FU: Gender-Professorin nicht auf Seiten der weiblichen Putzkräfte vom Botanischen Garten

02.11.2016, Lesezeit 2 Min.
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Letztes Semester zeigte sich im Kuratorium der FU – dem höchsten Gremium der Universität–, auf welcher Seite die vermeintlich linkeren, kritischeren Professor*innen stehen, wenn es darauf ankommt. Sie standen nicht auf Seite der Kolleg*innen – vor allem der weiblichen Kolleginnen – vom Botanischen Garten. Selbst wenn sie sich noch so viel mit Gender Studies beschäftigen, wie zum Beispiel die Professorin am Lateinamerika-Institut, Marianne Braig.

Wie freuen wir uns doch, wenn unsere Professor*innen nicht nur total reaktionären Mist verzapfen. Wenn sie in ihren Vorlesungen darüber reden, dass es soziale Ungleichheiten gibt. Wenn sie darüber unterrichten, in welchen hierarchischen Positionen sich Männer und Frauen befinden. Die herrschende Ideologie an unseren Universitäten ist so reaktionär, dass wir wie ausgehungert nach jedem Fetzen vermeintlicher Progressivität schnappen.

Oft steckt hinter diesen Worten aber nichts – vor allem keine reale politische Praxis. Das bemerkten wir zum Beispiel, als der Kampf der Kolleg*innen am Botanischen Garten letztes Semester die Hochschulgremien erreichte. Die Kolleg*innen besuchten gemeinsam mit solidarischen Studierenden das Kuratorium, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Die Reinigungskräfte – allesamt Frauen – standen kurz vor dem Arbeitsplatzverlust. Und es war kein Zufall, dass es zuerst die Frauen und diesen typisch weiblichen Bereich traf – sie waren die leichtesten Opfer.

Die Stellvertretende Vorsitzende der Kuratoriums, Prof. Dr. Marianne Braig, hatte für sie nur spöttische Worte übrig. Sie hätte alles Mitgefühl, aber es gebe doch Wichtigeres als diese Kleinigkeiten – das war ihre Position. Sie blieb freundlich, war mit Abstand nicht die Schlimmste der versammelten Professor*innenschaft – und setzte sich doch nicht für die Kolleginnen ein.

Was macht Marianne Braig sonst? Sie unterrichtet am Lateinamerika-Institut Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Gender. Sie arbeitet in Projekten, die sich zum Beispiel „mit sozialen Ungleichheiten im lateinamerikanischen Hochschulsystem und mit Instrumenten und Aktivitäten, wie diesen entgegengewirkt wird“ auseinandersetzen. Sie forscht zu Gender-Ungleichheiten, Machtverhältnissen und weiblicher Erwerbsarbeit.

Wenn die Reinigungskräfte abstrakt gewesen wären, wäre sie bestimmt auf ihrer Seite gewesen, hätte von Aushandlungsprozessen und Subalternität geredet. Sie ist in ihren Veranstaltungen super kritisch – und das alles anscheinend super konsequenzlos.

So eine Uni wollen wir nicht. So eine Wissenschaft wollen wir nicht. So einen Feminismus wollen wir nicht.

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