„Auch wenn Susi nicht mehr unter uns ist, ist ihr Platz nicht leer“

17.01.2019, Lesezeit 2 Min.
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Am 13. Januar ist Susi Neumann – eine der ehrlichsten Stimmen der Arbeiter*innenbewegung in Deutschland – an Krebs gestorben. Ein Nachruf auf eine beeindruckende Kämpferin.

Langsam, nicht aufdringlich, nicht aufgeregt, sondern schleppend und bedrückt geht eine Nachricht um in sozialen Netzwerken, aber auch in Klassenzimmern, Werkskantinen und Arbeitsplätzen. Susanne – Susi – Neumann ist an Krebs gestorben. Der 13. Januar 2019 ist der Tag, an dem die Malocher*innen, die Jungs vom Bau, ihre Mädels, ja die Arbeiter*innenbewegung in Deutschland generell, nicht ihre lauteste, aber vielleicht ihre wärmste und ganz sicher eine ihrer ehrlichsten Stimmen verlor. Susi starb mit 59 Jahren an Krebs, zu sagen sie hätte den Kampf gegen den Krebs verloren, wäre ihrer Person gegenüber dennoch nicht gerecht.

Susi wurde zum Sprachrohr vieler Menschen als sie auf der „Gerechtigkeitskonferenz“ der SPD Siegmar Gabriel die Stirn bot, nicht allein als Susanne Neumann, sondern vor allem als Arbeiterin, als Ausgebeutete. Sie sprach nicht vom „Ich“, als sie Gabriel anklagte. Susi war ein „Wir“-Mensch, der ohne zu zögern, ja mit einer unerschütterbaren Überzeugtheit für die Arbeiter*innen und Gegängelten sprach.

Susis Klassenbewusstsein, Susis klarer Blick für ihre Jungs und Mädels, aber auch ihr Erkennen derer, denen man gegenübersteht, kamen nicht von irgendwoher. Als Putzfrau, also Arbeiterin im Niedriglohnsektor, und Krebspatientin in einem Zweiklassen-Gesundheitssystem hatte man Susi nie die Wahl gelassen nicht zu kämpfen, denn sie war eine der Personen, die Angriffe auf Arbeiter*innenrechte als erstes spüren sollte.

Trotz all der Belastung, trotz all der Mühen in ihrem Leben hat sie den Kampf aufgenommen, vielleicht sogar deswegen, vielleicht, weil Susi wusste, dass sich etwas ändern muss.

Schon lange vor ihrem Tod wurde ihr gesagt, sie hätte nicht mehr viel Zeit, und dennoch kämpfte sie für all jene, die mit ihr standen. Auch als sie zuletzt die Chemotherapie beendete, sah sie keinen Grund zu verzagen.

Auch wenn Susi nicht mehr unter uns ist, ist ihr Platz nicht leer. Dort wo sie war, begleitet uns nun die Erinnerung an eine beeindruckende, starke und kämpferische Genossin.

Mach‘s gut, Susi.

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