Toulouse: Massive Studierendenbewegung verbarrikadiert die Uni – und zeigt Solidarität mit TV-Stud

05.02.2018, Lesezeit 3 Min.
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Am Donnerstag morgen war die Universität von Toulouse in Le Mirail lahmgelegt und vollkommen blockiert. In ihrem Kampf gegen den Universitätszusammenschluss („Fusion”) und die Einführung eines NC-ähnlichen Verfahrens („Sélection”) solidarisierten sie sich auch mit den streikenden Studierenden von TV-Stud in Berlin.

Die derzeitigen Angriffe der Macron-Regierung gegen die Studierenden, Schüler*innen, Rentner*innen und Arbeiter*innen vollziehen sich nach dem Motto „schnell und gleichzeitig”. Das zeigt sich besonders in Toulouse, weil dort zum Einen die verschiedenen Universitäten „fusioniert“ werden sollen, was unter anderem bedeuten würde, dass viele Studiengänge gestrichen würden. Zum anderen soll auch dort das „Loi Vidal“ greifen – eine Universitätsreform der Ministerin für Hochschulbildung (Frédérique Vidal) –, die Einstellungstests und dergleichen mehr für die Immatrikulation voraussetzt.

Das Loi Vidal wurde bereits Mitte Dezember verabschiedet. Besonders unter den Schüler*innen ruft diese Reform Wut und Entrüstung hervor. De facto würde damit die Massenuniversität abgeschafft werden und das Studium viel teurer werden. Politisches Ziel der Macron-Regierung ist es, die Universitäten als Orte politischer Mobilisierung der Jugend zu zerstören. Es würde auch dazu führen, dass zwischen den Universitäten eine Zweiklassengesellschaft entsteht.

Vor diesem Hintergrund gibt es an der Toulouser Universität derzeit eine Bewegung unter den Studierenden, die in der vergangenen Woche mit einer Vollversammlung von 1200 Studierenden und einer ganztägigen Blockade gipfelte. Diese wurde vorher von der Versammlung beschlossen und beinhaltete auch die Zusammenarbeit mit den Beschäftigten der Universitäten selbst, weswegen von einer vorbildlichen Zusammenarbeit zwischen Arbeitenden und Studierenden bei dieser Blockade gesprochen werden kann.

Diese Vollversammlungen und Blockaden fanden auch anderen Orten statt, so auch an der Universität Paris 1 (wo 600 Teilnehmende dabei waren) oder auch in Rennes oder Bordeaux. Bei der Demonstration der Schüler*innen und Studierenden gegen das Loi Vidal kamen in Paris über 10.000 Protestierende zusammen. Dennoch kann durchaus von einer Avantgarde-Rolle der Universität in Toulouse gesprochen werden, was auch mit dem kombinierten Charakter des Angriffs zu tun hat. Denn schon vorher fanden Mobilisierungen an dieser Universität statt und das kämpferische Beispiel der Studierenden aus Südfrankreich zeigt, wie demokratische Entscheidungsprozesse mit politischen Aktionen der gesamten Belegschaft der Universität vereint werden können. Kein Zufall, dass auch die Gewerkschaften Teil der Vollversammlungen waren.

Solidarität für TV-Stud

Inmitten dieser hervorragenden Dynamik beschloss die Vollversammlung in Toulouse eine Solidaritätsresolution für den Arbeitskampf der studentischen Beschäftigten in Berlin. Darin wurde der Streik der studentischen Hilfskräfte begrüßt und unterstützt. Ein großartiges Zeichen der internationalen Solidarität! Eine Initiative, die von den Mitgliedern unserer Organisation sowie unserer Schwestersektion in Frankreich, der Revolutionär-Kommunistischen Strömung in der NPA, angestoßen wurde. Eine Vernetzung aber auch unter den Tageszeitungen, die wir herausgeben (Klasse Gegen Klasse und Révolution Permanente), die schon dafür initial war, dass Arbeiter*innen der französischen Staatseisenbahn SNCF und der entsprechenden Gewerkschaft SUD Rail aus Paris bereits ihre Unterstützung für die streikenden Kolleg*innen in Berlin ausdrückten.

Ebenso wurde die Solidaritätsadresse der Arbeitenden und Studierenden der Toulouser Universität auf der Streikversammlung vor über 450 Streikenden gezeigt — und löste dementsprechende Begeisterung aus!

 

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