Schwuler Schiedsrichter siegt vor Gericht in der Türkei

02.01.2015, Lesezeit 2 Min.
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Halil Ibrahim Dinçdağ wurde vor sechs Jahren von seinem Beruf als Schiedsrichter ausgeschlossen, weil er seine Homosexualität geoutet hatte. Nun gewann er ein Verfahren gegen den Türkischen Fußballverband (TFF). Das Gericht verurteilte den Fußballverband zu einer Geldstrafe von 23.000 Lira (7.000 Euro).

Halil Ibrahim Dinçdağ machte 2009 große Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass er aufgrund seiner Homosexualität den Kriegsdienst verweigert hatte. Der Türkische Fußballverband leitete diese Information an die Medien weiter. Dinçdağ war gezwungen, sich in voller Öffentlichkeit zu seiner Sexualität zu bekennen. Er verlor seine beiden Berufe als Schiedsrichter und Radiomoderator.

Linke Fußballfans solidarisierten sich mit ihm. Auch in Deutschland wurde er von Aktivist*innen der Gruppe „Fußballfans gegen Homophobie“ unter anderem nach Berlin, Leipzig und Hamburg eingeladen. Für sein Engagement bekam er im Jahr 2014 den „Respektpreis“ vom „Berliner Bündnis gegen Homophobie“.

Dinçdağ pfiff zuletzt bei einem Freundschaftsspiel am 2. November 2015 in Izmir für Geflüchtete aus Syrien. Organisiert wurde dieses Spiel gemeinsam von LBGT*-Organisationen wie Kaos GL und Geflüchteteniniativen.

Nach seiner Entlassung als Schiedsrichter kämpfte Halil konstant gegen Arbeitslosigkeit, außerdem war er an Krebs erkannt. Der 39-Jährige ist inzwischen wieder gesund und sagte nach dem erfolgreichen Gerichtsurteil:  „Der 29. Dezember 2015 ist ein Sieg des Kampfes gegen die Homophobie im Fußball und für die LGBT*-Bewegung in der Türkei.“ Das Gericht hatte den Fußballverband TFF zu einer Geldstrafe wegen Diskriminierung verurteilt. Halils Anwalt kündigte an, dass die Höhe der Geldstrafe in der nächsten Instanz angefochten wird. Er verlangt 110.000 Lira. Der TFF erklärte am folgenden Tag auf seiner Webseite, dass er jede Forderung aus dem Gerichtsurteil anerkennen und umsetzen wird. Dennoch bleibt offen, ob Halil sofort wieder als Schiedsrichter eingestellt wird.

Dieser Sieg bedeutet, dass unzählige LGBT*-Menschen in der Türkei jetzt gestärkt gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz vorgehen können. Wir begrüßen den wichtigen Kampf von Halil Ibrahim Dinçdağ und von LGBT*-Menschen im Kampf um ihre Rechte.

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