Nachruf auf Christian Krähling

11.12.2020, Lesezeit 3 Min.
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Wir sind tief bestürzt und betroffen, seitdem uns gestern die überraschende Nachricht erreichte, dass Christian Krähling nicht mehr am Leben ist.

Wir sind tief bestürzt und betroffen, seitdem uns gestern die überraschende Nachricht erreichte, dass Christian Krähling nicht mehr am Leben ist.

Noch am 1. Dezember postete er dieses Bild auf Facebook, wie er – wie immer – den Streikposten in Bad Hersfeld stemmte. Mit ihm verlieren nicht nur die Amazon-Arbeiter:innen einen unermüdlichen Vorkämpfer, sondern die gesamte Arbeiter:innenbewegung in Deutschland und international.

Christian war nicht nur ein strahlendes Vorbild des Klassenkampfes, eine Inspiration für viele und ein Beispiel an Integrität. Seine fröhliche Ausstrahlung zeigte uns auch, wie man im Kampf das Leben genießen kann. Wir wissen noch nicht, warum und wie er starb, doch wir sind in Gedanken bei seiner Familie, seinen Freund:innen und all seinen Weggefährt:innen im Kampf.

Er ist einer der Unzähligen, die sich Jeff Bezos und Konsorten in ihrer Profitgier unermüdlich entgegengestellt haben. Und obwohl er sich sicher dagegen wehren würde, seine eigene Rolle zu sehr in den Vordergrund zu stellen, war er ein Fels in der Brandung, ohne den die Streiks bei Amazon seit mehr als 7 (!) Jahren so nicht möglich gewesen wären.

Vor allem blieb er stets seiner Überzeugung treu und widerstand jeglichen Versuchen sowohl der Geschäftsführung als auch der Gewerkschaftsbürokratie, ihn einzukaufen. Er war ein aufrechter Internationalist, ein Organisator seiner Klasse; einer, der wusste, dass es nichts gibt, was die Kapitalist:innen mehr fürchten als Selbstorganisation und Solidarität der Arbeiter:innen.

Wir schätzen uns glücklich, ihn an einigen Stellen seines Weges begleitet zu haben. Wir erlebten ihn bei Streikposten bei Wind und Wetter; bei gemeinsamen Demonstrationen nicht nur gegen Amazon, sondern auch gegen die Krisenpolitik der Europäischen Union; bei Streikkonferenzen, wo er die Perspektive echter Basisorganisation jenseits der Gewerkschaftsbürokratie vertrat; bei internationalen Vernetzungstreffen von Basisgewerkschafter:innen, zu denen wir ihn begleiten durften.

Wir wollen sein Andenken ganz besonders ehren. Wir wissen noch nicht genau wie. Vorerst schließen wir uns den Worten der OKG an: „GewerkschafterInnen weltweit werden trauern, von Spanien, Polen, USA, Frankreich, China… du hast keine Grenzen gekannt, nicht korrumpierbar, immer bescheiden, immer mit Witz, immer unerschrocken, Dichter, Kämpfer, Freund, Genosse, liebevoller Vater. Du warst einer der ganz Großen der Arbeiterbewegung. Wir werden dich in ehrender Erinnerung behalten.“

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