René Benko, der ärmste Milliardär Österreichs ist auf Staatshilfe angewiesen

28.01.2021, Lesezeit 4 Min.
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Foto: Tupungato / Shutterstock

Nach der Insolvenz von Galeria Kaufhof Karstadt (GKK) im letzten Jahr, die die Schließung von mehreren Filialen und die Entlassung von rund 5.000 Arbeiter:innen mit sich brachte, ist GKK schon wieder auf staatliche Hilfe angewiesen – doch warum eigentlich staatliche Hilfe?

Der Lebenslauf des „Selfmade-Milliardärs“ René Benko ist der feuchte Traum eines:einer jede:n Liberalen: mit 17 die Schule abgebrochen und ins Immobiliengeschäft gestartet, mit 20 die erste Million erwirtschaftet. Im Forbes-Ranking ist Benko auf Platz 361, sein Vermögen wird auf 4,7 Milliarden Euro geschätzt. 4.700.000.000 Euro. Diese Summe muss man sich auf der Zunge zergehen lassen und in einem Atemzug „Staatshilfe“ aussprechen. Klingt absurd?

Naja, Platz 361 ist jetzt auch nicht so ganz weit oben, mit den 4,7 Milliarden Euro ist Benko nicht einmal in Österreich auf Platz 1 (Mateschitz 16,5 Milliarden Euro), da sind Staatshilfen vielleicht doch angebracht, oder?

Galeria Kaufhof Karstadt musste im letzten Jahr Insolvenz anmelden. Als Folge wurden über 40 Filialen geschlossen und rund 5.000 Arbeiter:innen verloren ihre Arbeit. So liest es sich, wenn ein Insolvenzverfahren positiv beendet wurde. GKK Chef Müllenbach formulierte dies in einem Brief an die verbliebenen Mitarbeiter:innen so: „Wir sind jetzt besser aufgestellt als jemals zuvor“ und „Diese Krise hat uns stärker gemacht, denn wir haben anders als andere Unternehmen keine Schulden.“. Das war im September 2020. Seitdem scheint GKK wieder Schulden zu haben und wieder gerettet werden zu müssen. Außerdem ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Teile der Geschäftsführung wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung, berichtet der Spiegel. Vielleicht hätte die Dividende an Benko und die Aktionär:innen doch besser in den angeschlagenen Betrieb fließen sollen?

Bis zu 460 Millionen Euro Darlehen gewährt der Bund GKK, zur Rettung der mittelbar 80.000 Arbeiter:innen (rund 20.000 Arbeiter:innen bei GKK plus dazu von GKK abhängige Lieferanten). Nachdem der Bund der Lufthansa neun Milliarden Euro bewilligt hat und TUI mit 1,3 Milliarden unter die Arme greift, bekommt GKK nun auch in den Genuss rund eine halbe Milliarde Euro zu erhalten. Bei der Lufthansa konnten wir aber schon sehen, dass Massenentlassungen und Milliarden-Hilfe auch Hand-in-Hand gehen können. Hinzu kommt das pikante Detail, dass laut SZ Entlassene GKK Mitarbeiter:innen ihre Abfindungen bis jetzt nicht ausgezahlt bekommen haben.

Bei dem jetzigen Darlehen soll Benko, so berichtet der Business Insider, aber auch in die Verantwortung genommen werden:

Aus Verhandlungskreisen heißt es, sein Anteil betrage mindestens 100 Millionen Euro, die sich aus Investitionen und dem Verzicht auf Mieteinnahmen zusammensetzen.

100 Millionen Euro und der Verzicht auf Mieteinnahmen? Filialschließungen und Entlassungen verbieten, damit würde der Bund Benko in die Verantwortung nehmen. So finanziert der Bund einem Milliardär die Umstrukturierung seines angeschlagenen Investitionsobjekts. Benkos Vision für GKK ist nämlich kein Kaufhaus für alle, sondern Luxuskaufhäuser in prestigeträchtiger Lage. Wenn die Lage nicht optimal ist, greift er dazu auch gerne selbst ins Stadtbild ein. Parallel dazu will Benko rund 3,5 Milliarden Euro in Berliner Immobilien investieren. Sollten die Kaufhäuser dann doch nicht fruchten, ließen sich die Gebäude für Wohn-, Bürozwecke oder Hotels nutzen.

Ein Schlag ins Gesicht für alle, die ihre Arbeit bereits verloren haben oder jetzt weiter darum fürchten müssen. Die Lösung wäre dabei so einfach: Benko in die Verantwortung nehmen! Seine Milliarden Euro könnten problemlos für die Schaffung neuer Arbeitsplätze genutzt werden, die Immobilien in staatlicher Hand unter Kontrolle der Beschäftigten könnten vielfältig genutzt werden und es blieben sicher noch ein paar Euro für den armen René übrig.

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