So war die Sommerakademie von Révolution Permanente

30.08.2022, Lesezeit 5 Min.
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Foto: Révolution Permanente

Nach der Präsidentschaftskampagne von Anasse Kazib beendet die Schwesterorganisation von RIO Révolution Permanente die Sommerpause mit 500 Teilnehmer:innen bei ihrer Sommerakademie. Wir waren dort und berichten von unseren Eindrücken.

Die Sonne scheint, die weiße Spitze des Mont Blancs ragt über der Landschaft der französischen Alpen heraus, überall ist Französisch, Spanisch, Englisch, Arabisch aber auch Koreanisch zu hören. Von Minute zu Minute wird es voller, bis bald 500 Menschen über das Gelände der Sommerakademie laufen. Diese Eindrücke setzen die Grundstimmung, für fünf Tage voll mit politischen Diskussionen, aber auch beim gemeinsamen Essen, Tanzen oder beim Shisha rauchen abends.

Dieses Ereignis ist das Resultat eines langen politischen Jahres. Unsere Genoss:innen wurden vor circa einem Jahr aus der Neuen Antikapitalistischen Partei (NPA) ausgeschlossen und entschlossen sich im Zuge dessen mit einem eigenen Präsidentschaftkandidaten anzutreten. Anasse Kazib hat als migrantischer Eisenbahner, Kämpfe von Arbeiter:innen gegen Rassismus, wie bei ONET, angeführt und unterstützt. Er steht gegen Macrons reaktionäre Regierung und für eine neue Generation von migrantischen Arbeiter:innen, die keine Hoffnung in den Reformismus haben und wissen, dass das Ende von Unterdrückung nur von einer revolutionären Partei der Arbeiter:innenklasse erreicht werden kann.
Wie Anasse sagte uns: „Es geht um Hoffnung. Mit der Präsidentschaftskampagne haben wir gezeigt, dass es möglich ist, sich kollektiv zu organisieren und zu kämpfen für eine Welt frei von Ausbeutung und Unterdrückung. Eine Welt, für die es sich zu kämpfen lohnt.“

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Deutsche Delegation mit Anasse Kazib und Pierro, Mitglied bei RP und Übersetzer

Bei einer Konferenz im Juni beschlossen unsere Genoss:innen Schritte zur Gründung einer neuen revolutionären Organisation in Frankreich zu gehen, unabhängig von Bürokratien und Reformismus. Die Sommerakademie ist nach all den Errungenschaften des letzten Jahres, die sich jetzt in der Größe und im enormen Kampfgeist der Akademie widerspiegelten. Während in Deutschland schon über einen „heißen Herbst“ der sozialen Proteste diskutiert wird, ist auch die französische Bevölkerung von den Auswirkungen von Inflation, Krieg und Krise enorm betroffen. In den letzten Jahren haben die Arbeiter:innen in Frankreich immer wieder gezeigt, dass sie in der Lage sind sich gegen Angriffe auf ihre soziale Lage zur Wehr zu setzen. Sowohl im Zuge der Gelbwestenbewegung als auch in den riesigen Protesten gegen Macrons Rentenreform sind hunderttausende Jugendliche und Arbeiter:innen auf die Straßen gegangen, haben gestreikt und ihre Betriebe, Schulen und Universitäten blockiert. Die revolutionäre Linke in Frankreich war in den vergangenen Episoden des Klassenkampfes nur ein Randphänomen. Sowohl die NPA als auch Lutte Ouvrière haben keinen führenden Einfluss in diesen Auseinandersetzungen inne gehabt. Mélenchon und sein neues Wahlbündnis NUPES versuchen die Energie der Kämpfe in die Parlamente umzuleiten. Beide Pole stellen weder für die Arbeiter:innenklasse, noch für die sozialen Bewegungen eine Alternative dar, um ihre Interessen gegen die Angriffe der herrschenden Klasse zu verteidigen. Vor diesem Hintergrund erschließt sich die Notwendigkeit der Gründung einer neuen revolutionären Organisation in Frankreich, die ihren Schwerpunkt im Klassenkampf hat und die Kampfkraft und Erfahrung der fortgeschrittensten Teile der Arbeiter:innenbewegung hinter einem revolutionären Programm vereint. Unsere Genoss:innen von RP sind in den vergangenen Monaten die ersten Schritte in eine solche Richtung gegangen. Die Sommerakademie spielt in diesem Prozess eine wichtige Rolle, hier tauschten sich hunderte Genoss:innen aus verschiedenen Sektoren über die Rolle und den Aufbau der revolutionären Partei aus, um ein gemeinsames Fundament zu erarbeiten, auf welchem eine Neugründung geschehen kann.

Wir waren beeindruckt von den unterschiedlichen Menschen, die wir auf dem Camp trafen. Die Workshops und Veranstaltungen waren voll von jungen Menschen, Arbeiter:innen aus Krankenhäusern, von der Eisenbahn, den Streikenden aus der Raffinerie von Total, aber auch den Reinigerinnen von ONET. Queere Jugendliche diskutierten mit Arbeiter:innen vom Flughafen. Vielen Menschen aus der algerischen Community in Frankreich waren anwesend, die durch die Präsidentschaftskampagne eine Möglichkeit fanden, sich vereint gegen die rassistische Repression des französischen Staates zu organisieren. Auch andere Genoss:innen aus Europa und der Welt fanden ihren Weg zum Camp. Neben Genoss:innen aus dem Spanischen Staat, Italien Deutschland, Rumänien, der Schweiz und der Ukraine, war auch unsere argentische Schwesterorganisation vertreten. Auch drei Aktivist:innen aus Südkorea nahmen teil und bereicherten uns mit neuen Perspektiven, aber auch einem Einblick den repressiven südkoreanischen Staat, der bereits einen Genossen ins Gefängnis für die Übersetzung marxistischer Literatur steckte. Besonders blieb uns eine Aussage dieses Genossen im Kopf. Er erzählte uns, dass er keine Angst hätte vor Repressionen, und wenn sie ihn erneut ins Gefängnis stecken würden, hätte er wenigstens Zeit zu lesen und mehr zu übersetzen.

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