Trotzkist*innen auf der Fusion

29.06.2016, Lesezeit 3 Min.
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Heute beginnt das größte linke Festival in Deutschland. Zum 20. Mal findet die FUSION auf einem alten sowjetischen Luftwaffenstützpunkt statt. "Ferienkommunismus" versprechen die Organistor*innen. Wir sind dabei und wollen stattdessen: "Diktatur des Proletariats".

Ja, wir Trotzkist*innen haben einen gewissen Ruf als Spaßverderber*innen. Als freudlose Besserwisser*innen. „Was ist dann das strategische Ziel dahinter?“ fragen wir immer wieder. Manche wollen sich einfach auf den Wahlsieg einer Linkspartei in Griechenland oder den Aufstieg eines „demokratischen Sozialisten“ in den USA freuen. Aber nein, wir beharren jedes Mal auf die strategische Debatte.

Dazu stehen wir. „Trotskyism means business“, sagte einst James P. Cannon. Doch auch wir Trotzkist*innen feiern gern. Am meisten interessieren uns revolutionäre Parteien, aber wir haben nichts gegen revolutionäre Partys. Und die FUSION lieben wir wie alle anderen Linken. Aktivist*innen von den diversen Organisationen des Trotzkismus in Deutschland nehmen jedes Jahr an der FUSION teil.

Diktatur des Proletariats statt Ferienkommunismus! Seit etwa vier Jahren treten wir sichtbar auf. Nein, wir betreiben keinen Entrismus zur Unterwanderung des Festivals. Wir feiern und arbeiten ganz normal mit. Denn es ist ein Raum, in dem Kapitalismus – samt Ausbeutung, Patriarchat, Homophobie und Rassismus – zwar immer noch existieren, aber ein kleines Stück zurückgedrängt sind. Es ist ein Versuch, sich eine bessere Welt vorzustellen.

Wie wir anlässlich der FUSION vor vier Jahren geschrieben haben:

Die FUSION ist also – stellen wir mal sicherheitshalber fest – kein Kommunismus. Es ist ein vier Tage gelebter Traum, wie der Kommunismus aussehen könnte – genauso wie diebesetzte Keramikfabrik Zanonin Argentinien einen Traum von einem Wirtschaftssystem unter Kontrolle der ArbeiterInnenklasse darstellt. Aber träumen ist nichts Schlimmes! Wichtig ist nur, dass wir unsere Träume nicht auf die Ferienzeit beschränken, sondern tatsächlich umzusetzen versuchen. Wie der alte Lenin in„Was tun?“über seine Träume schrieb:

Der Zwiespalt zwischen Traum und Wirklichkeit ist nicht schädlich, wenn nur der Träumende ernstlich an seinen Traum glaubt, wenn er das Leben aufmerksam beobachtet, seine Beobachtungen mit seinen Luftschlössern vergleicht und überhaupt gewissenhaft an der Realisierung seines Traumgebildes arbeitet.

Also lasst uns träumen! Aber lasst uns gleichzeitig dafür kämpfen, diesen kleinen Traum des Kommunismus zur Wirklichkeit zu machen! Wie dieser Kampf aussehen könnte und wir uns selbst und andere Lohnabhängigen für diesen Kampf gewinnen können, darüber müssen wir wohl noch diskutieren.

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