Fall Santiago Maldonado: Unidentifizierte Leiche wird in Nähe des letzten Sichtungsorts gefunden

18.10.2017, Lesezeit 2 Min.
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Nach 78 Tagen und mehreren Suchaktionen findet man eine Leiche, die den Beschreibungen passt, 300 Meter flussaufwärts entfernt von dem Ort, wo Santiago Maldonado zum letzten Mal gesehen wurde. Das ganze Land fordert Erklärungen und Antworten, in einer höchst polarisierten Situation vier Tage vor den Wahlen.

Laut dem konservativen Blatt La Nación wurde die Leiche unter Wasser, verhakt in den Ästen der Weiden am Flussufer aufgefunden. Derselbe Ort war schon mindestens zwei Mal von Hunderten von Polizist*innen und Spezialist*innen durchsucht worden. Alle Suchen wurden ergebnislos abgebrochen.

Santiago war am 1. August verschwunden, nachdem die Polizei eine Demonstration für die Rechte der indigenen Mapuche gewaltsam unterdrückt wurde. Von Anfang an war die „Suchaktion“ der Regierung eine Farce. Falschinformationen, zynisches Schweigen und Kriminalisierung des Protests brachten die Regierung in eine Krise.

Sergio Maldonado, Santiagos Bruder, und seine Familie forderten in dem Rahmen schon die Kündigung des Richters und mehr Transparenz im Prozess. Sergio wurde jedoch verboten, bei den Suchaktionen anwesend zu sein.

Wenn nun nach 78 Tagen eine Leiche an einem schon mehrfach durchsuchten Ort auftaucht – noch dazu in einem Fluss, wo die Leiche keinesfalls so lange am selben Ort hätte bleiben können –, ist davon auszugehen, dass die Leiche dort absichtlich hingebracht wurde. Neue Versuche der falschen Fährten und Vertuschungen sind nicht auszuschließen. Noch ist die Leiche nicht identifiziert.

Linke und Menschenrechtsorganisationen fordern, Santiago lebendig wieder aufgefunden wird, sowie dass die Verantwortlichen seines Verschwindens – die Polizei und die Regierung – zur Rechenschaft gezogen werden. Für heute um 18 Uhr ist auf der Plaza de Mayo, dem Platz vor dem Regierungspalast in der Hauptstadt Buenos Aires, eine Mobilisierung angekündigt.

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