„Die Arbeiter:innen können die Schlüsselrolle im Kampf gegen die Klimakatastrophe spielen“

19.09.2023, Lesezeit 5 Min.
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Foto: Ayrin Giorgia

Tabea Krug, Studentin aus Berlin und aktiv bei Waffen der Kritik, spricht sich für eine Zusammenführung der Streiks gegen die Regierung mit der Klimabewegung aus. Wir veröffentlichen ihre Rede auf dem Globalen Klimastreik von Fridays For Future am vergangenen Freitag.

Wir sind jung. Aufgewachsen in einer Gesellschaft, die in einer endlosen Abfolge von Krisen steckt – Corona, zu hohe Mieten, Militarisierung, Inflation. Wir spüren schon jetzt, wie sich Gewalt und Katastrophen durch die anhaltende Klimakrise verstärken. Wir wissen, die Zukunft hat uns nichts zu bieten, außer wir kämpfen für sie. Genau, deshalb sind wir hier!

Wir sind aber nicht hier, um weiter eine Bewegung aufzubauen, die nur an die Regierung appelliert. Denn seit 5 Jahren schlagen wir Alarm wegen der Klimakatastrophe, seit 5 Jahren reden wir über die verheerenden Konsequenzen, seit fünf Jahren bringen wir hunderttausende in ganz Deutschland auf die Straßen.

Während wir also seit 5 Jahren protestieren, verfehlt Deutschland auch die unzureichenden Klimaziele. Ein Grund dafür ist, dass Fridays For Future immer wieder zu „Klimawahlen“ aufgerufen hat. Damit ist genau das eingetreten, wofür die Bewegung seit Tag eins instrumentalisiert worden ist.

Die Grünen konnten beste Wahlergebnisse einfahren. Und was ist seitdem passiert? Es wurden Abkommen mit Katar geschlossen, neue LNG-Terminals errichtet, Autobahnprojekte vorangetrieben und Lützerath zerstört – für all das stehen die Grünen. Wir dürfen diese Partei nicht länger unterstützen. Wer aktiv daran arbeitet, dass Deutschland die Klimaziele verfehlt, wer Aktivist:innen einknasten und verprügeln lässt, ist kein Freund der Klimabewegung, sondern ihr Gegner und hat hier nichts verloren. Mitglieder einer solchen Partei sollten niemals die Gesichter unserer Bewegung sein dürfen. Egal wie oft Luisa Neubauer oder die Grüne Jugend verkünden, wie viel Bauchschmerzen die Politik ihrer Partei ihnen bereitet. Sie sind Teil des Problems. Wenn FFF noch irgendeine Chance haben will, dann nicht mit, sondern gegen die Ampel.

Denn die Ampelregierung verfolgt ihren zerstörerischen Kurs unbeirrt. Ihr Hauptinteresse liegt nicht darin, soziale oder ökologische Probleme anzugehen, sondern auf einer vermeintlich „grünen“ Erneuerung des deutschen Kapitals. Der faule Kohlekompromiss, die hammerharte Kriminalisierung von Klimaaktivist:innen, die historische Aufrüstung Deutschlands zeigen ihr wahres Gesicht. Es geht allein darum, Deutschlands Stellung in der Welt zu wahren und auszubauen. Dafür werden die Interessen von RWE, VW und Co. mit allen Mitteln geschützt, ob durch weitere fossile Subventionen oder Präventivhaft. Der Staat zeigt deutlich auf, dass er sich auf die Seite der Großkonzerne stellt: Riesige Polizeieinsätze gegen die Klimabewegung – JA, doch der Einsatz fürs Klima, der bleibt aus!

RWE, Shell oder VW sind nicht nur Klimakiller, sondern waren eben auch Krisengewinner im letzten Jahr, während die gesamte arbeitende Bevölkerung Einschnitte machen musste. Der Klassenkampf von oben ist also ganz offensichtlich. Doch in großen Teilen der Klimabewegung fehlt es an einer klaren Vorstellung, welche Kraft den Konzernen, dem Staat und der Polizei etwas Entscheidendes entgegensetzen kann. Das Abwenden von denjenigen, die jeden Tag arbeiten müssen, war der tiefgreifendste strategische Fehler der Klimabewegung.

Die Arbeiter:innen können die Schlüsselrolle im Kampf gegen die Klimakatastrophe spielen. Sie halten unsere Gesellschaft am Laufen, produzieren allen Reichtum und haben das Potenzial, die Logistik, das Sozialwesen und die gesamte Produktion lahmzulegen.

Deshalb müssen wir in der kommenden Tarifrunde im Nahverkehr, im Tarifvertrag für Studentisch Beschäftigte und in den Tarifverhandlungen der Länder mit dabei sein. Wir wollen unsere Klimaforderungen dort einbringen, wo sie am meisten zählen. Was Fridays For Future in den Schulen begonnen hat, müssen wir als progressive Jugend endlich zuspitzen und den Klimastreik an die Arbeitsplätze tragen. Dafür müssen wir uns dafür einsetzen, dass die Beschäftigten in Vollversammlungen und Streikkomitees selbst über ihre Kämpfe entscheiden und über ihre Branche hinaus kämpfen. Wie die Proteste gegen die Rentenreformen in Frankreich gezeigt haben, können über sektorale Streiks eine ganze Regierung ins Wanken bringen und das System infrage stellen. Genau das wird notwendig sein, um unsere Erde zu retten.

Doch die Gewerkschaftsbosse haben im letzten Jahr Reallohnverluste verhandelt und sich vehement gegen die Politisierung der Arbeitskämpfe gewehrt. Wir wollen uns gegen diese Logik stellen. Wir müssen keine Kompromisse mit den Konzernen schließen! Wir wissen genau, dass Umweltschutz und Arbeitsplatzsicherheit sich nicht entgegenstehen, denn sonst spielen wir der aufsteigenden Rechten in die Hände.

Eine echte Antwort auf die Klimakrise wären also Streiks, die nicht nur für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen kämpfen, sondern politische Forderungen aufgreifen, wie ein kostenloser und massiv ausgebauter Nahverkehr, die Verstaatlichung der Energiekonzerne unter unserer Kontrolle. Wir wollen uns gemeinsam mit den Arbeitenden gegen Aufrüstung, Sparmaßnahmen und Klimakollaps stellen. Es sind schließlich: unsere Leben, unsere Einkommen und unsere Natur gegen ihre Profite.

Denn wir wollen keine Utopien erträumen, uns in Freiräume zurückziehen oder weiter an Blockaden, Baggerbesetzungen oder Sabotageaktionen in der Defensive verharren. Unsere Aufgabe ist es, im Hier und Jetzt für ökologische und soziale Verbesserungen zu kämpfen, aber immer auch klarzumachen, dass eine komplette und dauerhafte Erfüllung unserer Forderungen nur durch eine Gesellschaft erreicht werden kann, in der wir demokratisch darüber entscheiden, was und wie wir produzieren – also eine einer demokratischen Planwirtschaft.

Wir wollen uns nicht mit dem Ende der Welt zufriedengeben. Wir von Waffen der Kritik denken: Wir haben eine ganze Welt zu gewinnen – eine sozialistische!

Ich bin Tabea Krug Studentin und von Klasse gegen Klasse und Waffen der Kritik

Streik in der Schule, Uni und Betrieb, das ist unsere Antwort auf ihre Politik!

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