Studentische Beschäftigte demonstrieren in Dahlem: Der Druck an der Basis wird größer [mit Videos]

16.05.2017, Lesezeit 4 Min.
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Einen Tag vor dem dritten Verhandlungstermin zeigen die studentischen Beschäftigten mit einer kämpferischen Demo durch die Freie Universität Berlin, was sie von den bisherigen Angeboten der Universitäten und Hochschulen halten: Gar nichts!

Foto: Christian von Polentz

Die Verhandlungen für die Neuauflage des Tarifvertrages für studentische Beschäftigte an den Berliner Universitäten und Hochschulen gehen heute in die dritte Runde. Die bisherigen Reaktionen auf die 14 Forderungen der Beschäftigten sind absolut unzureichend.

Während die meisten Forderungen wie die Wiedereinführung des Weihnachtsgeldes, mehr Urlaubstage und Verlängerung des Krankengeldes schlichtweg abgelehnt wurden, gab es in der Frage der Lohnerhöhung ein Angebot, dass jedoch völlig an den Lebensrealitäten der Beschäftigten vorbeigeht: 44 Cent (4 Prozent des aktuellen Lohns) mehr solle es geben.

 

Um vor der nächsten Verhandlungsrunde ein Zeichen zu setzen, dass die Beschäftigten bereit sind, für ihre Forderungen zu kämpfen, gab es am gestrigen Montag eine kämpferische, bunte und laute Demo mit etwa 60 studentischen Beschäftigten und solidarischen Student*innen über das Gelände und durch die Gebäude der FU Berlin.

 

Vor dem Präsidium, denn die Tür war zu und von Türstehern bewacht, wurde lautstark die Unzufriedenheit zum Ausdruck gebracht. Parolen wie „Vier Prozent sind ein Hohn! Wir! Wollen! Mehr! Lohn!“ hallten durch Dahlem. Die studentischen Beschäftigten forderten eine Erklärung für dieses völlig unzureichende Angebot. Ein Vertreter der Arbeitgeber*innenseite, der sich nach langem Zögern der Menge stellte, hatte jedoch außer Ausreden und Verweise auf die nächste Verhandlungsrunde keine Erklärung für die offensichtliche Geringschätzung der studentischen Beschäftigten.

 

Sören Luxbach, Mitglied der Revolutionär-kommunistischen Jugend und Teil des Aktivenkreises der TVStud-Iniitiative, erklärte:

Wir sind nicht dazu bereit, einen Schritt abzuweichen von den Forderungen, denn 14 Forderungen sind es und die Mehrzahl der Forderungen wird jetzt noch abgeschmettert von der Seite der Unileitung. Das ist absolut nicht zu akzeptieren!

 

Die erfolgreiche Aktion hat nicht nur ein klares Signal an die Arbeitgeber*innen gesendet, sondern konnte auch weitere Solidarität unter den Student*innen gewinnen. Viele schlossen sich im Laufe der Aktion der Demo an. Jetzt ist es wichtig, den Druck aufrecht zu erhalten und weiterhin zu erhöhen! Dazu können vielfältige und kreative Aktionen bis hin zum Streik, an allen Unis und Hochschulen, beitragen, die weiter Unterstützung sichern und die Kampfbereitschaft der Beschäftigten zum Ausdruck bringen.

 

Mobilisierung der Basis und gemeinsamer Kampf

Seit 2001 wurde der Tarifvertrag nicht mehr aktualisiert und so hat sich durch Inflation, steigende Mieten und Lebenshaltungskosten ein Reallohnverlust von 30 Prozent angestaut. Das Angebot der Universitäten und Hochschulen steht im krassen Gegensatz zu diesem Lohnverlust.

Die Forderungen der Beschäftigten dagegen ist es, genau diese 30 Prozent wieder aufzuholen und mit einer dynamischen Angliederung an den TVöD einen schleichenden Lohnverlust in Zukunft zu verhindern. Die Empörung über das realitätsferne Angebot war dementsprechend groß – bei den studentischen Beschäftigten, aber auch bei den solidarischen Student*innen, die selbst immer wieder Erfahrungen mit der kompromisslosen Leitung der Universitäten und Hochschulen machen müssen.

Es ist nun klar geworden, dass die Verhandlungen nur mit einem erhöhten Druck der Basis zur Zufriedenheit abgeschlossen werden können.

Ein weiter wichtiger Faktor ist die Solidarität von Arbeiter*innen über Sektorengrenzen hinweg. Die Solidarität mit Kolleg*innen z.B. am Botanischen Garten, bei der CFM und Vivantes, die sich im Moment ebenfalls im Arbeitskampf befinden oder ihn schon erfolgreich geführt haben, kann einerseits durch den Austausch von Erfahrungen den eigenen Kampf stärken, aber auch durch gegenseitige Solidarität den Druck auf die Arbeitgeber*innen erhöhen.

Ab Mittwoch, den 17. Mai, wird an der CFM für mindestens fünf Tage gestreikt. Studentische Beschäftigten müssen den Streik der Kolleg*innen der CFM untersützen, Solidaritätsaktionen organisieren. Gegen die Kürzungen, Prekarisierung und Lohndrückung können die Arbeiter*innen verschiedener Sektoren nur gewinnen, wenn sie gegen den Senat und die Bosse gemeinsam kämpfen.

Zur dezentralen Planung und Mobilisierung gibt es Basistreffen an verschiedenen Universitäten:
TU: Mi, 17.5., 16 Uhr, AStA TU Berlin
FU: Do, 18.5., 14 Uhr, Foyer Mensa II
HU: Mo, 22.5., 16 Uhr, Fachschaft Geschichte (Raum 5007)
Berlinweiter AK: Fr, 19.5., 15:30 Uhr, Ort folgt

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