#NiUnaMenos-Demonstration in Buenos Aires: ein Meer von Grün für das Recht auf Abtreibung

05.06.2018, Lesezeit 3 Min.
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Gestern gingen in Buenos Aires wieder Hunderttausende auf die Straße, um gegen Gewalt an Frauen zu demonstrieren. Das wichtigste Thema war dabei die Legalisierung der Abtreibung. Aber auch der Widerstand gegen den Internationalen Währungsfond und die Sparprogramme der Regierung wurde sichtbar. Am Sonntag hatte es bereits Demonstrationen im ganzen Land gegeben.

Gestern fand in Argentinien die jährliche Massendemonstration zu „Ni Una Menos“ (deutsch: Nicht Eine Weniger) statt, bereits zum vierten Mal. Die erste Demonstration im Jahr 2015 hatte eine energische Frauenbewegung ans Licht gebracht, die sich gegen Gewalt an Frauen wehrt. Vor allem die riesige Zahl der Feminizide – alle 30 Stunden wird in Argentinien eine Frau ermordet – hatte mehrere Hunderttausende Menschen auf die Straße gebracht. Am Sonntag war schon in vielen anderen Städten demonstriert worden.

Dieses Jahr stand die Bewegung ganz unter dem Vorzeichen des Kampfes für das Recht auf Abtreibung. Denn ein Gesetzentwurf zur Legalisierung wird derzeit im Kongress diskutiert. Am 13. Juni soll die Abstimmung stattfinden. Gestern waren nun die Straßen von Buenos Aires grün gefärbt von den Halstüchern der Kampagne für das Recht auf legale, sichere und kostenlose Abtreibung. Schon in den vergangenen Monaten beteiligten sich zehntausende, vor allem junge, Frauen an Kundgebungen, schossen Soli-Fotos in ihren Schulen, Universitäten und Betrieben und machten auch im Alltag ihre Unterstützung für diese Forderung sichtbar. Selbst in Berlin gab es Solidaritätsaktionen.

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Auch kämpfende Arbeiter*innen – wie beispielsweise die Minenarbeiter in Río Turbio, die sich für die Wiederherstellung ihrer Arbeitsplätze einsetzen – zeigten sich in den vergangenen Wochen mit den Halstüchern und nahmen an den Kundgebungen teil, die die Debatte im Kongress begleiteten.

„Sin aborto legal no hay Ni Una Menos“, riefen die Demonstrant*innen: Ohne legale Abtreibung gibt es nicht Nicht eine Weniger. Denn immer wieder sterben gerade arme Frauen an den Folgen von heimlichen Abtreibungen. Dies seien Feminizide, die der Staat begeht, wurde immer wieder in den Reden betont.

Das Recht auf Abtreibung war allerdings nicht das einzige Thema der Demonstration. Auch die Entlassungs- und Kürzungspolitik der Regierung von Mauricio Macri griffen die Demonstrant*innen an. Denn auch diese trifft arme Frauen und Arbeiterinnen besonders hart.

Und es wurde dafür demonstriert, die von Macri aufgenommenen Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfond (IWF) abzubrechen und die Auslandsschulden, deren Ursprung in der Zeit der Militärdiktatur zu finden ist, nicht zu bezahlen. Die Krise, die Argentinien im Jahr 2001 erlebte und die mithilfe der Anpassungsprogramme des IWF auf den Schultern der Arbeiter*innen abgeladen wurde, ist noch in frischer Erinnerung und damit auch die katastrophalen Konsequenzen, die dies für die Armen und Arbeiter*innen, gerade für die Frauen unter ihnen, hatte. Das Motto der diesjährigen Demo war deshalb auch „Vivas, libres y desendeudas nos queremos“: Wir wollen uns lebend, frei und ohne Schulden.

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