„Bildet Banden. Bildet euch!“ Kritische Schule in Südwest-Berlin

06.09.2016, Lesezeit 3 Min.
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Schüler*innen aus Steglitz-Zehlendorf veranstalten eigene Bildungsveranstaltungen. Ein Interview mit Resa von der Antirassistischen Jugend Südwest.

Steglitz-Zehlendorf ist jetzt nicht gerade der Ort, wo viel linke Politik gemacht wird – da ist es ja eher mutig, eine antirassistische Gruppe zu gründen. Seit wann gibt es eure Gruppe?

Genau genommen wird hier gar keine linke Politik gemacht – das ist ja der Grund warum wir uns letzten November gegründet haben.

Womit beschäftigt man sich denn so in Steglitz-Zehlendorf?

Auch hier gibt es Probleme mit Rechten. Vor allem in den letzten Monaten nahm die Präsenz von rechter Propaganda im Kiez zu. Zusätzlich haben wir eine relativ starke AfD. Burschenschaften haben hier ihre Verankerung, weil es gerade in Steglitz-Zehlendorf reiche Familien gibt, die über Generationen hinweg zu den Burschis gehen. Genauso ist es mit Parteizugehörigkeit: die Junge Union ist sehr stark im Bezirk. Gleichzeitig steigt die Zahl von Identitären, vor allem in den ärmeren Teilen, die es auch hier gibt und die gerne mal von der Politik vergessen werden.

Ihr veranstaltet jetzt am Anfang des Schuljahres eine „Kritische Schule“ bei euch in der Region. Was kann man sich darunter vorstellen?

Die Idee stammt von der kritischen Einführungswoche an der FU. Wir dachten uns, dass es ein Versuch wert wäre, erstmal ein Low-Level-Angebot für Jugendliche zu schaffen, die sich mit linker Politik oder überhaupt mit Politik auseinandersetzen wollen. Linke Politik in den Bezirk zu tragen halten wir in Anbetracht der erstarkenden Rechten für sehr wichtig. Wir brauchen eine Kraft, die sich den Rechten auch vor Ort in den Weg stellt.

In den letzten Monaten haben wir drei Aktionen gemacht bzw. supportet: eine Protestaktion gegen Burschis, die an einer Schule geflyert hatten; der Schulstreik, wo circa 60 Leute mobilisiert werden konnten und wir Redebeiträge hatten; und kurz vor den Ferien eine Solidemo für sudanesische Geflüchtete. Wir fanden, dass es an der Zeit sei, ein eher inhaltliches Angebot auf die Beine zu stellen. Natürlich werden wir den Schulstreik Ende September wieder bewerben, aber eine inhaltliche Auseinandersetzung finden wir genauso wichtig, wie auf Aktionen zu gehen.

Für wen sind die Veranstaltungen gedacht?

Alle Jugendlichen aus Steglitz-Zehlendorf und den angrenzenden Bezirken, Charlottenburg-Wilmersdorf und Tempelhof-Schöneberg, sind herzlich eingeladen zu kommen – aber eigentlich alle Interessierten.

Welche Themen wollt ihr behandeln?

Wir werden uns jeden Tag mit einem Thema auseinandersetzen, das Jugendliche betrifft: die anstehenden Wahlen; die anhaltende Krise; Bildung; Sexismus, aber auch der Rassismus der AfD, die hier im Kiez sehr präsent ist. Wir sind dann vom 12.9.-16.9. jeden Tag ab 17.30, fast immer in einem anderen Teil des Südwestens, damit möglichst viele Leute die Möglichkeit haben mitzumachen. Auftaktveranstaltung wird eine Diskussionsrunde zu den Wahlen sein.

Hier alle Daten:

  • 12.9. 17.30 Rotes Café „Wählen oder nicht wählen, das ist meine Frage“
  • 13.9. 17.30 JuZe Spirale „Burned Schule out?“
  • 14.9. 17.30 Rotes Café „Ich bin ja nicht rechts aber…“-Argumentationstraining
  • 15.9. 17.30 JuZe Flemmingstraße „Sexismus in der Schule oder warum Mädchen auch Tische tragen und Jungs ne schöne Handschrift haben können!“
  • 16.9. 17.30 Jugendburg „Flüchtlingskrise, Willkommenskrise, Griechenlandkrise – überall Krise?“

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