Ein Blick von außen: Brot und Rosen auf der Luxemburg-Liebknecht-Demonstration

16.01.2019, Lesezeit 3 Min.
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Für die chilenische Ausgabe unseres Nachrichten-Netzwerks La Izquierda Diario berichtet Bárbara Brito von der Demonstration in Gedenken an die vor einhundert Jahren ermordeten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am vergangenen Sonntag. Aber Bárbara war nicht nur als Beobachterin dort. Sie ist in Chile ebenfalls Teil der sozialistischen Frauenorganisation Brot und Rosen. Wir haben ihren Bericht ins Deutsche übersetzt.

Im Regen und mit eiskalten Händen kam die deutsche Linke an dem Ort zusammen, von dem aus die Mobilisierung begann. Tausende waren gekommen, und unter der Menge befanden sich auch die gelben Westen, die sich mit dem Kampf der französischen Arbeiter*innenklasse solidarisieren. Denn auch die Geschichte von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wurde auf der Straße geschrieben.

„Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!“, war ein Ruf, der während der gesamten Demonstration erklang und auf den Verrat der deutschen Sozialdemokratie während der Novemberrevolution, auf die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht anspielte.

Unter den Anwesenden war auch die Gruppe RIO aus Deutschland, die zur Trotzkistischen Fraktion für die Vierte Internationale gehört, sowie die Frauengruppe Brot und Rosen. Sie kamen, um das revolutionäre Erbe von Rosa und Karl zu verteidigen. „Hinter Krieg und Krise steht das Kapital, der Kampf Befreiung ist international“, war eine der Parolen.

Zwei Jahre vor der deutschen Revolution, im April 1916, trat Karl Liebknecht auf einer Demonstration zum 1. Mai mit einer öffentlichen Rede gegen den imperialistischen Krieg auf: „Brot! Freiheit! Frieden!“ Nach dieser Rede wurde er verhaftet. Liebknechts Ideen bestätigen sich bis heute.

Eine weitere der anwesenden Gruppen waren die Frauen, die den Frauenstreik am 8. März organisieren, darunter auch die Frauengruppe Brot und Rosen. Sie marschierten in gelben Westen und mit einem Transparent, das Rosa Luxemburg und Clara Zetkin zeigte. Daneben die Aufschrift „1919-2019. Arbeiterinnen bringen die Welt zum Beben.“ Aktuell bereiten sie sich auf die Veröffentlichung der deutschen Übersetzung des Buches „Brot und Rosen. Klasse und Geschlecht im Kapitalismus“ von Andrea D’Atri vor, die am 23. Februar erfolgen wird. D’Atri wird zu diesem Anlass auch nach Deutschland reisen. Eine erste Veranstaltung findet am 1. Februar in München statt.

Während des Marsches konnte ich mit Lilly Freytag, Aktivistin von Brot und Rosen Deutschland, sprechen. Für sie findet der Marsch in einem neuen Kontext der internationalen Frauenbewegung statt, die in Deutschland immer mehr an Einfluss gewinnt. „300 Frauen kamen zur Versammlung, um sich auf den 8. März vorzubereiten. Zum ersten Mal seit Jahren wollen wir streiken, um für die Rechte der arbeitenden Frauen zu kämpfen.“

Die Demonstration endete auf dem Friedhof, an der Gedenkstätte Rosa Luxemburgs. Die Internationale, die durch einen Lautsprecher hallte und von der überwiegenden Mehrheit der Teilnehmer*innen gesungen wurde, markierte das Ende der Mobilisierung.

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