HU: Universitätsleitung solidarisiert sich mit AfD-Dozent

24.11.2016, Lesezeit 4 Min.
1

Am 8. November wurde der AfD-Dozent Markus Egg von Aktivist*innen mit Wasser übergossen. Nachdem mehrere Medien darüber berichteten und viele Studierende über den Vorfall diskutieren, stellt sich nun die Leitung der Humboldt-Universität hinter die rassistische Lehrkraft. Auch die Fachschaftsinitiative Anglistik/ Amerikanistik nimmt Egg in Schutz.

An der Humboldt-Universität ist einiges los dieser Tage. Anfang des Monats wurde Markus Egg, Dozent und Leiter des Instituts für Anglistik und Amerikanistik, während eines Seminars kalt erwischt. Aktivist*innen machten mit Flyern und Transparenten auf seine Position innerhalb der rechtsextremen Alternative für Deutschland (AfD) aufmerksam und übergossen ihn mit einem Eimer Wasser.

Uni-Leitung hinter AfD-Dozent

In dieser Woche wurde der Vorfall von verschiedenen Medien, unter anderem von Klasse Gegen Klasse, öffentlich gemacht. Am gestrigen Mittwoch äußerte sich erstmals auch die Universitätsleitung in einer offiziellen Pressemitteilung, die an alle Studierenden verschickt wurde, zu der Aktion. Darin „verurteilt [die HU] Angriffe auf Lehrende scharf“.

Die HU steht für Freiheit und Toleranz auf der Grundlage gegenseitiger Achtung und Anerkennung. Das bedeutet, konkurrierende Ansichten auszuhalten und Differenzen in den argumentativen Streit zu überführen. Gewalt und Extremismus haben keinen Platz an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Damit stellt sich die Unileitung klar gegen die Aktivist*innen und verteidigt Markus Egg. Während sich die Unileitung gegen „Gewalt und Extremismus“ ausspricht – und sich dabei klar auf die linken Aktivist*innen bezieht –, sagt sie kein Wort zum Rassismus der AfD, die zu einem bedeutenden Teil zum Rechtsruck der vergangenen Monate beigetragen hat.

Egg hat zahlreiche Posten innerhalb der AfD und trat zu den Abgeordnetenhauswahlen an – auf der gleichen Liste wie Kay Nerstenheimer, der Homosexuelle als „widerliches Gewürm“ bezeichnete und rechte Bürgermilizen aufbauen möchte. Er befindet sich im gleichen Landesverband wie Beatrix von Storch, die sich aktiv gegen das Recht auf Abtreibung einsetzt und für den Schießbefehl gegen geflüchtete Menschen an der deutschen Grenze eintritt.

Eggs Positionierung im „liberal-bürgerlichen“ Flügel der AfD ist Teil der politischen Strategie der Rechtspopulist*innen, ihre rassistischen und fremdenfeindlichen Positionen auch in bürgerlichen Kreisen zu installieren. Während Geflüchtete weiterhin keinen uneingeschränkten Bildungszugang besitzen, dürfen rassistische Dozent*innen und Professor*innen wie Egg weiter uneingeschränkt an deutschen Hochschulen lehren.

Verschiedene Positionen der Studierenden

Weniger eindeutig als die Position der Uni-Leitung ist die der Studierenden. Direkt nach der Aktion veröffentlichte die Fachschaftsinitiative Anglistik/ Amerikanistik eine traurige Stellungnahme, in der sie sich hinter den AfD-Dozenten stellt.

Meinungen, die beispielsweise rassistisch, nationalistisch oder sexistisch sind, darf in der Lehre kein Raum gegeben werden. Doch solange solch eine politische Gesinnung nicht in die Lehre einfließt, lehnen wir es klar ab, gegen eine_n Professor_in vorzugehen.

Doch wie kann die politische Gesinnung eines aktiven Mitglieds einer fremdenfeindlichen Partei, die öffentlich gegen Migrant*innen und Geflüchtete hetzt und mobilisiert, nicht in die Lehre einfließen? Um rassistischen, nationalistischen und sexistischen Ideen keinen Raum an der Uni zu geben, müssen wir Rassist*innen, Nationalist*innen und Sexist*innen keinen Platz geben – alles andere sind hohle Phrasen.

Unterstützung fand die Aktion von der Fachschaftsinitiative Gender Studies, die sich in einer Erklärung hinter den Flyer der Aktivist*innen stellt, in dem die AfD als fremdenfeindliche und anti-feministische Partei entblößt wird. Die FSI macht deutlich, wofür der AfD-Dozent in den innerparteilichen Gremien der AfD, in Reden, Wahlkampfveranstaltungen, etc. eintritt:

Markus Egg ist für ein repressiveres Verständnis von Recht und den Ausbau des staatlichen Gewaltmonopols, gegen Frauenquoten in Führungspositionen und für eine nationalistische, unsolidarische Europa- und Währungspolitik. Er stellt sich gegen ein NPD-Verbotsverfahren, möchte aber unbedingt sogenannten „Linksextremismus“ bekämpfen.

Die FSI Gender Studies ruft dazu auf, den Protest und Widerstand selbst zu organisieren.

Mehr zum Thema