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„Es gibt ein Bedürfnis, ein Zeichen gegen die Präsenz rechter Medien zu setzen“

29.03.2017, Lesezeit 5 Min.
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Es gibt einen neuen marxistischen Verlag in Deutschland: den Manifest Verlag. Schon kurz nach seinem Start muss er sich rechter Hetze erwehren. Unser Autor Max Karlmann sprach mit René Kiesel von der Sozialistischen Alternative – SAV.

Was ist eigentlich der Manifest Verlag?

Der Manifest Verlag ist eine Neugründung der Sozialistischen Alternative aus Berlin. Im September 2016 begannen wir, Bücher zu produzieren. Wir geben Literatur mit einem marxistischen und revolutionären Standpunkt heraus. Das betrifft sowohl die Herausgabe nicht mehr oder nur schwer verfügbarer klassischer Werke wie beispielsweise unsere Textsammlung von Trotzki zur Oktoberrevolution oder Liebknechts antimilitaristische Reden und Artikel. Auf der anderen Seite beschäftigen wir uns mit aktuellen Themen wie Rechtspopulimus im neuen Buch „Brandstifter“ und der Ernährungsfrage in „Volle Bäuche statt volle Tonnen“.

Kürzlich wart ihr bei der Leipziger Buchmesse. Wie kamen eure Ideen bei den Besucher*innen an?

Wir waren positiv überrascht, dass wir soviel gute Resonanz bekamen. Die Messe war ja der erste öffentliche Auftritt für den Verlag. Wir hatten ihn gegründet, weil wir damit rechneten, dass das Interesse an linken Ideen gestiegen ist. Wir hatten vor der Messe in der jungen Welt und dem neuen deutschland schon gute Presse bekommen und viele Leute haben uns zu der Verlagsgründung gratuliert und uns Glück gewünscht. Die Kolleg*innen der anderen Verlage um uns herum berichteten ebenfalls von positiven Reaktionen bezüglich unseres Standes.

In eurer Halle war auch das Compact Magazin, gegen das ihr eine Aktion organisiert habt. Wie kam es dazu und wie lief die Aktion?

Wir hatten davon gehört, dass es im letzten Jahr jeden Tag Aktionen vor dem Compact-Stand gab. In diesem Jahr hatte niemand etwas organisiert. Zwei Kolleg*innen aus einer anderen Halle kamen dann am vorletzten Messetag zu uns als linken Verlagen und fragten, ob wir nicht zumindest eine Aktion durchführen können. Wir nahmen den Vorschlag dankbar an und schrieben ein kleines Flugblatt, dass wir am Sonntag an andere Stände verteilten. Der Buschfunk auf der Messe funktioniert auch ganz gut und viele sagten ihre Teilnahme zu. Die Verleger*innen des Argument Verlags haben sich neben anderen an den Vorbereitungen beteiligt. Als es dann losging, befürchteten wir, nur eine kleine Gruppe von Menschen vor dem Compact-Stand zu sehen. Wir hatten innerhalb der Leipziger Linken mobilisiert, aber es war weniger als ein Tag Zeit bis zu Aktion. Doch als wir ankamen, standen schon einhundert Leute dort und es kamen immer mehr. Auf dem Compact-Stand baute sich dann der bekannte Rechte Sven Liebich aus Halle auf und streamte den Protest zu seinen Anhänger*innen. Für seine Zuschauer*innen provozierte er die Protestierenden, die Bücher, Schilder und Banner gegen Rassismus und Sexismus mitgebracht hatten. Ich sagte einige Sätze zum Protest und die Leute riefen Slogans gegen Rassismus. Nach etwa einer Viertelstunde zogen wir gemeinsam ab, um uns nicht auf einen Schlagabtausch mit Liebich einzulassen. Außer ihm äußerte sich kaum jemand auf der Seite Compacts.

Ihr sprecht von einem Shitstorm gegen euch, der nach dem Protest gegen Compact begann. Was ist passiert und wie kann man sich mit euch solidarisieren?

Liebich postete schon den ganzen Sonntag über gegen die Aktion, um Stimmung bei seinen Leuten zu machen. Als wir dann einen kurzen Videomitschnitt der Aktion auf der Facebookseite des Verlags posteten, teilte er ihn und postete später noch über ein „Bewertungsbattle“. Rechte aller Couleur verstanden den Auftrag und begannen gegen Abend, unser Video und die Beiträge auf Liebichs Seite zu kommentieren und unsere Seite negativ zu bewerten. In mehreren tausend Kommentaren wurde gehetzt, beleidigt und bedroht – und es geht weiter. Er hat sich uns als sein momentanes Hassobjekt ausgesucht. Die Leipziger Volkszeitung, die über die Aktion berichtete, muss ebenfalls einen weniger starken Shitstorm hinnehmen. Mittlerweile hat selbst Compact für ihre Leser*innen einen Artikel geschrieben. Man kann sich mit uns solidarisieren, indem man beispielweise unsere Stellungnahme auf der Facebookseite teilt. Und natürlich, indem alle aktiv gegen Rassismus und rechte Hetze werden. Die Solidaritätsbotschaften tun natürlich sehr gut.

Wie werden eure nächsten Schritte nach der Buchmesse aussehen?

Wir haben bereits festgestellt, dass wir uns besser organisieren müssen. Wir müssen politischer werden und die Aktionen besser vorbereiten, um möglichst große Öffentlichkeit herzustellen. Obwohl der Protest einen sehr spontanen Charakter hatte, zeigte die rege Teilnahme, dass es ein Bedürfnis gibt, ein Zeichen gegen die Präsenz rechter Medien zu setzen. Wir werden mit anderen Verlagen überlegen, wie wir uns besser vernetzen können, um dauerhaft sichtbar gegen Rassismus aufzutreten. Es gibt bereits den Hashtag #verlagegegenrechts. Vielleicht kann man dies zu einer gemeinsamen Plattform mit eigener Erklärung zur Messe und einem Banner ausbauen, das sich Verlage, die aktiv sein wollen, offen aufhängen können. Jetzt steht natürlich erst einmal an, sich gegen den Shitstorm zu wehren, und ein Interview wie dieses hilft schon mal sehr.

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