Online-Chaos, Stress und Leistungsdruck – ein Schüler berichtet

20.01.2021, Lesezeit 3 Min.
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Ein Schüler aus Baden-Württemberg berichtet von seinen Erfahrungen mit dem Online-Unterricht und der Isolation durch die Corona-Einschränkungen. Dieser Bericht ist nach einem Gespräch mit dem Schüler entstanden und wurde nicht von ihm selbst verfasst.

Als es Mitte Dezember hieß, dass die Schulen wieder geschlossen werden sollen, bedeutete dies zwar sowohl Erleichterung, dass die Risiken einer Ansteckung in den Schulen nicht weiter bestehen würden, aber auch Angst davor, wie der Online-Unterricht sowohl für Schüler:innen als auch Lehrer:innen und Eltern funktionieren würde. Die Hoffnung, dass über den Sommer ein gutes Konzept für den Online-Unterricht erarbeitet worden war, erwies sich sehr schnell als falsch.

Überforderte Schüler:innen und Lehrer:innen, aber auch erschöpfte Eltern, die sich nun zusätzlich zur Lohnarbeit um das Lernen und die Betreuung ihrer Kinder kümmern sollen, müssen sich die Frage stellen, wie lange das noch so weitergeht. Denn darüber erhalten alle Seiten fast keine Informationen.

Der 15-jährige Schüler erzählt uns, dass ihn das eigentlich am meisten stresst: nicht zu wissen, wie lange diese Belastungen noch anhalten werden. Zu dieser Ungewissheit, sagt er, kommt noch der enorme Leistungsdruck und die Angst vor den Prüfungen dazu, denn er steht kurz vor dem Schulabschluss.

Dieser Leistungsdruck käme vor allem dadurch, dass der Lehrplan nicht wirklich an die Bedingungen der Schüler:innen und Lehrer:innen im „Home-Office“ angepasst wird. Durch den „Online-Unterricht“ sei es praktisch unmöglich, dem Lehrplan vollständig zu folgen.
Besonders da er in allen Fächern außer in Mathematik keinen regulären Unterricht hat, sondern ihm und seinen Mitschüler:innen lediglich Aufgaben geschickt werden, die sie selbständig zu lösen haben. Erklären, Fragenstellen und Diskutieren – das, was Unterricht ausmacht – ist unter diesen Bedingungen unmöglich.

Doch die Schuld dafür liege, seiner Meinung nach, nicht etwa bei den Lehrer:innen, sondern bei dem Unterrichtskonzept, das auch für sie enorme Überforderung und Belastung mit sich bringt. Ihnen fehle es komplett an Mitteln und Unterstützung, um einen möglichst zugänglichen, lehrreichen und gerechten Online-Unterricht möglich zu machen.

Auch die Zugänglichkeit ist für viele Schüler:innen, aber auch teilweise für Lehrer:innen ein großes Problem. Denn die benötigten Geräte oder allein ein Zugang zum Internet sind bei einigen nicht vorhanden. Er beispielsweise habe zum Teil Internetprobleme, sodass er am ersten Tag nach den Weihnachtsferien aufgrund einer Serverüberlastung überhaupt nicht am Online-Unterricht teilnehmen konnte.

Doch seiner Meinung nach ist es überhaupt keine Lösung, die Schulen einfach wieder aufzumachen, denn auch er möchte das enorme gesundheitliche Risiko beim „Live-Unterricht“ in den Schulen nicht mehr auf sich nehmen. Er selbst habe Familienmitglieder, die zu Risikogruppen gehören. Eine Lösung sollte seiner Einschätzung nach von allen an den Schulen Beschäftigten, Schüler:innen und Eltern gemeinsam entwickelt und entschieden werden. Für ihn wäre die einzige Lösung, die Schulen auf eine für alle möglichst sichere Weise zu öffnen.

Das bedeutet konkret: Jedes Klassenzimmer braucht ein Belüftungssystem, die Klassen müssen drastisch verkleinert werden, Maskenpflicht und die Sicherstellung, dass Lehrer:innen und Schüler:innen, die zu Risikogruppen gehören, den Unterricht auch von zuhause ohne Nachteile verfolgen zu können.

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