Friedensnobelpreis für eine Putschistin – ernsthaft?
Über die absurde Ehrung von Trumps venezolanischer Verbündeten, die seit Jahren einen US-Angriff auf ihr Land fordert.
Mit seinem Kolonialplan, der Gaza im Austausch für die Besetzung des Gebiets „Frieden“ bringen soll, hat Donald Trump alles daran gesetzt, den Friedensnobelpreis zu erhalten. Das ist ihm zwar nicht gelungen, aber als Trostpflaster hat seine venezolanische Verbündete María Corina Machado den Preis gewonnen. Ihr Beitrag zum Weltfrieden? Von einem Krieg in Venezuela träumen, seit 20 Jahren jeden Putschversuch verteidigen und für einen US-Angriff auf das Land kämpfen.
Eine Karriere voller Putschversuche im Dienste des Imperialismus
Die 58-jährige Politikerin, die bereits mit dem Sacharow-Preis „für geistige Freiheit” des Europäischen Parlaments ausgezeichnet wurde, wird in den Medien von allen Seiten gelobt und als heldenhafte Figur der Freiheit und unermüdliche Verfechterin der Demokratie dargestellt. Seit Hugo Chávez 1999 an die Macht kam, hat sie in der Tat eine besonders originelle Vorstellung von Demokratie entwickelt, die auf der systematischen Beteiligung an – meist gescheiterten – Staatsstreichen beruht.
Obwohl Hugo Chávez während seiner vierzehnjährigen Amtszeit als Staatschef Venezuelas niemals das kapitalistische Privateigentum in Frage stellte, reichte der Machtantritt einer populären Persönlichkeit, die die Abhängigkeit des Landes vom Imperialismus der Vereinigten Staaten kritisierte, aus, um ihn in den Augen von María Corina Machado unerträglich zu machen. Als Kind der venezolanischen Großbourgeoisie – ihre Vorfahren gründeten das Elektrizitätsunternehmen Electricidad de Caracas und große Stahlunternehmen – begann sie sich 2002, während der Destabilisierungskampagne, die zum Staatsstreich gegen Chávez führte, politisch zu betätigen.
Tatsächlich war sie sogar hautnah dabei: Nach der Verhaftung von Chávez war sie im Präsidentenpalast anwesend und gehörte zu den 400 Unterzeichner:innen des Dokuments, mit dem Pedro Carmona, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Fedecamaras, zum Interimspräsidenten ernannt wurde. Dieser beschloss daraufhin, alle gewählten Amtsträger zu suspendieren. Das ist für María Corinas Verständnis von Demokratie: sich nicht mit Wahlen herumzuschlagen und die Großunternehmer direkt entscheiden zu lassen. Natürlich auf Anweisung aus Washington. Ihre Organisation Súmate wurde damals von der amerikanischen Regierung finanziert.
Das Fiasko des Staatsstreichs, der durch eine Mobilisierung der Arbeiter:innen und der Bevölkerung verhindert wurde, entmutigt María Corina aber nicht. Sie setzt ihre Unterminierungsarbeit fort und bildet den extremsten Flügel der venezolanischen Opposition. Im Jahr 2005 wird sie sogar von George W. Bush im Weißen Haus empfangen. Aber auf ihre Sternstunde muss sie noch warten: Mit einer durch hohe Ölpreise angekurbelten Wirtschaft befindet sich der Chavismus auf dem Höhepunkt seines Ruhmes, und María Corina Machado wird in den Hintergrund gedrängt.
Im Jahr 2014 rückt sie wieder in den Vordergrund und gründet zusammen mit Leopoldo López die Bewegung „La Salida” (der Ausweg). Angesichts einer durch die internationale Konjunkturwende geschwächten Wirtschaft und einer durch Korruption, stagnierende Löhne und den Tod von Chávez angeschlagenen chavistischen Macht ist die Legitimität seines Nachfolgers Maduro gering. „La Salida” spielte eine aktive Rolle dabei, dass die extreme Rechte aus der Wirtschaftskrise Kapital schlagen und sich als wichtigste Opposition präsentieren konnte.
Anschließend unterstützte sie den Putsch von Guaidó, der sich 2019 zum Präsidenten erklärte, und wurde zu einer der lautesten Stimmen, die einen Angriff der US-Armee auf Venezuela forderten. Sie erklärt, dass „die westlichen Demokratien verstehen müssen, dass ein kriminelles Regime nur durch die glaubwürdige, unmittelbare und ernsthafte Androhung von Gewalt aus der Macht vertrieben werden kann”. Dies veranlasst sie, die US-Sanktionen, die das venezolanische Volk bis heute hungern lassen, zu befürworten und zu begrüßen.
In den folgenden Jahren nutzt María Corina Machado in vollem Umfang die Falle, die sich um Venezuela schließt: sie stellt dem diktatorischen Regime Maduros, das das Arbeitsrecht und die gewerkschaftliche Organisation zerschlägt, eine trumpistische Rechte gegenüber. Diese setzt auf soziale Not und Autoritarismus, um ein Programm zur Privatisierung der Erdölindustrie zu verschleiern – mit dem Ziel, Venezuela, das inzwischen mit China und Russland verbündet ist, wieder in den Einflussbereich des amerikanischen Imperialismus zu bringen. Bei den Präsidentschaftswahlen 2024 führt María Corina, die an einer Kandidatur gehindert wurde, nun die Opposition an, während jede linke Alternative von der Kandidatur ausgeschlossen wurde.
Obwohl sie sich als konsensfähige Persönlichkeit präsentiert, nimmt sie an allen Veranstaltungen der reaktionären Internationalen teil. Im November 2023 war sie auf dem CPAC, dem Kongress der amerikanischen Ultra-Konservativen, unterstützt die spanische rechtsextreme Partei Vox und träumt von der Rückkehr Trumps ins Weiße Haus im Jahr 2025.
Nach Maduros Putsch, mit dem er sich bei den Wahlen im Juli 2024 an der Macht halten konnte, wiederholte sie ihre Forderungen nach einer militärischen Intervention der Vereinigten Staaten und knüpfte an ihre bisherige Strategie an, die Generäle der venezolanischen Armee zur Rebellion aufzurufen, um „den Weg für einen geordneten und sicheren Übergang zu ebnen”. Die venezolanische Armee ist Maduro bislang treu ergeben und kontrolliert ganze Teile der Wirtschaft. Somit läuft eine solche Strategie darauf hinaus, auf einen Verrat von Teilen des Regimes zu hoffen, um eine Palastrevolution zu vollziehen. Was eine US-Aggression angeht, so würde diese angesichts der starken Militarisierung der Region die Gefahr mit sich bringen, die Region in Schutt und Asche zu legen. Trotz der schrecklichen Risiken, die dies für das venezolanische Volk mit sich bringt, unterstützt María Corina weiterhin diese Perspektive, die sich immer stärker abzeichnet.
Bedingungslose Unterstützung für Trump, die Abschiebung venezolanischer Migrant:innen und eine militärische Aggression
Seit August 2025 hat Trump eine groß angelegte Drohgebärde gegen Venezuela gestartet, bei der ein atomgetriebenes U-Boot, Kriegsschiffe, Überwachungsflugzeuge, Hubschrauber und Spezialeinheiten im Süden der Karibik im Namen einer angeblichen Operation zur „Bekämpfung des Drogenhandels” eingesetzt wurden. Während Maduro als Anführer eines vom US-Außenministerium frei erfundenen „Cartel de Los Soles“ beschrieben und als terroristische Vereinigung angesehen wird, die die Vereinigten Staaten bedroht, hat Trump vier Angriffe auf Boote venezolanischer Zivilisten angeordnet, denen ohne jegliche Beweise vorgeworfen wurde, Drogenhändler zu sein, wobei 21 Menschen getötet wurden.
Am 10. August begrüßte María Corina Machado die amerikanischen Drohungen und griff Trumps Darstellung des Drogenhandels auf. In ihrer Reaktion auf die Verleihung des Nobelpreises bekräftigte sie erneut ihre Unterstützung für Trump und erklärte, sie „verlasse sich auf ihn, um Freiheit und Demokratie zu erreichen”.
Eine unerschütterliche Unterstützung, während die extrem rechte Regierung in den Vereinigten Staaten eine Politik der schrecklichen Unterdrückung venezolanischer Migrant:innen betreibt, die vor dem Autoritarismus Maduros und der durch die Sanktionen verursachten großen Armut aus ihrem Land fliehen mussten. Trump hat den Schutz für in den Vereinigten Staaten lebende Venezolaner:innen ausgesetzt und sie damit plötzlich in die Illegalität gedrängt. Er hat Migrant:innen massenhaft in Gefängnisse in El Salvador deportiert, die Konzentrationslagern ähneln, und diese Politik mit einer rassistischen Rede gerechtfertigt, in der er venezolanische Staatsangehörige mit Mitgliedern der Bande „Tren de Aragua“ und Terroristen auf amerikanischem Boden gleichsetzte. Auch hier rechtfertigte Machado diese Rhetorik, ohne jemals das Schicksal ihrer Landsleute anzuprangern.
Als unermüdliche Putschistin, militante Befürworterin einer militärischen Intervention gegen Venezuela und bedingungslose Unterstützerin rechtsextremer Regierungen – sie hat sogar Netanjahu kontaktiert, um ihr beim Sturz des Maduro-Regimes zu helfen – hat María Corina Machado ihren Friedensnobelpreis, der ihr für ihr lebenslanges Engagement im Dienste des Imperialismus verliehen wurde, redlich verdient.