Berlins Lehrer*innen werden eine Woche lang streiken [mit vier Vorschlägen dazu]

22.07.2016, Lesezeit 3 Min.
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Am 5. September beginnt die Schule in Berlin – und doch nicht. Denn die komplette erste Schulwoche – vom 5.-9. September – wollen die angestellten Lehrer*innen ihre Arbeit niederlegen. Dazu hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) heute Nachmittag aufgerufen. Ihre Forderung lautet: „Gleiches Geld für Gleiche Arbeit!“

Seit mehr als drei Jahren zieht sich diese Auseinandersetzung hin: Die angestellten Lehrer*innen in Berlin verdienen teilweise 500 Euro im Monat weniger als ihre verbeamteten Kolleg*innen – obwohl sie genau die gleiche Arbeit verrichten. Ihre Forderung lautet: „Gleiches Geld für Gleiche Arbeit!“ Hierfür hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) seit Anfang 2013 ingesamt 22 Streiktage organisiert.

Nun, kurz vor dem Berliner Wahlen am 18. September soll der Druck erhöht werden: Die komplette erste Schulwoche wird bestreikt. Am Montag, Donnerstag und Freitag sind alle Schulen aufgerufen – am Dienstag nur die Oberschulen, am Mittwoch nur die Grundschulen. Beim zweitägigen Warnstreik am 21.-22. Juni waren knapp 4.000 Lehrkräfte auf die Straße gekommen – ungefähr ein Drittel aller Angestellten. Im nächsten Schuljahr werden noch mehr Angestellte sein.

Der Kampfwille der Pädagog*innen ist ungebrochen. Denn der Berliner Senat hat ihnen nichts angeboten – höchstens Pseudoangebote, die den Arbeitskampf verzögern sollten. Leider fiel die GEW-Führung mehr als einmal auf diese Taktik rein. Jetzt hilft nur ein Streik bis zur Durchsetzung der Forderungen.

Drei Sachen sollten angestellte Lehrer*innen im neuen Schuljahr bedenken:

  1. Einzelne Streiktage – auch fünf hintereinander – beeindrucken den Senat nicht. Das hat er in den letzten drei Jahren überdeutlich gemacht. Schließlich spart das Land bei jedem Streiktag Geld. Die Berliner Lehrer*innen brauchen einen Kampfplan bis zur Durchsetzung der Forderungen. Der könnte neben Streiks auch Demonstrationen und Blockaden beinhalten.
  2. Die Streiks genießen weiterhin eine große Sympathie von Schüler*innen und Eltern. Also warum nicht gemeinsam streiken? Die meisten Schulen der Hauptstadt befinden sich in einem maroden Zustand. Warum nicht ein großer Kampf von allen Betroffenen für ein besseres Bildungssystem? Dafür könnte es Vollversammlungen an allen Schulen geben. Auch Verbindungen zu Geflüchteten wären möglich.
  3. Die Streikenden sollen ihren eigenen Kampfplan beschließen. Auf großen Streikversammlungen an den Streiktagen selbst sollte die Basis selbst entscheiden, wie der Kampf weitergeht. Bei den Protesten gegen die Arbeitsmarktreform in Frankreich haben Gewerkschaftsmitglieder an jedem Streiktag debattiert, ob der Streik um einen Tag verlängert wird. Die französische Methode wäre auch hier gut.
  4. „Gleiches Geld für Gleiche Arbeit“ wird nicht nur von den angestellten Lehrer*innen gefordert. Die gleiche Forderung gibt es bei den Krankenhäusern Charité und Vivantes. Beim Botanischen Garten. Beim Technikmuseum. Können Beschäftigte des Landes Berlin vor den Wahlen gemeinsam streiken? Immerhin hat es schon gemeinsame Streiks mit den Kolleg*innen vom Einzelhandel gegeben. Eine Zusammenführung von Streiks stärkt die Kampfkraft enorm.

Volle Solidarität mit den Streiks der Lehrer*innen! Für einen gemeinsamen Streik von allen Landesbeschäftigten für „gleiches Geld für gleiche Arbeit“!

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