Razzia wegen einer kurdischen Fahne auf Facebook statt . Sie war ganz klar auch sexistisch – die Betroffene Narges Nassimi äußert sich dazu." /> Razzia wegen einer kurdischen Fahne auf Facebook statt . Sie war ganz klar auch sexistisch – die Betroffene Narges Nassimi äußert sich dazu." />

Sexistische Razzia in München: „Ein Polizist ist mir bis auf die Toilette gefolgt“

18.08.2017, Lesezeit 3 Min.
1

Donnerstag Früh fand eine Razzia wegen einer kurdischen Fahne auf Facebook statt . Sie war ganz klar auch sexistisch – die Betroffene Narges Nassimi äußert sich dazu.

Narges Nassimi ist eine geflüchtete Aktivistin aus Iranisch-Kurdistan. Sie lebt seit drei Jahren in München. Bis heute ist sie in den Geflüchteten-, feministischen und Solidaritätsinitiativen für Kurdistan und Palästina involviert. Sie befand sich in der Wohnung, als schwer ausgerüstete USK-Beamt*innen einmarschierten, und sagt selbst darüber:

Ich war nackt und konnte mich nicht richtig orientieren. Mein Mitbewohner hat die Tür aufgemacht. Wir waren beide verwirrt. Was wollen sie denn? Ich war schockiert: Wie, was, wann, warum denn?

Kurz nach dem Einsatz zeigte sich, was die Polizist*innen gesucht hatten: Benjamin Ruß, den Mitbewohner von Narges, der beschuldigt wird, auf seinem privaten Facebook-Profil die Fahne der kurdischen Selbstverteidigungseinheiten YPG hochgeladen zu haben, um gegen die Kriminalisierung der Symbole des kurdischen Befreiungskampfes zu protestieren. Nach Aufnahme der Personalien stellten die Polizist*innen fest, dass der gesuchte Mitbewohner nicht zu Hause ist. Diese Information hatte die Polizist*innen aber nicht daran gehindert, die gesamte Wohnung zu belagern und die restlichen Zimmer der Wohnung zu betreten. Narges schildert die Situation folgendermaßen:

Unsere Gäste durften sich nicht bewegen. (…) Darüber hinaus sind die Polizist*innen in unser Zimmer betreten, obwohl kein Durchsuchungsbefehl vorlag.

Die starke Präsenz der USK-Beamt*innen und ihre lauten und aggressiven Töne sollte die Mitbewohnerin einschüchtern. Eine Zeitlang ist Narges als einzige Frau in der Wohnung, die Situation wird für sie unerträglich. Auf ihre Forderungen wurde in keiner Weise eingegangen, es gab nur mackerhafte Ignoranz.

Der Sexismus erreichte seine brutalste Form, als Narges auf die Toilette gehen wollte: „Mir ist es sehr wichtig über das sexistische Verhalten eines Polizisten zu schreiben, der mir bis auf die Toilette gefolgt ist und die Tür geöffnet hat“, sagt sie. Was hat sich der Polizist dabei gedacht? Es ist nicht unsere Aufgabe, eine individuelle psychoanalytische Antwort auf die Verhaltensweise des Polizisten zu finden versuchen. Offensichtlich diente die Brutalität der Demütigung.

Narges klagt an:

In einem sexistischen patriarchalischen System kann man nichts mehr von Staatsapparaten erwarten. Es ist eine beschissene passive Epoche, in der nichts gibt, uns zu schützen und uns zu verteidigen. Wir können es nur selber tun. Ich bin krass wütend.

Dieser Fall ist ein Beispiel, dass die Polizei barbarisch, ohne Rücksicht auf die Würde und den psychologischen Zustand der Betroffenen, handelt. Der Apparat besteht aus Schläger*innen, die uns mit allen menschenunwürdigen Mitteln einschüchtern und in die Passivität treiben wollen. Wir verurteilen diese sexistische Razzia auf das Schärfste und solidarisieren uns mit Narges Nassimi.

Mehr zum Thema