Für Lucía Pérez: Frauenstreik in Argentinien

19.10.2016, Lesezeit 3 Min.
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In Argentinien streiken und demonstrieren Frauen am heutigen Mittwoch gegen Gewalt an Frauen. Die Trauer und Empörung über den Mord an der 16-jährigen Lucía Pérez löste diese neue Mobilisierung unter dem Motto #NiUnaMenos (#NichtEineWeniger) und #NosotrasParamos (#WirStreiken) aus.

Lucía Pérez, Marcela Crelz, zwei Mädchen aus Buenos Aires, Natalia Padilla, eine Frau aus Mendoza, Samantha Yoerg, zwei weitere Frauen erst vorgestern – dies sind nur einige derjenigen Frauen, die in Argentinien innerhalb der letzten Woche ermordet wurden. Im Schnitt wird hier alle 21 Stunden eine Frau ermordet, oft von ihrem Partner oder einem Familienmitglied. Weil sie sich gegen eine Vergewaltigung wehrt, weil sie ihren Partner verlassen will, weil sie lesbisch ist – aber vor allem, weil die Täter Teil eines brutalen patriarchalen Systems sind, das Frauen mit Gewalt unterordnet und unterdrückt.

Dagegen gibt es Gegenwehr. Unter dem Motto #NiUnaMenos (#NichtEineWeniger) gab es in den letzten zwei Jahren große Mobilisierungen, die sich ausgehend von Argentinien auf ganz Lateinamerika ausbreiteten. Sie forderten ein Ende der Gewalt an Frauen. Auch bei einem nationalen Frauentreffen vor einer Woche – mit 70.000 Teilnehmerinnen – wurde darüber diskutiert, wie gegen Gewalt an Frauen gekämpft werden kann.

Der brutale Mord an Lucía Pérez hat nun eine neue Welle der Mobilisierung ausgelöst. Die 16-jährige Schülerin wurde entführt, unter Drogen gesetzt, vergewaltigt und gepfählt. Sie starb an den ihr zugefügten Verletzungen.

Frauenorganisationen und feministische Gruppen haben deshalb für den heutigen Mittwoch zu einem Streiktag aufgerufen. Sie fordern alle Frauen auf, zwischen 13 Uhr und 14 Uhr ihre Arbeit niederzulegen und Versammlungen vor ihren Betrieben zu organisieren. Auch die Hausarbeit soll bestreikt werden. Nachmittags wird darüber hinaus eine große Demonstration in Buenos Aires stattfinden. Und auch in vielen anderen Städten in Argentinien werden zusätzlich zu dem Streik Aktionen und Demos organisiert.

Viele Arbeiterinnen (wie zum Beispiel die Arbeiterinnen der U-Bahn in Buenos Aires) haben schon angekündigt, gemeinsam teilzunehmen.

Die Idee des Frauenstreiks ist angelehnt an einen Streik der isländischen Frauen im Jahr 1975, wie es auch kürzlich der Frauenstreik gegen ein Abtreibungsverbot in Polen war.

Die sozialistische Frauengruppierung Pan y Rosas (Brot und Rosen) fordert darüber hinaus auch die großen Gewerkschaftszentralen auf, ihre Mitglieder an diesem Tag zum aktiven Streik aufzurufen, damit möglichst viele sich an diesem “19O” beteiligen. Sie rufen die Frauen auf, Komitees in ihren Schulen, Universitäten und Betrieben zu gründen, um sich für den Streiktag und darüber hinaus zu organisieren.

Und sie fordern von der Regierung ein Notfallprogramm für alle von Gewalt bedrohten Frauen – zum Beispiel die Einrichtung von einer angemessenen Zahl an Frauenhäusern als Zufluchtsstätte.

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