Justice for Mouhamed Lamine D.

12.08.2022, Lesezeit 4 Min.
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Foto: shutterstock.com / trevorwk

Hunderte demonstrierten in Dortmund in Gedenken an den von der Polizei erschossenen 16-Jährigen und gegen rassistische Polizeigewalt.

Am Mittwochabend, den 10.08.22, fand eine spontane Demonstration statt, um an die gewaltsame Tötung des 16-Jährigen Mouhamed Lamine D. zu gedenken. Der senegalesisch-malische Jugendliche wurde am Sonntag Nachmittag unter Anwesenheit von 11 Polizist:innen erschossen. Ein Polizist traf den Jungen mit einer Maschinenpistole mit 5 Schüssen in den Oberkörper und im Gesicht.

Laut einem Initiator der Demonstration sei Mouhamed laut Informationen der Stadt Dortmund erst vor 7 Tagen nach Dortmund in die Jugendeinrichtung St. Elisabeth gekommen. Er sei erst vor kurzem in Deutschland angekommen, habe in Bingen und Mainz gelebt, seine Eltern und seine Brüder seien wohl auf der Flucht aus dem Senegal verstorben.

Mouhamed habe unter Depressionen, Ängsten und Suizidgedanken gelitten. Am Samstag sei er deshalb in der LWL-Klinik Dortmund eingewiesen worden. Aus unbekannten Gründen sei er am Sonntag wieder entlassen worden.

Montag Nachmittag riefen dann Mitarbeitende der Einrichtung die Polizei, weil Mouhamed angeblich mit einem Messer gesehen wurde. Bevor es zu den Schüssen kam, setzte die Polizei im Vorfeld bereits Tränengas und Elektroschocks gegen den 16-Jährigen ein.

Eine Ärztin, die Mouhamed laut eigener Aussage noch im Krankenhaus versuchte das Leben zu retten, sprach auf der Demonstration, dass sie mit 20 Mitarbeitenden versuchten das Leben zu retten, auch sie erhob starke Vorwürfe gegenüber der Polizei. Wenn sie einem Menschen ein Skalpell in den Kopf rammen würde, würde sie sofort im Gefängnis landen, so ihre Reaktion auf die Schüsse der Polizei.

Einige Schwarze Menschen und People of Color berichteten in Redebeiträgen von in der Vergangenheit erlittener Polizeigewalt, woraufhin sie bei einer Anzeige eine Gegenanzeige der beschuldigten Polizist:innen bekamen. Andere migrantische Anwohner:innen der Nordstadt, wo Mouhamed erschossen wurde, berichteten, dass sie in anderen Situationen bei Benachrichtigung der Polizei ignoriert wurden und keine Hilfe erhielten.

Die brutale Gewalt gegen den Jugendlichen löste viel Wut bei den Demoteilnehmer:innen aus. Neben rassistischer Polizeigewalt zeigt sich auch, dass Psychiatrien und Jugendeinrichtungen mit der Versorgung von psychisch kranken Menschen überfordert sind. In der Jugendeinrichtung habe es laut Information auf der Demonstration auch keine Erfahrung mit afrikanischen Geflüchteten gegeben. Anstatt eine:n Dolmetscher:in oder Vereine aus der afrikanischen Community zur Hilfe zu holen, wussten die überforderten Mitarbeitenden sich scheinbar nur mit der Polizei zu helfen.

Dies macht einmal mehr deutlich wie unterfinanziert Bereiche wie Geflüchteten- und Jugendhilfe sowie psychosoziale Einrichtungen sind. Während 100 Milliarden Euro in die Aufrüstung der Bundeswehr gesteckt werden -von denen ein großer Teil in die Waffenindustrie geht- laufen soziale und gesundheitliche Bereiche, die nicht große Profite abwerfen, oft nur unter Minimalbesetzung.

Die Demonstration endete nach 2 Stopps vor dem Polizeipräsidium, wo den Polizist:innen auch angeboten wurde sich zu äußern. Die Demonstrant:innen skandierten mehrfach den Namen des Täters zu erfahren. Zudem kam es auf der Route der Demonstration laut einigen Redner:innen zu Schubsereien seitens der Polizei gegenüber den Demonstrant:innen und vereinzeltes provokantes Grinsen und Lachen der Polizist:innen, was als weitere Respektlosigkeiten wahrgenommen wurde. Einer der Hauptredner rief dazu auf, sich in einer Telegram Gruppe zu vernetzen, um gemeinsam die Arbeit der Polizei zu beobachten und zu filmen, um weitere mögliche Polizeigewalt festhalten und verhindern zu können. Zu den Forderungen der Demonstrant:innen gehörte neben der sofortigen Freistellung der 11 Polizist:innen, die Abrüstung der Polizei und eine lückenlose Aufklärung.

 

Am Freitag Nachmittag um 14:30 Uhr findet ein Totengebet für Mouhamed D. auf dem Vorplatz der Abu Bekr Moschee (Carl-Holtschneider-Str 8A) statt, an dem auch Nicht-Muslim:innen teilnehmen können.

Um 16 Uhr ist dann auf dem Friedensplatz in Dortmund eine größere Demonstration angemeldet. Auch bundesweit sind Proteste angekündigt. Wir rufen, genauso wie die Intiator:innen dazu auf, zahlreich zu erscheinen.

Nieder mit der Polizeigewalt!
Kampf dem Rassismus!

 

 

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