Las Kellys – Hotelreinigerinnen kämpfen für ihre Rechte

22.05.2017, Lesezeit 4 Min.
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"Las Kellys" organisieren sich gegen prekäre Arbeitsbedingungen und Outsourcing im spanischen Hotelgewerbe.

Sonne, Meer, Strand – das und vieles mehr lockt Urlauber*innen aus aller Welt jedes Jahr in den Spanischen Staat. Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren des Landes, mit knapp 70 Millionen Besucher*innen jährlich. Die meisten denken dabei wenig darüber nach, wie die Arbeitsbedingungen der Menschen sind, die ihnen im Urlaubsort die Hotelzimmer putzen oder das Essen servieren. Wenn sie genauer hinsehen würden, wäre sofort klar: Hinter ihrer Entspannung steckt ein brutales System der Ausbeutung und Diskriminierung.

Dies sichtbar zu machen und dagegen zu kämpfen, hat sich eine wachsende Gruppe von Hotelreinigerinnen zur Aufgabe gemacht. Unter dem Namen „Las Kellys“ (Las que limpian los hoteles – Die, die die Hotels reinigen) protestieren sie gegen die unzumutbaren Bedingungen, denen sie ausgesetzt sind.

Sie verdienen sehr wenig – teils nicht mehr als 500 Euro monatlich – und werden durch unerfüllbare Quoten dazu gebracht, unbezahlte Überstunden zu leiden. Immer wieder werden Arbeiterinnen auch gezwungen, ohne Schutzkleidung oder spezielle Ausbildung gefährliche Aufgaben beispielsweise bei der Küchenreinigung zu übernehmen. Dabei kommt es zu gefährlichen Verletzungen, bei denen die Geschäftsführung verhindert, dass sie als Arbeitsunfall gemeldet werden. Viele werden nur von Woche zu Woche über Zeitarbeitsfirmen eingestellt, und können sich deshalb nicht vor dieser Art Anforderung schützen. Sie haben so auch keinen Anspruch auf Urlaubstage. Immer wieder werden schwangere und kranke Reinigerinnen entlassen. Dabei arbeiten sie teilweise in den edelsten und teuersten Hotels des Landes.

Gegen diese extreme Form der Prekarisierung haben sich Beschäftigte an acht Orten zusammengeschlossen, darunter in Barcelona, Madrid, Mallorca und Fuerteventura. Sie fordern ein Ende des Outsourcings, die Kontrolle und Einhaltung der Arbeitsschutzgesetze, das Recht auf Frührente bei gesundheitlichen Problemen und die Anwendung des Hoteltarifvertrags. Dazu kommen spezifische Forderungen an den verschiedenen Orten. Mit diesen Forderungen richten sie sich nicht nur an ihre Arbeitgeber, sondern auch an die politischen Verantwortlichen, wie zum Beispiel die Bürgermeisterin von Barcelona, Ada Colau von Barcelona en Comú.

Mit sichtbaren Aktionen machen sie auf ihre Forderungen aufmerksam: Sie sind bei politischen Terminen zum Thema Tourismus dabei und organisieren Kundgebungen vor Hotels. Sie dokumentieren das illegale und skandalöse Verhalten der Hotels und prangern es öffentlich an. Auch auf Demonstrationen sind sie dabei, und machen ihren Kampf gegen Prekarisierung publik. So gingen sie gemeinsam mit der sozialistischen Frauenorganisation Pan y Rosas (Brot und Rosen) am 8. März in Barcelona und Madrid auf die Straße und beteiligten sich auch mit ihnen am 1. Mai.

Las Kellys verstehen ihren Kampf gegen Prekarisierung als einen feministischen und antirassistischen Kampf. Es sind fast ausschließlich Frauen, die diese Arbeit machen, viele von ihnen Migrantinnen. Ihre Sprecherin Myriam Barros erklärte das auf einem Festival gegen Rassismus:

Unser Kampf ist ein feministischer, es ist eine Frage, die uns Frauen alle betrifft. Das was wir tun, ist eine würdevolle Arbeit und es ist höchste Zeit, dass dies beachtet wird. In unserer Gesellschaft ist es leichter, Frauen auszubeuten, aber der Moment ist gekommen, unsere Rechte zu fordern.

Dadurch, dass sie sich zusammenschließen, konnten sie teils schon kleine Erfolge erzielen. So wurde in einigen Hotels die Zahl der Zimmer, die in einer Schicht geputzt werden müssen, reduziert.

Die nächste große Aktion wird eine Kundgebung am 31. Mai in Barcelona sein. Dort drängen sie darauf, dass im Tarifvertrag des Hotelgewerbes, welchen die Gewerkschaftsbürokrat*innen von UGT und CCOO mit den Hotelbetreiber*innen verhandeln, mit einer Klausel die Praxis des Outsourcings ausgeschlossen wird. Sie beharren darauf, weil das Outsourcing sie letztlich von der gewerkschaftlichen Vertretung ausschließt und ihre Lohndiskriminierung zementiert.

Pan y Rosas organisiert für diese Kundgebung eine Solidaritätskampagne. Wer sich daran beteiligen möchte, kann sich direkt bei Pan y Rosas oder bei info@klassegegenklasse.org melden.

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