#8M in Buenos Aires: Mit den Arbeiterinnen in der ersten Reihe für das Recht auf Abtreibung

10.03.2018, Lesezeit 4 Min.
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Am Donnerstag gingen in ganz Argentinien 300.000 Menschen auf die Straße, um für Frauenrechte zu kämpfen. Zentrale Themen waren der Widerstand gegen Entlassungen und die Angriffe der Regierung von Mauricio Macri und der Kampf für das Recht auf Abtreibung.

In Buenos Aires begann der internationale Frauenkampftag um 8 Uhr morgens. Da versammelten sich die Arbeiter*innen des Krankenhaus Posadas gemeinsam mit Aktivist*innen anderer Sektoren und mit linken Organisationen, um eine Straßenblockade im Zentrum der Stadt zu errichten. Die Arbeiter*innen, mehrheitlich Frauen, wehren sich gegen eine Entlassungswelle, für die die argentinische Regierung von Mauricio Macri verantwortlich ist. Ihr Kampf wurde zum Symbol des Widerstands gegen die Angriffe auf die Arbeiter*innenklasse durch die Regierung insgesamt. Durch ihre Präsenz und die Blockade gelang es ihnen endlich, im zuständigen Ministerium angehört zu werden. Und auch in die Öffentlichkeit gelangten sie mit ihrer Aktion: Bis zum Nachmittag waren Arbeiterinnen im nationalen Fernsehen präsent und konnten ihre Forderungen verbreiten.

Aber nicht nur entlassene Arbeiterinnen waren an diesem Tag im Kampf. In vielen Bereichen gab es Streiks, meist für eine oder zwei Stunden. Dies war das Ergebnis des Drucks der linken Basisgewerkschafter*innen und klassenkämpferischer Teile der Frauenbewegung, die in den letzten Tagen an den verschiedenen Arbeitsplätzen Druck auf die Gewerkschaftsbürokratie ausgeübt hatten.

Nachmittags strömten Zehntausende ins Zentrum, für die zentrale Demonstration und Kundgebung. Auch hier nahm der Kampf der Arbeiter*innen gegen Entlassungen einen zentralen Platz ein: Sie liefen in der ersten Reihe, gemeinsam mit den Repräsentatinnen verschiedener Frauenorganisationen.

 

Das Recht auf Abtreibung und die Stärke der argentinischen Frauenbewegung

Das andere große Thema der Demonstration war das Recht auf Abtreibung, für das sich vor allem junge Frauen mobilisierten. In Argentinien steht Abtreibung unter Strafe, jedes Jahr sterben Hunderte Frauen an den Folgen unsicherer, illegalisierter Abtreibungen. Besonders arme Frauen, die sich keine teuren Kliniken leisten können, sind davon betroffen. Aufgrund des Drucks der Frauen, die sich für das Recht auf kostenlose und sichere Abtreibung mobilisieren, stimmte die Regierung, die seit den massiven Demonstrationen im Dezember stark geschwächt ist und an Rückhalt verloren hat, zu, dass diese Frage erstmals im Kongress diskutiert wird. Auch unter der Regierung Cristina Kirchners war dies immer wieder verhindert worden.

Die sozialistische Frauenorganisation Pan y Rosas, in der Mitglieder der PTS (Partei Sozialistischer Arbeiter) gemeinsam mit Unabhängigen Politik machten, setzten sich in den Wochen der Vorbereitung dafür ein, dass am 8. März gestreikt wird – und dass dieser Streik effektiv wird, in dem er an den Arbeitsplätzen mit Diskussionen begleitet wird und auch Männer sich am Streik beteiligen, statt weiterzuarbeiten, wie einige Feministinnen forderten. Die Aktivist*innen von Pan y Rosas kämpfen auch gegen die Vorstellung, dass am 8. März nur Frauen auf die Straße gehen sollten, weil der Kampf für Befreiung nicht gegen Männer geführt werden muss, sondern gegen das kapitalistische System, das uns unterdrückt und ausbeutet. Sie verlangten, dass die Kämpfe der Arbeiterinnen in der ersten Reihe stehen müssen. Im ganzen Land mobilisierten sich gestern 10.000 Arbeiter*innen, Jugendliche und Studierende für diese Perspektive.

Gestern wurde sichtbar, dass in Argentinien eine Frauenbewegung existiert, die ein politisches Schwergewicht darstellt und die bereit ist, zu kämpfen. Während vor fast drei Jahren die erste große Mobilisierung unter dem Motto #NiUnaMenos den Kampf aufnahm, hat sich die Frauenbewegung auch politisch weiterentwickelt. Während es zuerst um so grundlegende defensive Fragen ging, wie “Hört auf uns zu töten!”, hat sich nun ein Verständnis herausentwickelt, nach dem die Regierung mitverantwortlich für die Gewalt ist. Es werden offensiv Forderungen wie das Recht auf Abtreibung in den Vordergrund gestellt. Und nicht zuletzt haben sich die Arbeiterinnen in ihrer Position als Arbeiterinnen einen zentralen Platz in der Bewegung erobert.

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