Polizei erschießt Obdachlosen in Dortmund

08.04.2024, Lesezeit 2 Min.
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Kundgebung vor der Reinoldikirche in Dortmund. Foto: Eziz

Ein Video des Vorfalls zeigt, dass der Mann beinahe von einem Polizisten überwältigt wurde. Doch dann wurde aus nächster Nähe auf ihn geschossen.

Mitten in der Dortmunder Innenstadt tötete die Polizei am Mittwoch, dem 3. April 2024, einen 52-jährigen Wohnungslosen. Von Passant:innen aufgenommene Videos der Tat zeigen, wie mindestens sechs Polizist:innen den Mann, der sich offensichtlich in einer psychischen Krisensituation befand, konfrontierten und ein Beamter ihn erschoss, obwohl die anderen dabei waren, ihn zu überwältigen.

Das Opfer soll in eine Auseinandersetzung mit einer anderen Person geraten sein. In deren Verlauf soll er sich eine zweieinhalb Meter lange Gerüststange genommen haben. Anstatt zu deeskalieren, griff eine Gruppe Polizist:innen den Obdachlosen mit einem Taser an. Da der Taser keine Wirkung zeigte, wurde wenige Sekunden später auf den Mann geschossen. Der Schuss soll beinahe auch einen anderen Polizisten getroffen haben, der gerade das Opfer überwältigen wollte.

Nicht zum ersten Mal reagiert die Polizei auf solche Situationen mit massiver Gewalt und verschärft sie, statt zu beruhigen. Mit diesem Fall sind es nun drei Menschen, die in den letzten zwei Jahren durch die Dortmunder Polizei getötet wurden. Zwei von diesen drei Personen waren Obdachlose und einer war der 16-jährige Geflüchtete Mouhamed Lamine Dramé. Dies verdeutlicht den chauvinistischen Charakter der Polizei. Alle drei Opfer gehörten zu Gruppen, die in unserer Gesellschaft besonders unterdrückt werden.

Am Freitag trafen sich etwas mehr als 200 Menschen an der Reinoldikriche, um dem Opfer und auch Mouhamed zu Gedenken und gegen tödliche Polizeigewalt zu protestieren.

Der Fall soll nun von der Polizei Recklinghausen untersucht werden, die auch beim Mord an Mouhamed eingeschaltet wurden. Bereits in diesem Fall war und ist sie aufgrund ihrer fehlenden Unabhängigkeit Gegenstand der Kritik und es ist nicht zu erwarten, dass sich dies nun ändern könnte. Das eine Polizeipräsidium kann nicht unparteiisch gegen das andere ermitteln. Straftaten von Polizist:innen werden selten vor Gericht gebracht und noch seltener werden sie verurteilt.

Mehr politische Bildung und Deeskalations-Trainings werden das Problem nicht lösen. Exzessive Gewalt und Morde an den Marginalisierten waren schon immer fester Bestandteil der Polizei und können ebenso wenig weg reformiert werden wie ihr rechtes Gedankengut.

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