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Hunderte Studis diskutieren an der FU über Prekarisierung, Mitbestimmung und kritische Wissenschaft

08.02.2017, Lesezeit 4 Min.
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Der Aktionstag „Otto von unten” am Dienstag war ein voller Erfolg. Über den ganzen Tag haben mehr als 200 Menschen den Aktionstag besucht und sich an den Diskussionen beteiligt. Auch Pläne für kommende Aktionen wurden geschmiedet.

Schon zur Eröffnung des Tages war klar, dass der Aktionstag an der FU sich im Rahmen breiterer gesellschaftlicher Auseinandersetzungen versteht: Besetzer*innen des Instituts für Sozialwissenschaften der HU nahmen am Auftakt und allen weiteren Diskussionen teil, die Solidarität zur Besetzung wurde stets betont.

Der erste Block begann mit einer Gesprächsrunde über kritische Lehre mit Martin Fries, der an der FU als prekärer Lehrbeauftragter arbeitet. Es wurde über die Definition, das Wesen und die gesellschaftliche Funktion der kritischen Wissenschaft, d.h. über die Funktion von Wissenschaft in der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft diskutiert. Die letzte und vielleicht entscheidendste These, die Fries vorstellte, beinhaltete, dass die Stärkung kritischer Wissenschaft nur möglich ist, wenn sie in einer sozialen Bewegung eingebettet ist – ein starkes Plädoyer gegen die Abschottung auch vieler linker Wissenschaftler*innen im universitären „Elfenbeinturm“. Eine grundsätzliche Änderung der Funktion, Methoden und Arbeitsweisen der Wissenschaft ist nur durch eine gesellschaftliche Umwälzung möglich.

Gegen Mittag sprach der emeritierte Professor Peter Grottian zum Thema Prekarisierung. Mit humorvollen Anekdoten und zugespitzter Polemik stellte er die Probleme und Missstände an der Uni dar. Die durch und durch Ökonomisierung der Lehre durch Drittmittel-Finanzierung; Professor*innen, die sich durch die Politik der Universität wie Unternehmer*innen verhalten; die weithin prekäre Situation der wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen. Der Punkt, der immer wieder betont wurde, war, dass der Mittelbau bei seinem Kampf um bessere Arbeitsverhältnisse nur dann Erfolge erzielen kann, wenn die Beschäftigten die aktive Unterstützung der Studierenden auf ihrer Seite organisieren können.

Ein wichtiges Thema war auch die Kritik rassistischer Verhältnisse an der Universität, vorgetragen durch die Gruppe „Decolonize FU“. Am Anfang stellten sie kurz die Petition, Allerhöchste Zeit die Universität zu entkolonialisieren! FU Berlin -Klimawandel in Afrika, vor. Es geht dabei um eine Ringvorlesung „Klimawandel in Afrika“, die vollständig von weißen europäischen Menschen vorgetragen wird. Das koloniale Erbe Europas, die besondere Rolle des deutschen Kolonialismus und ihre rassistische Politik und „Forschung“ werden nicht thematisiert. Am Ende des Workshops wurde über Entkolonialisierung der Universitäten diskutiert, die durch die Bekämpfung des strukturellen Rassismus in Lehrplänen, in der Beschäftigungspolitik und in der Forschung ermöglicht werden kann.

Nach einer Pause und sehr leckerem KüFa-Essen, ging der Aktionstag mit einem Input von der TV-Stud Initiative weiter. Sie stellten zuerst die Situation der studentischen Beschäftigten in Berliner Hochschulen dar und berichteten über den Tarifkampf. Die Beschäftigten wollen die Solidarität der Studierenden organisieren. Nach dem Input wurde über die gemeinsamen Interessen der Unibeschäftigten und Studierenden und über konkrete Formen der Vernetzung und Zusammenarbeit diskutiert.

Im letzten Workshop stellten zwei Vertreter des AstA FU die bestehenden Machtstrukturen an der FU dar: die Struktur und Funktion der Universitätsorgane und ihre Entwicklung durch die Zeit. Die fehlende Mitbestimmung und die Rückschritte der Rechte der Statusgruppen – ausgenommen die Professor*innen, deren Macht, wie auch Grottian betont hatte, „gebrochen werden muss“ – waren drastisch. Gegen Ende wurde über die Möglichkeiten einer Änderung in den Machtstrukturen und generell über studentische Bewegungen gesprochen.

Im anschließenden Abschlussplenum konnten die verschiedenen Aspekte – Prekarisierung, Mitbestimmung, kritische Lehre – miteinander verbunden und gemeinsame nächste Schritte geplant werden.

Zunächst wurde noch einmal die Solidarität mit der ISW-Besetzung betont und die Unterstützung des Besetzer*innen-Manifests beschlossen.

Weiterhin wurde beschlossen zum gemeinsamen Warnstreik der Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes der Länder am kommenden Dienstag, den 14. Februar, zu mobilisieren. Auch die Tarifinitiative TVStud wird an dem Warnstreiktag teilnehmen.

Außerdem wurde vereinbart, am kommenden Mittwoch, den 15.2., ab 9 Uhr zur Sitzung des Institutsrats des Otto-Suhr-Instituts zu mobilisieren, um dort die Interessen der Studierenden in Bezug auf die Lehrplanung am Institut zu vertreten.

Für die Semesterferien wurden weitere Treffen vereinbart, um für das kommende Semester auf den bisherigen Diskussionen aufzubauen und weitere Aktionen zu organisieren.

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