No Cops at Pride: Internationalist Queer Pride in Berlin

24.07.2023, Lesezeit 4 Min.
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Foto: Lara

Mehr als 10.000 Menschen beteiligten sich an der Internationalistischen Queer Pride am 22. Juli 2023 in Berlin.

Am 22. Juli fand in Berlin ein durch und durch kommerzialisierter CSD statt – und mit der Internationalistischen Queer Pride (IQP) eine radikalere, alternative Demo, denn: ‚Stonewall was a riot‘. An dieser beteiligten wir uns mit Klasse Gegen Klasse und Waffen der Kritik auch in diesem Jahr wieder. Zwischen den Paradewagen der großen Unternehmen, die den kommerzialisierten CSD für Pinkwashing verwenden, hatte die CDU mit ihrem Wagen hingegen wenig zu suchen. Kai Wegners Versuch, eine Rede zu halten, ging in Lauten “Buh”-Rufen unter. Schließlich wurde der Umzug von einigen Aktivist:innen blockiert und aufgehalten.

Die Politik, die Wegner, seine Partei, aber auch seine Regierung mit der SPD vertritt, ist keineswegs eine, die die Unterdrückung queerer Menschen ansatzweise versucht aufzulösen. Wegner selbst plädiert in seinen Wahlkämpfen für die Abschaffung des „Antidiskriminierungsgesetzes“, welches Betroffenen das rechtliche Vorgehen gegen Diskriminierung basierend auf Sexualität, Religionszugehörigkeit, Behinderung oder ethnischer Herkunft erleichtern soll. Immer wieder gibt es auch Stimmen aus seiner Partei, die offen gegen queere Menschen hetzen. Erst kürzlich in Bayern wurden CSU-Mitglieder aufgrund ihrer Hetze gegen Drag- und Trans-Personen vom CSD ausgeladen. Auf Bundesebene ist die Partei außerdem gegen das Selbstbestimmungsgesetz, das die Notwendigkeit eines Gerichtsverfahrens bei einer Personenstands- und Namensänderung für trans Personen aufheben würde.

Deshalb ist es umso wichtiger, dass es die Internationalistische Queer Pride mit ihrem kämpferischen Anspruch gibt. Schon der Auftakt auf dem Hermannplatz zeigte ein deutlich anderes Bild als der CSD: Tausende Menschen mit Transpis, Schildern und Parolen, die die Unterdrückung queerer Menschen auch bei rassifizierten Personen hervorhoben und teilweise den Bezug zur Ausbeutung der Klasse, der die meisten queeren Menschen angehören, aufzeigen. Deutlich wurde es anhand von Redebeiträgen, die sich auf Black Lives Matter bezogen und auch die Unterdrückung queerer Palästinenser:innen anprangerten. In der Bundesrepublik wird immer wieder Solidarität mit Palästina kriminalisiert, etwa durch das Verbot der Veranstaltungen am Nakba-Tag und auch im Vorfeld des IQP gab es Hetze gegen die Teilnahme palästinensischer Gruppen.

Doch auch wenn die IQP wichtige Zusammenhänge queerer Unterdrückung mit Rassismus aufzeigt und sich auch einzelne teilnehmende Gruppen auf die Arbeiter:innenklasse als Subjekt für die Befreiung von queeren Menschen beziehen, gab es jedoch nur wenige Verweise auf aktuelle Kämpfe, wie Inlation. Auch waren vergleichsweise wenige Gruppen mit revolutionärem Anspruch vertreten und die Vermittlung der politischen Parolen an andere Teilnehmer:innen wie auch Zuschauer:innen schien nur mäßig erfolgreich.

Die Wichtigkeit der IQP wurde jedoch gegen Ende der Demonstration besonders deutlich. Während die Polizei auf dem CSD ihr Image aufpoliert, kam es auf der IQP kurz nachdem der Demonstrationszug die neue Polizeiwache am Kottbusser Tor passierte und seinen Unmut darüber zum Ausdruck brachte, zu einer Festnahme – mal wieder ohne ersichtliche Gründe. Ein guter Teil der Demo stoppte in Solidarität und forderte die Freilassung, sodass die festgehaltene Person nach 20 Minuten wieder zur Demo zurückkehren konnte.

Deutlich wird eines: der Kampf für queere Befreiung ist ein gemeinsamer Kampf, der solidarisch mit anderen unterdrückten Arbeiter:innen täglich stattfinden muss. Um tiefer zu queerer Befreiung und sozialistischem Feminismus zu diskutieren, veranstaltet Klasse Gegen Klasse Workshops auf dem diesjährigen Sommercamp.

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