Kaufhof-Beschäftigte um bis zu 50.000 Euro Abfindung betrogen – Millionen-Abfindung für Ex-Manager?

15.06.2020, Lesezeit 3 Min.
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Letztes Jahr verteilte Kaufhof tausende Kündigungen und Aufhebungsverträge. Die vereinbarten Abfindungen werden aber wegen des Insolvenzverfahrens nun nicht mehr ausgezahlt.

Foto: Wikimedia Commons

Vertraglich war es abgemacht: 27.000 Euro sollte Dijana Milicki bekommen. 21 Jahre hatte die 49-Jährige bei Kaufhof gearbeitet. Doch jetzt kommt es anders. Anfang 2019 gab es die Fusion zu Galeria Karstadt Kaufhof. René Benko, Multimilliardär und vorheriger Mehrheitseigner bei Karstadt, nutzt seitdem die Gelegenheit, den ehemaligen Konkurrenten Kaufhof auszuschalten. Seitdem hagelt es für die Beschäftigten alle paar Monate schlechte Nachrichten.

Im Juli 2019 kam die erste Welle des Stellenabbaus: 1.300 Mitarbeiter*innen mussten in den Läden gehen. Zudem verloren 1.000 Beschäftigte in der Kaufhof-Zentrale in Köln ihren Arbeitsplatz, da die Verwaltungsaufgaben mit der Karstadt-Zentrale in Essen zusammengelegt wurden.

Die Beschäftigten wurden in „freiwillige“ Aufhebungsverträge gedrängt mit der Aussicht auf Abfindungen. Die Betriebsräte hatten mit dem Unternehmen ein halbes Bruttomonatsgehalt pro Jahr Betriebszugehörigkeit ausgehandelt. Für 40 Jahre Arbeit im Kaufhof hätte es dann circa 50.000 Euro gegeben.

Hätte – denn im April 2020 leitete Galeria Karstadt Kaufhof ein Insolvenzverfahren ein. Für Dijana Milicki bedeutet dies, lediglich ein paar hundert Euro Insolvenzgeld, aber nicht ihre vertraglich vereinbarten 27.000. Sie zog sogar vor Gericht, drohte auch mit Vollstreckung, aber Kaufhof zahlt nicht.

Unter Begründung des Umsatzverlustes durch die Corona-Krise, der laut dem Konzern etwa 500 Millionen Euro beträgt und bis Jahresende auf eine Milliarde anwachsen könnte, nutzen die Investoren die Gelegenheit, über das Insolvenzverfahren dutzende Millionen an Abfindungen zu sparen.

So auch bei der Logistik-Sparte: Dort werden zwischen Juli und Oktober 2020 die Standorte Köln-Frechen, Köln-Porz, Dietzenbach bei Frankfurt am Main, Erfurt, Stuttgart, Würzburg, Hannover und Berlin mit über 1.000 Beschäftigten geschlossen. Ein Beschäftigter aus der Logistik, der fast 10.000 Euro Abfindung erhalten sollte, die er wegen der Insolvenz nun nicht bekommt, meint dazu: „Das ist einfach eine Frechheit. Dass immer die kleinen Leute darunter leiden müssen und ein Herr Benko immer reicher wird.“

Als ob die schlechten Nachrichten nicht schon genug wären, steht für Ende Juni die wohl größte Ankündigung von Schließungen an: Bis zu 80 der 170 Filialen droht das Aus. Seinen Job verlor übrigens kürzlich auch der Konzernchef Stefan Fanderl, ihm wird Missmanagement bei der Unternehmensführung vorgeworfen. Ob er eine Abfindung erhält, ist noch nicht klar, unterschiedliche Medienberichte sprechen davon, dass er Millionen kassieren könnte, oder dass auch er leer ausgeht.

Stimmen der Beschäftigten

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