WG-Zimmerpreise steigen weiter

20.03.2024, Lesezeit 3 Min.
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Bild: Mo Photography Berlin / Shutterstock.com

München am teuersten, Frankfurt mit stärkstem Anstieg: Durchschnittliche Mietpreise für WG-Zimmer bleiben unbezahlbar.

760€ in München, 670€ in Frankfurt am Main, 650€ in Berlin – diese unglaublichen Summen müssen Studierende und Arme in deutschen Städten für ein Dach über dem Kopf zahlen. Dabei handelt es sich nicht um voll ausgestattete Mehrzimmerwohnungen in angesagten Vierteln, sondern um die durchschnittlichen Mietkosten für einzelne WG-Zimmer. Diese sind im deutschlandweiten Schnitt auf 479€ gestiegen, verglichen mit 458€ im letzten Jahr, dem wiederum eine 10,6 prozentige Jahres-Preissteigerung vorausging. In Frankfurt war die Teuerung diesmal am dramatischsten: Hier stiegen die Mieten um 90€. Die Stadt am Main löst damit Berlin als zweitteuerste Stadt Deutschlands für WG-Bewohnende ab. Die Daten werden vom Moses Mendelssohn Institut (MMI) und dem Internetportal wg-gesucht.de erhoben. Bereits letztes Jahr haben wir über die katastrophalen Entwicklungen der WG-Mietpreise berichtet.

Die steigenden Wohnkosten reihen sich nahtlos in die allseits steigenden Lebenshaltungskosten ein, besonders für Arme und Studierende. Die berufsvorbereitende Studienzeit, deren angebliche Begünstigung von Langzeitstudium und Lotterleben einst zu Stereotypen über faule Studierende einlud, hat sich längst in eine Zeit der Prekarität entwickelt. Inflation, wirtschaftliche Krise, schlechte Lohnentwicklungen und Tarifabschlüsse treffen in diesem Kontext besonders hart. Bereits 2021 waren laut Statistischem Bundesamt knapp 38 Prozent der Studierenden armutsgefährdet, bei Alleinlebenden oder in Studi-WGs Wohnenden sind es sogar mehr als 76 Prozent. Die sozialstaatlichen Mechanismen, die dem eigentlich entgegenwirken sollten, sind zunehmend unzureichend. Immer weniger Studierende erhalten BAföG, 2019 waren es unter 12 Prozent. Die BAföG-Wohnkostenpauschale beträgt 360€, weitaus weniger als die Durchschnittsmiete.

Auch eine Anstellung an der Uni schützt nicht vor Armut – im Gegenteil: Über drei Viertel der Studentische Beschäftigten sind armutsgefährdet. Grund dafür ist unter anderem, dass Studierende nur eine begrenzte Zeit (meist etwa 10 Stunden in der Woche) neben einem Vollzeitstudium arbeiten können. So kamen 2023 Studierende beispielsweise in Berlin, wo Studentische Beschäftigte am besten bezahlt werden, auf durchschnittlich 613,21€ Gehalt im Monat – also weniger als die Kosten eines WG-Zimmers.

Was häufig vergessen wird, ist, dass Mietpreissteigerungen nicht automatisch stattfinden. Hinter jeder Mieterhöhung steckt ein:e Vermieter:in, der:die die Miete erhöht. Gegen diese jährliche Praktik, die fast jede zur Miete wohnende Person kennt, müssen wir uns politisch und gewerkschaftlich organisieren. Mietendeckel, Erhöhungen der Sozialausgaben für Studierende und Arme, bessere Löhne können nur so erkämpft werden. Besonders Wohnungskonzerne treiben aus Profitstreben die Mieten in die Höhe. Um dies zu verhindern, müssen wir die entschädigungslose Verstaatlichung unter Arbeiter:innenkontrolle durchsetzen. Wohnen darf nicht von der Willkür des Marktes und seinen Vertreter:innen abhängig bleiben. Wohnen muss unter gemeinschaftliche und bedürfnisorientierte Kontrolle gestellt werden.

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