VW-Chef: 30.000 Stellenkürzungen für „ökologischen Umbau“

16.10.2021, Lesezeit 3 Min.
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VW Manager Herbert Diess / Bild: shutterstock.com / Markus Wissmann

Die Ampel-Sondierer sprechen von Aufbruchsstimmung und große Investitionen für angeblich ökologische Zwecke in die Industrie. Gleichzeitig rechnet VW Chef Herbert Diess für die Umstrukturierung der Produktion auf E-Autos mit bis zu 30.000 Stellenstreichungen.

Als Rechtfertigung wird die Konkurrenz zu anderen Großunternehmen wie etwa Tesla genutzt, denen gegenüber VW aufgrund zu hoher Kosten – auch bekannt als Löhne – langfristig „wettbewerbsunfähig“ werden würde. Die Geschichte der Wettbewerbsfähigkeit wird dann genutzt, wenn es um die Umstrukturierung geht und entsprechende Stellenkürzungen geplant sind. Die Wettbewerbsfähigkeit soll jetzt der Maßstab zur Rettung unseres Planeten werden,nachdem das bisher Grund für die Umweltzerstörung war. Ein Beispiel dafür: der Diesel- und Abgas-Skandal. Dabei war ein Unternehmen beteiligt, das genauso vorgeht: Bosch schreitet ebenfalls in der Schließung seiner „kostenungünstigen“ deutschen Standorte voran in der Perspektive die Werke zu  verlagern. Die Standortverlagerung zu kostengünstigsten Zwecken ist ebenfalls die Motivation der Schließung des Opel-Werkes in Eisenach, wodurch 1.300 Beschäftigte ohne Rückkehrperspektive bis Ende des Jahres in Kurzarbeit geschickt wurden.

Diese Beispiele reihen sich in eine Tendenz ein, die wir in der Industrie gegenwärtig überall zu spüren kriegen und dessen Auswirkungen ein Beratergremium der Bundesregierung zu Beginn des letzten Jahres auf eine ernüchternde Zahl hochrechnete: 400.000 Arbeitsplätze sind durch den Übergang von Verbrennungsmotoren zu Hybrid- bzw. Elektromotoren gefährdet.

Somit wird die Regierungszeit der selbsternannten „Fortschrittskoalition“ von massiven Arbeitsplatzverlusten geprägt sein. Dies stellt aber in ihrem politischen Modell eines „sozial-ökologischen“ Wandels kein Widerspruch dar: Die gleichen Konzerne, die seit Jahrzehnten die Umwelt zerstören und Profite dadurch erzeugen, sollen jetzt nach der gleichen Renditenlogik das Klima und die Wirtschaft retten. Dies natürlich auf Kosten der Beschäftigten, die mit ihrer Arbeit das Reichtum dieser Großunternehmen erst geschaffen haben.

Wie dies der kommenden Regierung und den Großunternehmen gelingen soll, lässt sich aus den Sondierungsergebnissen herauslesen:

“Flexibilität ermöglicht, dass sich ein kreatives Klima für Innovationen entfalten kann. Eine historisch gewachsene Sozialpartnerschaft und die darauf gründende Fähigkeit zum Kompromiss sind zentrale Voraussetzungen dafür, dass dieser Veränderungsprozess gelingen kann.”

Die Verbündeten der Kapitalist:innen stellen also die Führungskräfte der großen Deutschen Gewerkschaften. Neben zahlreichen Reallohnverlusten in den letzten Jahren – die abstruserweise als Erfolge verkauft wurden –, stellen diese privilegierten Gewerkschaftgremien, die politischen Sicherheitskräfte der wettbewerbsfähigen Interessen dar. Ersichtlich wird das auch anhand des gemeinsamen Positionspapiers der IG-Metall und des Industrieverbandes BDI, in dem Kompromissbereitschaft zu massiven Investitionen im Wert von 500 Milliarden zu finden ist, wo jedoch kein Wort zu Entlassungen, Stellenabbau oder Schließungen steht. Die Personifikation der Korruption dieser gewerkschaftlichen Führungskaste stellt der Erste Vorsitzende der IG-Metall dar, der sich als Teil des Aufsichtsrates von Bosch und VW mehr um die Investitionen der Unternehmen kümmert, als um die Arbeitsplätze seiner Gewerkschaftsmitglieder.

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