PepsiCo: Milliardenschwerer Konzern will 600 Arbeiter*innen in Argentinien entlassen

29.06.2017, Lesezeit 5 Min.
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Von Erfrischungsgetränken bis hin zu Snacks – PepsiCo gehört zu den Riesen in der Getränke- und Lebensmittelbranche. Alleine 2016 erwirtschaftete der multinationale Konzern 10,6 Milliarden US-Dollar. Trotzdem soll jetzt die Fabrik in Buenos Aires geschlossen werden und die mehr als 600 Arbeiter*innen auf die Straße fliegen. Doch die Arbeiter*innen wehren sich.

Lay’s-Chips, Quaker-Müsli, Rockstar-Energiedrinks, Pepsi-Cola… Das sind nur einige wenige bekannte Marken des PepsiCo-Konzerns, die rund im den Globus von Millionen Menschen täglich konsumiert werden. Das Unternehmen mit Sitz in Purchase, New York, beschäftigt mehr als 260.000 Arbeiter*innen in der ganzen Welt, und erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 62,8 Milliarden US-Dollar.

Konzern im Aufwind

Doch nicht nur im Umfang des Unternehmens handelt es sich bei PepsiCo um einen Global Player: CEO Indra Nooyi verdiente im vergangenen Jahr durch Gehalt und Boni 29,8 Millionen US-Dollar – mit dem Durchschnitslohn eines*r PepsiCo-Arbeiters*in in Argentinien würde es 2200 Jahre dauern, um diese Summe zu erreichen! Im ersten Viertel dieses Jahres konnte der US-Konzern seine Gewinne zudem um 41 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr auf 1,318 Milliarden US-Dollar steigern.

Diese Zahlen lassen auf vieles hindeuten, nicht jedoch, dass sich das Unternehmen in einer Krise befinden würde. Nichtsdestotrotz kündigte PepsiCo Argentina letzte Woche Dienstag, am 20. Juni, der Belegschaft ihrer Fabrik in Florida (einem Viertel im nördlichen Teil der Hauptstadt Buenos Aires) die Schließung der Niederlassung an. Es handelt sich dabei um die größte Fabrik des Unternehmens in Argentinien mit mehr als 600 Arbeiter*innen. Dies sei durch „hohe logistische Anforderungen und die schlechte Lage in einem Wohnviertel“ bedingt, weshalb die Produktion nun in die Fabrik im 400 Kilometer entfernten Mar de Plata umziehen soll.

Profitgier als Schließungsgrund

Besonders die Mitglieder des kämpferischen Betriebsrates machten diese Argumente von Unternehmensseite her stutzig. Noch nie wurden diese so geäußert und zudem ist Buenos Aires der größte Markt für PepsiCo in Argentinien. Tatsächlich steckt dahinter Profitgier, oder, wie es PepsiCo selbst schreibt, „die nachhaltige Entwicklung und das Wachstum von PepsiCo in Argentinien längerfristig sicherzustellen“. Zum einen erhofft sich PepsiCo durch die Verlagerung in die Fabrik in Mar de Plata, wo die Arbeitsbedingungen schlechter und der Rhythmus höher sind, die Produktivität zu erhöhen.

Zum anderen ist die Belegschaft von Buenos Aires für ihren Aktivismus bekannt, dutzende Arbeiter*innen sind Mitglieder linksradikaler Organisationen, wählen die Front der Linken und Arbeiter*innen (FIT) oder sind sogar selbst Kandidat*innen und auch einige Betriebsratsmitglieder haben enge Verbindungen zu trotzkistischen Organisationen wie der Partei Sozialistischer Arbeiter*innen (PTS). Die Fabrikschließung ist ein direkter Angriff auf diesen kämpferischen Aktivismus.

Konflikt vorprogrammiert

Diese Entscheidung der Unternehmensleitung fiel jedoch nicht vom Himmel. Schon in den vergangenen Jahren hatte der Konzern versucht, Produktionslinien nach Mar de Plata zu verlegen und die Belegschaft durch individuelle Abschlüsse oder Frührente zu verkleinern. Immer wieder hatten dabei die Arbeiter*innen mit kämpferischen Aktionen wie Straßenblockaden und Arbeitsniederlegungen dagegen protestiert.

Und auch auf die Ankündigung der Schließung reagierte die Belegschaft nicht anders. Der Betriebsrat kündigte an, einen Kampfplan gegen die Schließung zu organisieren und vertrat diese Position gemeinsam mit hunderten Arbeiter*innen auf einem Plenum der Lebensmittelgewerkschaft. Doch die bürokratische Führung um den Vorsitzenden Rodrigo Daer stellte sich gegen den Willen der Arbeiter*innen und legte fest, dass in den nächsten Tagen keine Aktionen stattfinden werden und nachdem genaueres bekannt ist, für bessere Abfindungen gekämpft werden soll.

Solidarität und Kampf

Trotzdem kamen am vergangenen Montag 1.000 Arbeiter*innen und solidarische Aktivist*innen zu einer Kundgebung vor den Fabriktoren zusammen. In einer Versammlung beschlossen sie, die Fabrik friedlich zu besetzen, um die Maschinen vor dem Abtransport zu schützen und Widerstand gegen die Schließung auszuüben. Unterstützung bekamen die Arbeiter*innen von PepsiCo von den Organisationen der Front der Linken und Arbeiter*innen (FIT), solidarischen Studierenden und Arbeiter*innen verschiedener Branchen, unter anderem von zwei Mondelez-Fabriken. Mondelez ist hinter PepsiCo und Nestlé der drittgrößte Nahrungsmittelhersteller der Welt.

Wie sich die konkurrierenden Bosse angesichts ihrer gemeinsamen Feindschaft ihren Arbeiter*innen gegenüber vereinen, so schließen sich auch die Arbeiter*innen, unabhängig ihres Betriebs oder Wirtschaftszweigs zusammen, um gegen die Angriffe des Kapitals zu kämpfen. Denn die Entlassung der 600 Arbeiter*innen wäre ein harter Schlag für die gesamte Arbeiter*innenklasse in Argentinien.

Im Gegenteil könnte ein hart geführter Kampf, der möglicherweise im Sieg endet, ein leuchtendes Beispiel für alle Lohnabhängigen sein, auch über die argentinischen Landesgrenzen hinaus. So konnten die Arbeiter*innen von Mondelez (damals noch Kraft Foods), die heute mit den PepsiCo-Arbeiter*innen solidarisch sind, 2009 in einem heroischen Kampf gegen Entlassungen den multinationalen Konzern besiegen.

Deshalb nimmt die Belegschaft von PepsiCo in Buenos Aires den Kampf gegen die Fabrikschließung und die Entlassungen auf und fordert gemeinsam mit den solidarischen Unterstützer*innen die Gewerkschaftsführung auf, zu einem landesweiten Streik der Lebensmittelindustrie aufzurufen und eine Streikkasse zu organisieren.

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