‘ Reform rasch über den Kopf. […] Da galt kein Besinnen mehr. Gegenüber der Revolution wurden alle alten Feindschaften vergessen; im Vergleich mit den Rotten der Bauern waren die Diener der römischen Sodoma unschuldige Lämmer, sanftmütige Kinder Gottes; und Bürger und Fürsten, Adel und Pfaffen, Luther und Papst verbanden sich ‚wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern‘.“

Engels analysierte weiter: „Luther hatte der plebejischen Bewegung ein mächtiges Werkzeug in die Hand gegeben durch die Übersetzung der Bibel.[ …] Die Bauern hatten dies Werkzeug gegen Fürsten, Adel, Pfaffen, nach allen Seiten hin benutzt. Jetzt kehrte Luther es gegen sie und stellte aus der Bibel einen wahren Dithyrambus auf die von Gott eingesetzte Obrigkeit zusammen, wie ihn kein Tellerlecker der absoluten Monarchie je zustande gebracht hat. Das Fürstentum von Gottes Gnaden, der passive Gehorsam, selbst die Leibeigenschaft wurde mit der Bibel sanktioniert.“

Im Folgenden haben wir die zehn schlimmsten Zitate gesammelt, die wir von Luther gegen die aufständischen Bauern*Bäuerinnen finden konnten.

Dreierlei gräuliche Sünden wider Gott und Menschen laden diese Bauern auf sich, daran sie den Tod verdient haben an Leib und Seele mannigfältiglich. Zum ersten, dass sie ihrer Obrigkeit Treu und Huld geschworen haben, untertänig und gehorsam zu sein; wie solches Gott gebietet, da er spricht: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist; und Römer 13: Jedermann sei der Obrigkeit Untertan usw. Weil sie aber diesen Gehorsam brechen mutwilliglich und mit Frevel und dazu sich wider ihre Herren setzen, haben sie damit verwirkt Leib und Seel, als die treulosen, meineidigen, lügenhaften, ungehorsamen Buben und Bösewichte pflegen zu tun. Darum auch S. Paulus, Röm. 13, ein solches Urteil über sie fällt: Welche der Gewalt widerstreben, die werden ein Gericht über sich überkommen. Welcher Spruch auch die Bauern endlich treffen wird, es geschehe kurz oder lange, denn Gott will Treu und Pflicht gehalten haben. (Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern, 1525)

Drum soll hier zuschmeißen, würgen und stechen, heimlich oder öffentlich, wer da kann, und gedenken, dass nichts Giftigeres, Schädlicheres, Teuflischeres sein kann denn ein aufrührischer Mensch, gleich als wenn man einen tollen Hund totschlagen muss: Schlägst du nicht, so schlägt er dich und ein ganz Land mit dir. (Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern, 1525)

Der Esel will Schläge haben, und der Pöbel will mit Gewalt regiert sein. Das wusste Gott wohl; drum gab er der Obrigkeit nicht einen Fuchsschwanz, sondern ein Schwert in die Hand. (Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern, 1525)

Es ist eine verdammte, verfluchte Sache mit dem tollen Pöbel. Niemand kann ihn so gut regieren wie die Tyrannen. Die sind der Knüppel, der dem Hund an den Hals gebunden wird. Könnten sie auf bessere Art zu regieren sein, würde Gott auch eine andere Ordnung über sie gesetzt haben als das Schwert und die Tyrannen. Das Schwert zeigt deutlich an, was für Kinder es unter sich hat, nämlich nichts als verdammte Schurken, wenn sie es zu tun wagten. (Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

Ich möchte mich fast rühmen, dass seit der Zeit der Apostel das weltliche Schwert und die Obrigkeit noch nie so deutlich beschrieben und gerühmt worden ist wie durch mich. Sogar meine Feinde müssen das zugeben. Und dafür habe ich doch als Lohn den ehrlichen Dank verdient, dass meine Lehre aufrührerisch und als gegen die Obrigkeit gerichtet gescholten und verdächtigt wird. Dafür sei Gott gelobt! (Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

Wenn es rechtmäßig zugeht, hat die Obrigkeit mit ihren Untertanen nichts anderes zu tun, als das Recht zu bewahren, Gericht zu halten und Urteile zu fällen. Wenn sie sich aber empören und auflehnen, wie es jüngst die Bauern taten, ist es recht und billig, gegen sie mit Gewalt vorzugehen. (Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

Die Bauern gaben bei ihrem Aufruhr an, die Herren wollten das Evangelium nicht predigen lassen und schindeten die armen Leute, deshalb müsste man sie stürzen. Aber ich habe darauf geantwortet: Obwohl die Herren damit unrecht taten, sei es trotzdem weder billig noch recht, auch unrecht zu tun, d. h. ungehorsam zu sein und Gottes Ordnung zu zerstören, die nicht in unserer Verfügung steht. Sondern man müsse das Unrecht leiden. (Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

Man darf dem Pöbel nicht zu viel pfeifen, er wird sonst gern toll. Es ist billiger, ihm zehn Ellen abzubrechen, als ihm in einem solchen Falle eine Handbreit, ja, die Breite eines Fingers einzuräumen. Und es ist besser, wenn ihm die Tyrannen hundertmal unrecht tun, als dass sie dem Tyrannen einmal unrecht tun. Denn weil ja das Unrecht gelitten werden muss, so ist vorzuziehen, durch die Obrigkeit zu leiden, als dass die Obrigkeit durch die Untertanen zu leiden hat. Denn der Pöbel besitzt und kennt kein Maß. In jedem einzelnen stecken wohl mehr als fünf Tyrannen, So ist es besser, von einem Tyrannen, d. h. von der Obrigkeit, Unrecht zu leiden als von unzähligen Tyrannen, d. h. vom Pöbel. (Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

Gott will die Oberherrn, sie seien böse oder gut, geehrt haben. … Und weil Kaiser Kaiser, Fürst Fürst bleibt, wenn er gleich alle Gebote Gottes überträte, ja ob er gleich ein Heide wäre, so soll er‘s auch sein, ob er gleich sein Eide und Pflichten nicht hält. … Sünde hebt Obrigkeit und Gehorsam nicht auf, denn wir nicht allen den gütigen und frommen, sondern auch den bösen und unschlachtigen Herrn sollen mit aller Furcht untertan sein. … [soll dem Kaiser] niemand Gehorsam entziehen oder wider ihn streben, denn das ist Rotterei und Aufruhr und Zwietracht anfangen. ( (zitiert nach Hubert Mynarek, „Luther ohne Mythos“, S. 63f)

So geschieht es freilich auch überall und ist geschehen, dass die geschlagen werden, die ohne Grund den Krieg anfangen, denn sie können zuletzt doch nicht dem Gericht Gottes. d. h. seinem Schwerte, entrinnen. Er findet und trifft sie schließlich doch, wie es auch jetzt den Bauern in Aufruhr ergangen ist. (Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

Mehr zum Thema