Zwei Trotzkistinnen für das französische Parlament

06.06.2017, Lesezeit 4 Min.
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Zwei junge Frauen, Elise Lecoq und Elsa Marcel, treten am Sonntag bei den Parlamentswahlen in Frankreich an. Mit ihrer Kandidatur wollen sie den Widerstand gegen die neoliberalen Reformen von Emmanuel Macron vorbereiten und die Polizeigewalt, den Rassismus und den Ausnahmezustand bekämpfen.

Im Bild: Elise Lecoq, Lehrerin, Kandidatin für die NPA

In Frankreich steht am Sonntag der erste von zwei Wahlgängen für das Parlament an. Mit dabei: die Kandidat*innen der NPA (Neue Antikapitalistische Partei) – viele Arbeiter*innen und Jugendliche wie du und ich. Darunter junge Frauen wie Elise Lecoq, 31 Jahre alt, Lehrerin in einem migrantischen Arbeiter*innenviertel von Paris und Revolutionärin, und Elsa Marcel, 24 Jahre alt, Studentin und ebenfalls Revolutionärin.

Beide Kandidatinnen sind Mitglieder der CCR in der NPA (Courant Communiste Révolutionnaire – Revolutionär-Kommunistische Strömung), Schwesterorganisation von RIO und Herausgeberin der Partnerseite von KlasseGegenKlasse, der Webseite Révolution Permanente.

Während des Präsidentschaftswahlkampfs hatte der Kandidat der NPA, der Fabrikarbeiter Philippe Poutou, bereits gezeigt, was es heißt, der Rechten Paroli zu bieten. Nun treten die Kandidat*innen der NPA an, um den Kampf gegen die neoliberalen Angriffe des Präsidenten Emmanuel Macron vorzubereiten. Sie wollen damit den vielen Tausenden, die auf die Straße gegangen sind, und „Ni Le Pen, Ni Macron“ (Weder Le Pen noch Macron) gerufen haben, und den Millionen, die sich zu einem so hohen Anteil wie selten zuvor enthalten haben, eine Stimme geben. Elsa sagt dazu in ihrem Wahlkampfspot:

Wir brauchen [als Abgeordnete] Sprecher*innen der Gesamtheit der Arbeiter*innen und Jugendlichen, denn die große Mehrheit der Menschen möchte diese Reformen nicht.

Elise und Elsa sind Teil einer Generation von Jugendlichen und jungen Arbeiter*innen, die letztes Jahr Protagonistin des Kampfes gegen die Arbeitsrechtsreform von François Hollande wurde. Den Wahlkampf nutzen sie nun als Bühne, diesen Kampf fortzuführen. Denn die Angriffe, die Macron plant, gehen noch weit über das hinaus, was unter der letzten Regierung durchgesetzt wurde. Wie Elsa es ausdrückt: „Jetzt wo er im Elysée-Palast sitzt, bereitet er das Arbeitsgesetz hoch 10 vor.“

Und Macron hat bereits verkündet, seine Agenda der Prekarisierung zur Not auch am Parlament vorbei durchzusetzen. Dagegen setzt Elsa die Notwendigkeit „wieder damit zu beginnen, was uns im letzten Frühjahr Kraft gab: die Einheit der Arbeitenden und Studierenden, um den Widerstand in den Universitäten, Fabriken, Schulen und auf der Straße bis zum Ende zu führen“. Denn: „Unsere Leben sind mehr wert als ihre Profite“, wie der Wahlkampfslogan der NPA es formuliert.

Elise und Elsa kämpfen auch gegen den Ausnahmezustand und die Polizeigewalt, die vor allem migrantische und Schwarze Jugendliche sowie kämpfende Arbeiter*innen trifft. Elise beschreibt diese Situation:

Es gibt die Gewalt, die Polizeigewalt gegen die Jugend. Es gibt den Mord an Adama und die Vergewaltigung von Théo. Und es gibt die Gewalt der Gesetze, die gegen Ausländer*innen, die nicht wählen dürfen, die der Abschiebungen von Menschen ohne Papiere, die der islamophoben Gesetze. All dies wird vom Ausnahmezustand verschärft. Diese Ausnahmegesetze lösen kein Problem und verhindern nicht den Terrorismus. Sie sind da, um zu stigmatisieren, um zu unterdrücken und um den Krieg, den die französische Armee im Ausland führt, nach Frankreich auszuweiten. Wir von der NPA sind für die sofortige Aufhebung des Ausnahmezustands, für ein Ende des Racial Profiling, für die Auflösung der Repressionsorgane wie der BAC [A.d.Ü.: Sondereinheiten der Polizei] und für das Ende der imperialistischen Interventionen.

Die Jugend braucht eine Zukunft, keine Schlagstöcke. Das Geld muss für öffentliche Dienstleistungen und öffentliche Wohnungen benutzt werden, nicht für die Polizei. Deshalb müssen wir uns alle organisieren. Um diesen Kampf zu führen, trete ich an.

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