Solidarität mit Ferat: Gegen die Zensur von FFF-Berlin!

04.03.2022, Lesezeit 4 Min.
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Quelle: Ferat

In Berlin sollte der antirassistische und antifaschistische Aktivist Ali Kocak bei der FFF-Demo gegen den Krieg in der Ukraine reden. Kurz vor dem Bühnenauftritt wurde ihm eine Absage unter scheinheiligen Erklärungen erteilt. Wir verurteilen diese Zensur in der Klimabewegung und bekunden unsere Solidarität mit dem Genossen.

Die “Fridays for Future”- Bewegung rief gestern am 3. März zu weltweiten Demonstrationen gegen den Krieg in der Ukraine auf. Ihr Aufruf umfasst die Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung, die Verurteilung des russischen Einmarsches unter Putin und stellt Forderungen nach einem Ende der Beziehungen mit Russland wie Nordstream 2, sowie weitere Sanktionen. Voll von moralischem Pathos fordert man:  “Die ganze Welt muss sich gegen den Krieg stellen. Jede*r, die*der sich anders entscheidet, unterstützt den Krieg. Es gibt keine Neutralität im Angesicht eines ungleichen Krieges”. Die Berliner Ortsgruppe von FFF scheinen allerdings nicht alle Treiber ungleicher Kriege gleichermaßen zu interessieren.

Ferat Kocak, der seit Jahren als Aktivist aus Neukölln bekannt ist, wurde zu dieser Demonstration eingeladen, um über den Zusammenhang von Krieg und Rassismus zu sprechen. In den letzten Tagen wird dieser an der ukrainisch-polnischen Grenze besonders deutlich. Er hatte bereits auf einigen Aktionen von Fridays for Future  gesprochen und stimmte zu. Er bereitete folgende Rede vor:

Wenige Minuten vor dem ausgemachten Beginn der Rede kam plötzlich eine Person – man sandte die einzige BiPoc Person – des Aktivenkreises der Ortsgruppe um ihm mitzuteilen er könne doch nicht reden. Grund dafür wäre das “unangenehme Gefühl”, das die Aktivist:innen der Gruppe bei folgendem Video von Kocak spürten.

Während der antirassistische Aktivist klar den russischen Einmarsch verurteilt, wird ihm seine Kritik an der mörderischen Politik der NATO in den letzten Jahrzehnten vorgeworfen. Wenn man an den Fall des Rappers Chefket, der erst einmal eingeladen wurde um aufzutreten, um später auf einmal ausgeladen zu werden, ist das kein Umgang mit Migrant:innen, der in der Klimabewegung zum ersten Mal vorkommt.

Wir verurteilen diese Zensur von migrantischen Stimmen innerhalb der Klimabewegung kategorisch und stellen uns solidarisch an Seite der ausgegrenzten Aktivist:innen. Wir wissen allerdings, dass es sich in diesen Fällen nicht alleine um rassistische Bühnenverbote geht, wie es im Falle Chefkets diskutiert wurde. Diese Zensur hat einen klaren politischen Charakter. Ferat vertritt eine Position, die den Aktivist:innen der Berliner FFF-Ortsgruppe nicht passt, eine konsequente Position gegen die Kriege, die bürgerliche Regierungen untereinander und gegen unterdrückte Völker führen.

Das “ungute Gefühl”, dass man wohl hatte, ist keine Nachricht des Universums, es ist der politische Druck einer Bewegung, die die Grüne Partei, und einige NGOs auf ihren Kurs gebracht haben. Jegliche Kritik am kapitalistischen System soll im Rahmen des politischen Programms dieser Kräfte bleiben. Die absolut richtige essentielle Forderung: “System Change, not Climate Change” wird unter ihrem Einfluss in “Flüssiggas aus USA, statt Nord Stream 2”, “Humanitäre Interventionen, statt Blitzkrieg” und “Aufrüsten für die Demokratie” umgewandelt.

Ferat verweist in seiner zensierten Rede auf eine Studie der Lancaster Universität, die zeigt wie klimaschädlich Militäre sind. Mit ihrer Unterstützung der Aufrüstung der Bundeswehr um 100 Milliarden Euro verraten die Grüne Partei und die rückgratlosen Klimaaktivist:innen, die Hoffnungen, die so viele gerade junge Menschen der Klimabewegung und vor ihnen der Friedensbewegung auf sie gesetzt haben. Statt die Aufrüstung der Bundeswehr zu unterstützen, müssen wir uns ihr klar und deutlich entgegenstellen. Jeder Euro der in die Bundeswehr fließt, ist einer, der nicht in den Ausbau von kostenlosem ÖPNV oder erneuerbare Energie investiert wird.

Im Aufruf von FFF Berlin stand folgende richtige Analyse: “Die Kriege, die in der Welt geführt werden, einschließlich des Krieges, der durch Putins Angriff auf die Ukraine ausgelöst wurde, sind Kriege um Ressourcen. Die Ära der fossilen Brennstoffe muss beendet werden – der Kampf um sie ist eine enorme Bedrohung für Menschen und Ökosysteme.” Diese Kriege wurden und werden weiterhin von der NATO geführt. Eine Politik für den Frieden und für das Klima ist eine Politik auch gegen die NATO.

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