Widerstand gegen Prekarisierung: Nicht zu vergessen bei den G20-Protesten!

03.07.2017, Lesezeit 4 Min.
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Letzten Freitag lud Klasse Gegen Klasse zu einer Diskussionsveranstaltung in Berlin ein. Es ging um Niedriglöhne, befristete Verträge und Union Busting – denn die Prekarisierung der Arbeitsbedingungen wird von allen G20-Staaten vorangetrieben.

Nächstes Wochenende versammeln sich die Regierungschefs der G20 in Hamburg. Gegen diesen Haufen von Betrüger*innen, Waffenhändler*innen und Mörder*innen wird es vielfältigen Protest geben. Im Mittelpunkt der Kritik stehen die endlosen Kriege der G20-Staaten und die Zerstörung der Umwelt.

Doch die G20 koordiniert auch die Ausbeutung arbeitender Menschen rund um die Welt. Diese Staaten konkurrieren permanent untereinander, wie sie am meisten Profit aus uns herauspressen können, und dabei lernen sie voneinander.

Klasse Gegen Klasse lud am Freitag zu einer Veranstaltung in Berlin-Kreuzberg ein, um über das Thema Prekarisierung zu sprechen – damit es bei der Mobilisierung nicht zu kurz kommt. Trotz des sintflutartigen Regens seit dem Vortag nahmen 25 Menschen an der Diskussion teil.

Zuerst sprachen wir mit Cynthia Lub, Journalistin von unserer Schwesterseite IzquierdaDiario.es aus Barcelona. Sie sprach über Kämpfe der Hotelreinigerinnen, die die Tourismusbranche am Leben halten. Diese mehrheitlich migrantischen Frauen wehren sich gegen ihre unmenschlichen Arbeitsbedingungen. Sie sind nicht direkt bei den Hotels angestellt, sondern bei outgesourcten Drittanbieter*innen. Deswegen verdienen sie Niedriglöhne – manchmal nur drei Euro die Stunde – und haben keinerlei Rechte. Doch diese Frauen organisieren sich in Barcelona und anderen Städten unter dem Namen „Kellys“ und machen Druck, auch wenn sie wenig Unterstützung von ihren Gewerkschaften bekommen. Ein inspirierendes Beispiel, denn ähnliche Arbeitsbedingungen kennen wir aus Deutschland.
Auch über die Kämpfe bei dem Telekommunikations-Konzern Movistar und bei der U-Bahn in Barcelona berichtete sie. Genoss*innen aus dem Spanischen Staat werden auch mit Klasse Gegen Klasse bei G20 protestieren.

 

In Brasilien fand am Freitag ein Generalstreik statt, denn die Putschregierung von Michel Temer versucht, historische Rechte der Arbeiter*innenklasse anzugreifen. Mehrere Genoss*innen von unserer Schwesterorganisation, der Bewegung Revolutionärer Arbeiter*innen (MRT) berichteten live von den Straßenblockaden. Aufgrund der sozialen Spannungen musste Temer auch seine Teilnahme am Hamburger Gipfel absagen.

 

Der neugewählte Präsident Frankreichs, Emmanuel Macron, interpretiert seinen Wahlsieg als ein Mandat für einen Angriff auf den Kündigungsschutz und die Tarifverträge. Dabei hat nur etwa ein Sechstel der Wahlberechtigten für Macrons Partei gestimmt – die Mehrheit blieb zu Hause. Wie Stefan Schneider, Redakteur von Klasse Gegen Klasse, analysierte, orientiert sich Macron am Erfolgsmodell des deutschen Kapitals mit Niedriglöhnen und Teilzeitarbeit. Eine französische Variante der Agenda 2010 steht bevor.

Diese Angriffe überall auf der Welt kommen nicht von ungefähr – es ist nicht so, dass die Eliten einfach von schlechten Ideen besessen sind. Vielmehr hat es mit der Dauerkrise des weltweiten Kapitalismus zu tun, der seit fast zehn Jahren anhält. Da kaum neue Investitionen getätigt oder neue Geschäftsfelder erschlossen werden, muss die Ausbeutungsrate erhöht werden. Von daher auch der Trend zu Prekarisierung.

Auch in Deutschland gibt es gegen diese Entwicklung Widerstand. Yunus Özgur, studentischer Beschäftigter von der Freien Universität Berlin, berichtete von den Protesten der letzten Monaten gegen die Armutslöhne an den Unis. Genauso kamen Grußworte von Beschäftigten der Berliner Verkehrsbetriebe oder der beiden großen Krankenhäuser, die gerade einen Kampf gegen Outsourcing führen.

Überall auf der Welt lässt sich beobachten, wie bürokratische Gewerkschaftsführungen diese Kämpfe bremsen. Ihnen ist die Stabilität des kapitalistischen Regimes wichtiger als die Rechte ihrer eigenen Mitglieder. Wir als Arbeiter*innen müssen diese Bürokratien aus unserer Gewerkschaften herauswerfen und jede Sozialpartnerschaft bekämpfen. Wir brauchen international koordinierte Proteste für unsere Rechte. Dafür soll in Hamburg ein Zeichen ausgehen.

Als Zeichen dieses Verständnisses von internationaler Solidarität wurde zum Schluss der Veranstaltung noch ein Solidaritätsbild für den aktuellen Arbeitskampf beim US-Konzern PepsiCo in Argentinien gemacht.

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