Nach 20 Monaten im Kampf wird am Botanischen Garten gefeiert

16.01.2017, Lesezeit 3 Min.
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In der deutschen Gewerkschaftsbewegung benutzt man selten das Wort "Sieg". Manchmal gibt es Niederlagen – oder auch kampflose Rückzüge. Immer wieder werden schlechte Kompromisse ausgehandelt. Es gelingt uns relativ oft, frühere Errungenschaften zu verteidigen. Aber die Kolleg*innen vom Botanischen Garten in Berlin haben Ungewöhnliches geschafft. Sie haben klipp und klar gewonnen. Das musste gefeiert werden!

In der Gaststätte „Landhaus“, direkt am Eingang des Botanischen Gartens in Berlin-Steglitz, wurde am Freitag Abend ordentlich gefeiert. Rund 40 Menschen – streikenden Kolleg*innen und Unterstützer*innen – freuten sich gemeinsam über den neuen Tarifvertrag. Die Beschäftigten bekommen bereits jetzt jeden Monat hunderte Euro mehr. Bis 2019 werden die Arbeiter*innen von der Tochterfirma (fast) genauso viel verdienen wie ihre Kolleg*innen, die direkt der Freien Universität Berlin angestellt sind. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!“

Das breite Publikum zeigte, wie viele Menschen von diesem Arbeitskampf inspiriert worden sind:

  • Claudius vom Personalrat der FU berichtete von prekären Arbeitsverhältnissen in allen Bereichen der Universität. Aber hier wurde durch diesen Kampf ein Zeichen gesetzt.
  • Ramazan von der Berliner Aktion gegen Arbeitgeberunrecht meinte schlicht zu den Kolleg*innen: „Ihr habt Geschichte geschrieben.“
  • Sascha von der Charité Facility Management (CFM) erzählte, wie das Unternehmen mit harten Bandagen gegen den Betriebsrat vorgeht. Auch bei dieser Tochterfirma sind weitere Streiks zu erwarten.
  • Gotthard vom gewerkschaftlichen Ausschuss gegen prekäre Arbeit lobte den Erfolg. „Es gibt nur eine Kraft, auf die wir vertrauen können, und das sind wir selbst.“
  • Katharina von den therapeutischen Diensten bei Vivantes, wo seit mehr als zwei Jahren ebenfalls gegen Outsourcing und Tarifflucht gekämpft wird, sagte einfach: „Das macht Mut.“
  • Jana Seppelt, die zuständige Gewerkschaftssekretärin von ver.di, forderte, dass alle Gewerkschaften im Jahr 2017 das Thema Prekarisierung aufgreifen müssen.
  • Wladek Flakin von Klasse Gegen Klasse äußerte den Wunsch, dass die Streikenden ihre Erfahrungen weitergeben, damit alle prekär Beschäftigten in der Stadt sich ein Beispiel daran nehmen können.

Am Ende des Raums hing auch ein Transparent, das Klasse Gegen Klasse für eine frühere Siegesfeier gemalt hatte. Darauf stand: #KämpfenLohntSich!

Zum Schluss gab es einen besonderen Dank für den Betriebsratsvorsitzenden Lukas S. und den Betriebsgruppensprecher Ronald Tamm, die seit zwei Jahren auf etliches verzichtet haben, um Gerechtigkeit für ihre Kolleg*innen zu erkämpfen.

Aber der Kampf ist nicht vorbei. Auch wenn es an diesem Abend ein tolles Buffet zu genießen gab, stehen weitere Arbeitskämpfe an der Charité und bei Vivantes an. Und die „Harten vom Garten“ werden ein Beispiel für ganz viele Arbeiter*innen bleiben.

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