Uni Potsdam: „Brennende Barrikade“ erfolgreich verteidigt

29.01.2016, Lesezeit 3 Min.
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Fünf Stühle, ein paar brennende Teelichter und Absperrband wurden an der Universität zum Politikum. Anlass für diese „hochgefährliche“ Kunstinstallation war der Protest von einigen Studierenden zum Neujahrsempfang. Die gesamte Universitätsleitung, Professor*innen, Abgeordnete aus dem Brandenburger Landtag, u. a. auch von der AfD begrüßten heute das neue Jahr. Das hieß in erster Linie: Viel Gelaber, viel Langeweile, nur für ein paar Minuten unterbrochen vom kritischen „Grußwort“ der AStA-Referentin für Geschlechterpolitik.

Spannender war es außerhalb des Hörsaals. Eine Gruppe von Studierenden nutzte diesen Anlass, um für den freien und uneingeschränkten Zugang von Geflüchteten zur Universität zu protestieren. Dazu wurden Warnwesten mit Aufschriften wie „Gegen bürgerlichen Rassismus“ oder „Gegen den Extremismus der Mitte“ im Foyer aufgehängt. Auch Flyer wurden unter Studierenden und den ankommenden Teilnehmer*innen des Neujahrsempfangs verteilt. Soweit, so gut.

Für viel Diskussionsstoff sorgte allerdings eine spontan installierte „brennende Barrikade“ (siehe Foto). Diese diente als ironische Antwort auf die bürgerliche Hetze der letzten Wochen gegen antifaschistischen Protest – sei es bei Pegida oder auch in der Uni selbst, als eine geplante Veranstaltung mit Innenminister Thomas de Maizière (CDU) massiv gestört werden konnte. Doch die Ironie kam scheinbar nicht bei allen so gut an. Ganz im Gegenteil: Die Wut auf uns böse „Diskursverweigerer“ seitens bürgerlicher und rechter Studis angesichts unseres Protestes vor zwei Wochen war wohl noch sehr groß. So wurden wir relativ schnell von einem Verantwortlichen aufgefordert, die Teelichter wieder zu auszumachen – aus Brandschutzgründen. Nachdem wir ihn überzeugen konnten, dass es doch nur Teelichter seien und kein Rauch bis zu den Rauchmeldern vordringen würde, durften wir das „offene Feuer“ auf unsere Verantwortung weiterhin brennen lassen.

Konservative Idiotie

Doch ein engagierter, schon sehr rechter Student ließ sich das nicht einfach gefallen. Ob das denn mit dem Brandschutz geklärt wäre, wurden wir gefragt. „Ja.“, sagten wir wahrheitsgemäß und schickten ihm zu dem „Wachschutz“, mit dem wir vorher diskutieren mussten. Auch von dort kam Zustimmung zu unserer Aktion.

Offenbar unzufrieden mit den Antworten nahm er das Heft dann selbst in die Hand und pustete die Teelichter aus – womit vermutlich viel mehr Rauch verursacht wurde als vorher. Das reichte ihm offenbar nicht. Überhaupt sei die Aktion nicht angemeldet, die Teelichter könnten ja einen „Großbrand“ auslösen, die Fluchtwege seien blockiert, etc … Wir werden ihn an seine Besorgnis erinnern, wenn sich bei den nächsten „Career Days“ wieder dutzende Konzerne im ganzen Foyer breit machen, neue Arbeitskräfte rekrutieren wollen und damit schon der Weg zur Mensa regelmäßig zum Abenteuer wird.

Dennoch ist die Hysterie der Rechten ist bezeichnend für die derzeitige Dynamik linker Studierender dieser Tage in Potsdam. Sie haben nicht nur dazu beigetragen, dass „Pogida“ nicht marschieren konnte, sondern auch den Landesverfassungsschutzchef aus der Uni rausgeworfen.

Weitere Proteste geplant

Mittlerweile hatten wir auch die Solidarität vieler Studierender, die spontan vorbeiliefen. So verschwand auch unser „tapferer“ rechter Student immer weiter im Hintergrund – mittlerweile war auch seine Freundin vor Ort. Sie durfte wiederum selbst nicht sprechen. Zumindest wurde sie nach drei Sätzen von ihrem Freund zurückgezogen.

Insgesamt wurde die Aktion „dank“ der Repressionsversuche durchaus zum Erfolg. Auch während des Neujahrsempfangs war der Protest ein Gesprächsthema. Insofern werden sicherlich weitere Aktionen in Solidarität mit Geflüchteten folgen. Denn eines ist klar: weder von repressiven Bürokrat*innen noch von rechten Studis werden wir uns beirren lassen.

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