Rassist:innen raus aus der Uni: Kein Podium für Stephan Grigat!

18.05.2022, Lesezeit 5 Min.
1
Bild: Positiv Berlin / Shutterstock.com

Gegen rassistische Hetze an der FU und überall. Kommt zur Kundgebung am 23. Mai um 17 Uhr vor der Rost-und Silberlaube.

Für Montag, den 23. Mai um 18 Uhr hat die Fachschaftsinitiative des Otto-Suhr-Instituts an der Freien Universität Berlin Stephan Grigat für einen Vortrag zum Thema „Nahostkonflikt und Antisemitismus“ eingeladen.

Mit Grigat lädt die FSI einen offenen Rassisten ein, der den Islam als eine per se antisemitische Religion brandmarkt. Unter dem Vorwand der Bekämpfung des Antisemitismus wird der „Antisemitismus unter Muslimen“ als „eine der größten Herausforderungen für Antisemitismuskritik“ dargestellt.

Hiermit schürt Grigat die rassistische Stimmung in Deutschland, die alle (vermeintlichen) Muslim:innen unter Generalverdacht stellt und antimuslimischen Rassismus unter dem Vorwand des Kampfes gegen Unterdrückung verbreitet.

Grigat geht sogar noch weiter. Die größte geopolitische Gefahr für jüdisches Leben sieht er im iranischen Regime. Er ist Mitinitiator der Kampagne „Stop the bomb”, die westliche Interventionen im Allgemeinen fordert. Grigat forderte unter anderem bereits gezielte und wiederholte Militärschläge auf den Iran und lobte die Politik des rechtsextremen Ex-Präsidenten Donald Trump. Ein Erstunterzeichner des Aufrufs forderte zudem die Bombardierung des Irans mit Atomwaffen. Alle Kritik am schrecklichen iranischen Regime, die von linken Kräften gemacht wird, interessiert Grigat nicht. Die Lösung sieht er, genauso wie in Palästina, in einem Kulturkampf des Westens gegen den Islam.

Damit macht er auch Karriere: Er lehrte an der Universität der Bundeswehr München und ist nun Professor an der Katholischen Hochschule NRW. Die katholische Kirche und die deutsche Armee sind jedoch keineswegs Institutionen, die man irgendwie des Antisemitismus freisprechen könnte. Das interessiert Grigat wohl wenig, wenn der Antisemitismus nicht von Araber:innen kommt.

In einem Land, in dem Muslim:innen nicht nur systematisch diskriminiert werden, Frauen mit Kopftuch Berufsverbote erhalten und Moscheen angegriffen werden, bezeichnet Grigat das Reden über Islamophobie als reine Abwehr gegen Vorwürfe des Islamismus.

Dieser Mensch wird nun an unsere Universität eingeladen, nicht etwa von der CDU oder AfD, die mit ihm diese Meinungen teilen, sondern von einer sich als links darstellenden Fachschaftsinitiative.

Unter dem Titel „Nahostkonflikt und Antisemitismus“ wird Grigat seine schon bekannten Thesen verbreiten: Dass nicht die Vertreibung und Entrechtung von hunderttausenden Palästinenser:innen für den israelischen Siedlerkolonialismus den Konflikt verursacht hat, sondern dass dieser lediglich Resultat des islamischen Antisemitismus sei.

Jegliche Kritik an den systematischen Menschenrechtsverletzungen des israelischen Staats seit seiner Gründung werden von Grigat als antisemitisch deklariert. Die Beschlagnahmung von Land und Eigentum von Palästinenser:innen, das Töten von Zivilist:innen, die Zwangsumsiedelungen, das Einschränken der Bewegungsfreiheit von Palästinenser:innen: Alles das heißt Grigat im Kampf gegen Antisemitismus gut und solidarisiert sich bedingungslos und unkritisch mit dem israelischen Staat. Und dies selbst nachdem Amnesty International Israel Anfang des Jahres in einem Bericht als Apartheidstaat deklariert und sich damit nach Human Rights Watch, B’tselem und Yesh Din (zwei israelische Menschenrechtsorganisationen) auch den Vorwurf der Apartheid gegenüber dem Staat Israel zu Eigen gemacht hat.

Wir wollen diese Hetze nicht an unserer Uni haben. Wir denken, dass es wichtig ist, eine politische und wissenschaftliche Debatte über Unterdrückungsformen wie Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus zu führen – aber nicht mit Rassist:innen wie Grigat, sondern mit kritischen und linken Wissenschaftler:innen, wie dem israelischen Historiker Ilan Pappé, der Grigat sicherlich über die Ursprünge des Zionismus und die Besatzung Palästinas aufklären könnte.

Insbesondere aufgrund der aktuellen Repressionen seitens der Berliner Polizei und des Berliner Senats gegen das Demonstrationsrecht der Palästinenser:innen und linken Israelis finden wir es umso wichtiger, eine breite Diskussion über den israelischen Apartheidstaat und die Rolle der deutschen Bundesregierung zu führen. Diese inszeniert sich als Schützerin von Antisemitismus gegenüber Migrant:innen, während das Attentat in Halle und die Existenz von rechten und antisemitischen Strukturen in der Bundeswehr beweisen, dass dem Staat wenig an der Bekämpfung des Antisemitismus liegt. Antisemitismus in Deutschland zu bekämpfen heißt zu allererst, das Erbe des Faschismus zu zerschlagen – in der Bundeswehr und Zivilgesellschaft, aber auch den Reichtum all der Milliardärsfamilien, die ihr Geld mit Zwangsarbeit und der Enteignung jüdischer Unternehmen raubten und den Genozid unterstützen.

Wir stellen und klar gegen jegliche Form von Rassismus und Antisemitismus und rufen deshalb alle linken Hochschulgruppen und Organisationen, sowie Studierende, Beschäftigte und alle anderen dazu auf zur Kundgebung zu kommen, um zu verhindern, dass Rassist:innen wie Grigat eine Bühne bekommen.

Rassist:innen raus aus der Uni: Kein Podium für Stephan Grigat!

Montag um 17 Uhr
vor der Rost-und-Silber-Laube in der Otto-von-Simson-Str. 26

In der ursprünglichen Version des Artikels stand, Grigat würde sich persönlich für einen präventiven Atomschlag gegen den Iran aussprechen. Das ist nicht der Fall, weshalb der Artikel am 20. Mai 2022 von der Redaktion korrigiert wurde.

Mehr zum Thema