Der Kapitalismus kann nicht grün sein! Für eine antikapitalistische Perspektive gegen die Zerstörung unseres Planeten!

27.06.2019, Lesezeit 6 Min.
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In einer Welt, in der der Reichtum von einigen Wenigen zu Armut der großen Mehrheit der Menschheit und zur Zerstörung der Lebensgrundlage auf unserem Planeten führt, reichen kosmetische Veränderungen am System nicht aus. Längst ist eindeutig, dass der Profitzwang des Kapitals das Leben auf der Erde gefährdet. Deshalb treten wir, die antikapitalistische Hochschulgruppe organize:strike, für eine radikale und antikapitalistische Antwort auf den Klimawandel ein.

„Unsere Zivilisation wird dafür geopfert, dass eine sehr kleine Anzahl von Menschen weiterhin enorme Geldsummen verdienen können. Unsere Biosphäre wird geopfert, damit reiche Menschen in Ländern wie meinem in Luxus leben können. Es sind die Leiden der Vielen, die für den Luxus der Wenigen zahlen. Wir müssen die fossilen Brennstoffe im Boden belassen und uns auf Gerechtigkeit konzentrieren. Und wenn Lösungen innerhalb des Systems so schwer zu finden sind, sollten wir vielleicht das System selbst ändern.“ (Greta Thunberg)

In einer Welt, in der der Reichtum von einigen Wenigen zu Armut der großen Mehrheit der Menschheit und zur Zerstörung der Lebensgrundlage auf unserem Planeten führt, reichen kosmetische Veränderungen am System nicht aus. Längst ist eindeutig, dass der Profitzwang des Kapitals das Leben auf der Erde gefährdet. Deshalb treten wir, die antikapitalistische Hochschulgruppe organize:strike, für eine radikale und antikapitalistische Antwort auf den Klimawandel ein.

1. Kapitalismus und ökologische Nachhaltigkeit sind miteinander unvereinbar.

Die kapitalistische Produktionsweise, bei der Energie- und Industriekonzerne sich in privater Hand befinden, funktioniert nach den Profitinteressen Einzelner auf Kosten der Zerstörung unseres Planeten. Die Produktion in unserer heutigen Gesellschaft richtet sich nicht nach den Bedürfnissen der Menschen und der Natur, sondern nach den ökonomischen Interessen einiger Weniger. Klimawandel, Verlust von Wäldern und Biodiversität, das massive Artensterben, Verlust der Bodenfruchtbarkeit sind Folgen dieser kapitalistischen Produktionsweise. Diese zerstörerische Dynamik geht mit direkten sozialen und materiellen Verschlechterung der Lebensbedingungen von Hunderten Millionen Menschen einher, die unter Elend, Arbeitslosigkeit und Flucht leiden. Ein nachhaltiger oder grüner Kapitalismus ist nicht möglich, da die Ursachen für die Klimakatastrophe in den Wurzeln der Produktions- und Eigentumsverhältnisse dieses Systems liegt. Der einzige wirkliche Ausweg aus dieser Katastrophe kann nur durch eine Veränderung dieser Verhältnissen und dieses Systems insgesamt stattfinden.

2. Energie- und Industriekonzerne müssen für die Klimakrise zur Verantwortung gezogen werden und für ihre Schäden an Umwelt und Menschheit selbst zahlen.

Konzerne, die für die aktuelle ökologische Krise verantwortlich sind, müssen gezwungen werden, den nötigen Umbau der Infrastruktur selbst zu zahlen. Nein zu öffentlichen Subventionen für Privatkapitalist*innen oder Besteuerung von Konsumgütern, die durch die Verteuerung der Preise oder Kürzungen in der öffentlichen Daseinsvorsorge finanziert werden! Sie führen letztendlich dazu, dass die Kosten auf die arbeitende Bevölkerung und die Jugend abgewälzt werden. Durch die bisher vorgeschlagenen pro-kapitalistischen Maßnahmen – die nur minmale Veränderungen an der aktuellen Klimakatastrophe bringen – soll ermöglicht werden, dass die Unternehmen und einzelnen Kapitalist*innen zuallererst weiterhin ihre Profite sichern und sogar neue Märkte eröffnen, wie wir im Fall des Handels mit Emissionszertifikaten sehen. Doch nicht die Aufrechterhaltung der Profite wird unseren Planeten retten, sondern radikale Sofortmaßnahmen, die notwendigerweise genau gegen diese Profitinteressen gerichtet sind, die durch Über- oder Unterproduktion, unverantwortliche Nutzung der Naturressourcen, konsumorientierte Produktion etc. erst zur ökologischen Krise geführt haben. Stattdessen fordern wir eine massive Besteuerung von großen Vermögen, Banken und Konzernen, um die dringendsten Folgen des Klimawandels zu bekämpfen: Für Forschung und Schutzmaßnahmen gegen Umwelt- und Wetterkatastrophen und für die Bereinigung der gewaltigen Schäden, die die Wirtschaft unserer Umwelt zugefügt hat.

3. Wir fordern die Kollektivierung von Energiekonzernen unter der Verwaltung von Arbeiter*innen und der demokratischen Kontrolle der gesamten Bevölkerung, um die Produktion ökologisch, nachhaltig und sozial zu gestalten.

Durch den privaten Besitz im Industrie- und Energiesektor organisieren die Eigentümer*innen dieser Produktionsmittel die gesamtgesellschaftliche Produktion nach ihren eigenen Profitinteressen. Für den Strukturwandel, der für die Vermeidung der Unbewohnbarkeit unseres Planeten notwendig ist, bedarf es größerer Maßnahmen als punktuelle Reformen, Erleichterungen, Anregungen für Kapitalist*innen oder individuelle Konsumentscheidungen. Der Kampf gegen die Klimakatastrophe benötigt einen radikalen Wandel in der Produktionsweise. Energie-, Verkehr- und weitere Schlüsselsektoren müssen radikal reorganisiert werden: Im Gegensatz zu einer kapitalistischen Marktwirtschaft wäre eine demokratische geplante Wirtschaft eine Lösung, die von den Arbeiter*innen selbst organisiert und von der Bevölkerung demokratisch kontrolliert wird.

4. Solidarisierung mit Arbeiter*innen und Strukturwandel ohne Nachteile für die Beschäftigten

Die Maßnahmen, die für den Strukturwandel eingesetzt werden, dürfen nicht zum Nachteil der Beschäftigten führen, die in den umweltschädigenden Sektoren arbeiten und keine Kontrolle über die Produktion haben. Es sind die Eigentümer*innen dieser Unternehmen, die die Kosten tragen müssen. Das bedeutet, dass es keine Abzüge bei den Löhnen der Beschäftigten geben darf, ein ökologischer Umbau der Arbeitsplätze auf Kosten der Konzerne stattfinden muss und die Arbeitsplätze der Beschäftigten in diesen umgestalteten Sektoren garantiert werden müssen.

5. Wir fordern, dass die Gewerkschaftsführungen sich mit den Forderungen von Fridays for Future solidarisieren und am 20. September zu einem Generalstreik aufrufen.

Die weltweite Fridays for Future-Bewegung hat gezeigt, dass Millionen Menschen den Kampfeswillen haben, sich gegen die Klimakatastrophe zu wehren. Um sie zu unterstützen und tatsächlich Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe gegen die umweltzerstörerischen Unternehmen durchzusetzen, haben die Arbeiter*innen in Betrieben tatsächlich die Kraft, indem sie durch Streiks die Produktion lahmlegen. Um ebenfalls die Regierungen unter Druck zu setzen, brauchen wir die Mobilisierung breiter Teile der Bevölkerung.

6. Wir fordern offene Grenzen für Geflüchtete.

Nach Angaben der Vereinten Nationen gibt es derzeit mehr Geflüchtete, die vor Klimakatastrophen fliehen, als vor Kriegen: mehr als 20 Millionen Menschen. Aber es wird sogar von „Klimakriegen“ gesprochen, einem Begriff, den der deutsche Sozialpsychologe Herald Welzer geprägt hat, um sich auf bewaffnete Konflikte zu beziehen, die durch Veränderungen in der Umwelt, insbesondere durch die globale Erwärmung, ausgelöst werden. So zum Beispiel der Krieg in Syrien, wo laut einer Studie die Dürre zwischen 2006 und 2010 dazu beigetragen hat, die im Frühjahr 2011 ausgebrochene Krise auszulösen. Während die westlichen Industrieländer durch ihre enormen CO2-Emmisionen und multinationalen Konzernen, die auch in Peripherieländern die Natur zerstören, die meisten Verantwortung tragen, machen sie ihre Grenzen dicht. In den letzten Jahren sind über 20.000 Menschen im Mittelmeer ertrunken. Deshalb ist der Kampf für offene Grenzen und gegen die Festung Europa ein zentraler Bestandteil jedes Programms gegen die Klimakatastrophe.

Termine

FFF-Demo zum Bundestag:
Freitag, 28.6. 12 Uhr, Invalidenpark, Berlin-Mitte

FFF Delegation zur IG-Metall Demo #fairwandel:
Samstag, 29.6.
Treffpunkt: 12:30 Uhr Ebertstraße/Lennéstraße
Kundgebung: 13:00 Uhr Brandenburger Tor

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