UEFA riskiert vierte Welle und paktiert mit Ungarns rechtem Präsidenten Orbán

19.06.2021, Lesezeit 4 Min.
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Foto von Alizada Studios / Shutterstock.com

Die Vorgaben des europäischen Fußballverbandes UEFA sorgen dafür, dass Corona-Schutzmaßnahmen bei der EM gelockert werden müssen. Dafür paktiert er auch mit Viktor Orbán, dem rechten Präsidenten Ungarns.

In Großbritannien setzt sich gerade die sogenannte Delta-Variante durch, die zunächst als „indische Mutante“ bekannt wurde. Sie ist ein Vielfaches ansteckender und trifft auch jüngere Menschen deutlich härter als die Wildvariante von COVID-19. Die Reproduktionsrate der ursprünglichen Version liegt bei 2,5 Punkten, die Delta-Mutation hat eine Rate von 8,5 Punkten. Das bedeutet, dass ohne Schutzmaßnahmen eine Person nicht mehr 2,5 andere Menschen ansteckt, sondern über acht Menschen. Auch die Deutschland hat sich der prozentuale Anteil der Variante in der letzten Woche verdoppelt und beginnt sich durchzusetzen. Sogar die Gefahr außerhalb von Innenräumen steigt dadurch. Auch wenn in Großbritannien schon relativ viele Menschen geimpft sind, steigen nun auch die Zahlen wieder, weil die Mutation deutlich aggressiver ist. Folglich hat das britische Parlament die Corona-Maßnahmen verlängert, um die Lage im Griff zu behalten.

Doch die UEFA versucht sich eine Sonderbehandlung zu erpressen. Sie wollen verhindern, dass die zehntägige Quarantäne für ausländische Fans beim Finale im Londoner Wembley-Stadion der Fußball-EM gilt und riskieren so eine vierte Welle, die über ganz Europa rollen könnte. Der Fußballverband fordert, dass 2500 VIPs, darunter FIFA- und UEFA-Offizielle, Politiker, Sponsoren und Mitarbeiter von Fernsehsendern ohne Quarantäne durch Europa reisen dürfen, sonst würden sie den Standort verlagern. Durch die EM reisen sowieso schon zehntausende Menschen quer durch Europa und die UEFA beharrt darauf, dass viele Zuschauer:innen in die Stadien gelassen werden. In Bilbao hat die Stadt nicht nachgegeben und die UEFA hat einige Spiele spontan nach Sevilla verlegt. Die spanische Nationalmannschaft hatte wenige Tage vor der EM einen Corona-Fall. Daraufhin musste die gesamte Mannschaft in Quarantäne und spielte auf Anweisung des Fußballverbandes UEFA nur wenige Tage danach.

Doch damit noch nicht genug. Wenn sie ihr Superspreader Event nicht in London abhalten können, haben sie schon eine passende Alternative: Die Welt zu Gast beim rechten Präsidenten Viktor Orbán. Dieser hat schon Spiele mit über 65.000 Zuschauer:innen abgehalten und stellt sein Stadion in Budapest als Alternative dar. Die UEFA, die sich immer wieder pseudo-antirassistisch mit ihrer „Respect“-Kampagne präsentiert, hat kein Problem mit Orbán zu paktieren. Dieser hatte die Corona-Krise erst genutzt, um uneingeschränkte Macht zu erhalten und jetzt nutzt er sie, um sich mit seinem Superspreader-Event zu profilieren. Auch seine Politik gegenüber Geflüchteten ist extrem rassistisch und zuletzt hat er LGBTQI+-feindliche Gesetze durchgebracht. Davor verschließt die UEFA aber beide Augen.

Viel lieber macht sie sich ihre Hände schmutzig, indem sie mit Orbán mauschelt und riskiert obendrein eine vierte Welle. Schon zum Beginn der Pandemie 2020 hat sich das Fußballspiel zwischen Valencia und Bergamo als Superspreader-Event herausgestellt. Vor diesen Erfahrungen aus der UEFA Champions League verschließt der Fußballverband die Augen, weil sie Spektakel mit Fans im Stadion bieten will. Die Zeche durften die Bevölkerung in Bergamo (Norditalien) mit ihren Kranken und Toten sowie die Beschäftigten im Krankenhaus ausbaden, die für ein Fußballspiel über ihre Belastungsgrenze getrieben wurden. Um eine vierte Welle zu vermeiden und die Verbreitung der Delta-Mutante zu verhindern, müssen alle Spiele ab jetzt ohne Fans ausgetragen werden und ein Abbruch der EM durch Expert:innen und Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen geprüft werden.

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