Berlin: 40 Leute bei Podiumsdiskussion über die Streikbewegung in Frankreich

13.06.2016, Lesezeit 4 Min.
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Am vergangenen Freitag folgten bis zu 40 Menschen der Einladung von Klasse Gegen Klasse und Révolution Permanente und diskutierten über die aktuelle Streik- und Protestbewegung in Frankreich.

Zwei Stunden vor Anpfiff des Eröffnungsspiels der Europameisterschaft in Frankreich füllte sich der Veranstaltungsraum in Berlin-Neukölln. Am Ende waren es drei Dutzend, die über die Perspektiven und Widersprüche der aktuellen Bewegung von Arbeiter*innen und Jugendlichen auf der anderen Seite des Rheins diskutierten.

Zu Beginn wurde eine Videobotschaft von Sarah Carah abgespielt. Sie ist Studentin der Universität Paris 8 und Aktivistin der Revolutionär-Kommunistischen Strömung (CCR). In ihrem Beitrag berichtete sie über die Entwicklung der Bewegung, die ihren Schwerpunkt zunächst in der Besetzung von Schulen und Universitäten und massiven Vollversammlungen hatte. In der aktuellen Phase der Bewegung hat sich der Fokus auf Streiks in den Raffinerien, Häfen, Eisenbahn und den Atomkraftwerken verschoben.

Auf dem Podium sprachen Wladek Flakin von der Revolutionären Internationalistischen Organisation (RIO) und David Doell von der Interventionistischen Linken (IL). Doell analysierte, dass durch die aktuelle Bewegung in Frankreich der „Kampf gegen Austerität von der Peripherie [Europas] ins Zentrum“ übergehe. Angesichts der Tatsache, dass der „Klassenkonflikt“ zwar zugespitzt sei, jedoch noch nicht die Ausweitung wie 1995 oder 2010 erreicht habe, eröffne die „Bündelung der Kämpfe“ ein Möglichkeitsfenster.

Wladek Flakin hob die die zentrale Bedeutung hervor, die die Streiks und Kampfmethoden der Arbeiter*innenklasse im Vergleich zu denen aller Unterdrückten haben. Innerhalb der zusammengeführten Kämpfe muss deshalb der Arbeiter*innenklasse eine führende Rolle zugesprochen werden. Anstatt sich auf die Bekämpfung der „Austerität“ zu beschränken, muss der Kampf gegen den bürgerlichen Staat und den Kapitalismus aufgenommen werden, der nur von einer revolutionären Partei zu Ende geführt werden kann.

Diesen beiden Vorträgen folgte eine lebhafte Debatte über den Charakter von Nuit Debout, die Rolle der Jugend und der Arbeiter*innenklasse, die Schwächung des rechten Front National durch die Protestwelle. Es gab aber auch theoretische Diskussionen über den Charakter der Arbeiter*innenklasse und die Frage, ob eine Bewegung hierarchielos sein sollte, oder ob Revolutionär*innen für eine führende Rolle ihrer Ideen gegen reformistische und bürokratische Strömungen, die sonst die Führung übernehmen, kämpfen sollten.

Viele der Teilnehmer*innen waren Schüler*innen, die sich in den vergangenen Monaten auf antirassistischen Protesten gegen die Alternative für Deutschland (AfD) oder am Schul- und Unistreik gegen Rassismus, Abschiebungen und Krieg beteiligten. Deshalb lag die Frage nah, welche Lehren aus den aktuellen Kämpfen in Frankreich für unseren Kampf gegen Rassismus gezogen werden kann. Ein zentrales Element ist die Einheit von Arbeiter*innen und Schüler*innen, um der Repression zu trotzen, breite soziale Unterstützung zu bekommen und die Regierung ernsthaft unter Druck zu setzen.

Auch die internationale Solidarität mit den französischen Arbeiter*innen und Jugendlichen soll weiter fortgeführt werden. Am 14. Juni wird ein internationaler Aktionstag mit Aktionen in Rom, Madrid, Berlin und vielen anderen Städten stattfinden. Außerdem wird eine Delegation zur zentralen Mobilisierung nach Paris fahren, um Kontakte auszutauschen und den Klassenkampf hautnah zu verfolgen und zu unterstützen. Um weiter informiert zu bleiben wird, die linke Nachrichtenseite Klasse Gegen Klasse und auch ihre Fanpage auf Facebook täglich über die neuesten Ereignisse des Klassenkampfs in Frankreich und seine strategischen Perspektiven berichten.

Demonstration in Solidarität mit den Kämpfen in Frankreich!

Dienstag, 14. Juni 2016, 16 Uhr, Pariser Platz, Berlin
Facebook-Event

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